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Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt

Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt

Titel: Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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die Macht seiner Zauberinnen. Und die Eigensinnigkeit seiner Töchter. Du sollst alles haben, was du willst und mehr. Kein Luxus wird dir versagt bleiben. Doch in meinem Haus bin ich der Herr.«
    »Das klingt ja entzückend«, sagte Angharad.
    »Denkt mehr an Eure Pflicht und weniger an Euer Vergnügen«, antwortete Grimgower. »Die Söhne, die aus unserer Ehe hervorgehen werden, werden unermessliche Macht besitzen und das ganze Land beherrschen. Die Verbindung unserer beiden Häuser –«
    »Nicht mein Haus soll verheiratet werden, sondern ich«, unterbrach ihn Angharad. »Und wenn Ihr mir bereits jetzt sagen könnt, dass Ihr Söhne haben werdet und keine Töchter, dann seid Ihr ein echter Prophet! Inzwischen würde ich vorschlagen, dass Ihr Eure Fähigkeiten auf andere Weise unter Beweis stellt.«
    Grimgower trat einen Schritt zurück und hob die Arme. Mit harscher Stimme sprach er die Worte eines mächtigen Zaubers aus. Die Höflinge hielten vor Schreck die Luft an. Denn aus dem Nichts erstanden plötzlich monströse Geschöpfe, die fauchten und knurrten und ihre nadelspitzen Zähne bleckten. Einige, mit geschuppten Hälsen, spieen Flammen aus ihren Nüstern; andere schlugen mit Schwänzen um sich, die scharf wie Klingen waren. Die Bestien kauerten neben dem Zauberer und glotzten Angharad mit glühenden Augen an.
    Königin Regat erbleichte, auch wenn sie steif und gerade dasaß und ihre Furcht zu verbergen suchte.
    Angharad jedoch blickte ungerührt auf die Monster.
    »Arme Dinger, sie sehen aus, als ob sie Hunger hätten«, sagte sie zu Grimgower. »Ihr solltet euch besser um sie kümmern. Ein bisschen Kämmen und Bürsten täte ihnen auch gut. Ich schätze, sie haben alle Flöhe.«
    »Dies sind keine gewöhnlichen Ungeheuer«, rief Grimgower, in dessen Gesicht es zornig zuckte, »sondern Wesen aus meinen eigenen Träumen. Ich allein kann sie heraufbeschwören. Ihr werdet im ganzen Reich nicht ihresgleichen sehen.«
    »Das freut mich«, sagte Angharad. »Ach, es wundert mich nicht, Meister Grimgower, dass ihr von solchen Dingen träumt, und zweifellos seid Ihr stolz darauf. Ich hoffe, es kränkt Euch nicht, wenn ich Euch offen sage, dass ich die Tiere, die wir in unserem Wald haben, bei Weitem vorziehe. Die Rehlein sind viel schöner anzuschauen als dieses elend dreinblickende Was-es-auch-sei neben Euch. Und das Gleiche gilt für Kaninchen, Dachse und all die anderen Geschöpfe. Und ich bin mir sicher, sie haben ein freundlicheres Gemüt.«
    Mit finsterem Blick breitete Grimgower seinen Mantel aus, spie eine Beschwörung durch seine zusammengebissenen Zähne, und die monströsen Wesen verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. Auf ein Zeichen Königin Regats hin nahm der Zauberer neben Gildas Platz, und die beiden Rivalen durchbohrten einander mit Blicken.
    »So weit«, flüsterte Angharad ihrer Mutter zu, »ist die Wahl einfach: keiner von beiden! Gibt es keine anderen Bewerber? Nicht etwa, dass ich ein ganzes Heer von Freiern erwartet hätte, die sich danach drängen, mich zu heiraten, aber mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken, dass nur zwei Interesse gezeigt haben sollten; insbesondere diese zwei.«
    »Ach, Tochter, es gibt keine anderen …«, begann Königin Regat, doch hielt inne, als der Haushofmeister zu ihr trat und ihr ein paar Worte ins Ohr flüsterte. Königin Regat wandte sich zu Angharad und sagte:
    »Einer steht noch draußen. Geraint ist sein Name. Er ist mir unbekannt, doch er bittet um Einlass, um deine Hand zu erbitten.«
    Angharad hob die Schultern und seufzte müde. »Ich habe diese beiden über mich ergehen lassen, der Dritte dürfte auch nicht besser sein. Lass ihn kommen.«
    Doch der Prinzessin stockte der Atem, als der Zauberer Geraint durch die Große Halle kam und vor ihr stehen blieb. Er kam ohne Diener oder Gefolge; er trug keinen Zauberstab oder wallenden Mantel; seine Kleider waren schlicht und ohne Schmuck. Doch dieser Jüngling war der schönste, den Angharad je gesehen hatte. Dennoch, obwohl ihr Herz schneller schlug und ihr das Blut in die Wangen schoss, warf sie den Kopf zurück und sagte leichthin:
    »Nun, Meister Geraint, mit was für einer Zauberei gedenkt Ihr mich zu gewinnen?«
    Geraint lächelte, als er antwortete:
    »Ach nein, Prinzessin, nicht mit Zauberei. Buhlt ein Mann mit Magie um eine Frau? Ich meine, er muss sie mit Liebe umwerben.«
    »Kühn gesprochen«, sagte Angharad, »doch wie wollt ihr das anfangen?«
    »Von Mann zu Frau«, antwortete Geraint.

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