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Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt

Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt

Titel: Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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heraufbeschworen von Grimgower. Doch die beiden fassten sich bei den Händen und gingen weiter. Und die Geschöpfe wichen beiseite und beugten ihre Häupter, während die Liebenden unversehrt hindurchschritten.
    Am Rande des Waldes begann ein dichter Vorhang von Schnee zu fallen, und eisige Winde peitschten Angharad und Geraint. Doch sie hielten einander fest umschlungen und so gingen sie auch durch den Sturm hindurch, in Wärme in Sicherheit.
    Und wo sie Fußstapfen im Schnee hinterließen, erblühten Blumen.

Die übermütige Krähe
    ines Tages rief Medwyn, der alte Wächter und Beschützer der Tiere, alle Vögel und Bewohner des Waldes zu einer dringlichen Beratung zusammen. So eilten aus Stand und Bau, Horst und Nest der stolze Hirsch und der gemeine Maulwurf, der Adler mit den hellen Schwingen und die graubraune Schnepfe hin zu seinem Tal. Kein Mensch hätte den geheimen Pfad zu dieser Zuflucht finden oder ihm folgen können, denn nur die Geschöpfe von Feld und Wald wussten darum.
    Dort versammelten sie sich, aus allen Gattungen und Arten, jeweils einer von jedem Stamm. Vor ihnen stand Medwyn, gekleidet in eine grob gewebte braune Robe. Sein weißer Bart reichte ihm bis zum Gürtel, weißes Haar umgab seine Schultern, sein einziger Schmuck war ein goldenes Band mit einem einzelnen blauen Stein, das seine wettergegerbte Stirn umgab. Er breitete seine knorrigen und knotigen Arme aus, um die erwartungsvolle Menge zu begrüßen.
    »Ihr wisst alle«, begann er mit klarer Stimme, welche die Jahre nicht hatten mindern können, »dass ich vor langer Zeit, als die dunklen Wasser Prydain überfluteten, ein Schiff baute und eure Vorväter hierher in Sicherheit brachte. Nun muss ich euch warnen: Euer Leben ist in Gefahr.«
    Als die Tiere das hörten, ging ein bestürztes Grummeln und Zwitschern durch die Reihen. Doch Kadwyr die Krähe schlug mit ihren glänzenden Flügeln, klapperte mit dem Schnabel und rief unbekümmert:
    »Was? Mehr Wind und Wasser? Den Enten wird’s recht sein! Mir macht das nichts aus. Mein Nest ist hoch und stark genug. Ich werde bleiben, wo ich bin. Allen Schwimmfüßen ein frohes Paddeln!«
    Glucksend und mit lautem, unverschämtem Gequake in Richtung der blauen Krickente wollte Kadwyr sich davonmachen, doch Medwyn hielt ihn zurück und sagte:
    »Ah, Kadwyr, du bist genauso ein Spitzbube wie dein Großvater, der mit mir segelte. Nein, es geht nicht um eine neue Sturmflut. Die Gefahr ist weit größer. König Arawn, Herr des Landes des Todes, versucht, alle Waldgeschöpfe zu versklaven. Er will euch seinem Willen unterwerfen und euch zwingen, seinen bösen Zwecken zu dienen. Die Vettern der Adler, die sanften Gwythaints, sind ihm bereits in die Falle gegangen. Arawn hat sie in sein Reich gelockt und sie in eiserne Käfige gesperrt. Bei ihnen kommt jede Hilfe zu spät. Wie können nur um sie trauern.«
    »Lasst ihr Schicksal euch als Warnung dienen«, fuhr Medwyn fort. »Denn jetzt schickt der Todesfürst seinen Oberjäger aus, euch zu ködern und zu fangen, um euch als Gefangene in das Land des Todes zu verschleppen oder ohne Gnade abzuschlachten. Gemeinsam müsst ihr Vorkehrungen treffen, um gegen ihn bestehen zu können.«
    »Eine Krähe ist jedem Jäger gewachsen«, rief Kadwyr. »Passt ihr nur auf, der Rest von euch, besonders ihr lahmhufigen Wiederkäuer!«
    Medwyn seufzte und schüttelte den Kopf über die unverfrorenen Worte. »Selbst du, Kadwyr, wirst vielleicht einmal dankbar sein, wenn jemand dir hilft.«
    Kadwyr zuckte nur mit den Flügeln und warf einen verächtlich schiefen Blick auf Endyrnion den Adler, der aufflog, um auf Medwyns ausgestrecktem Arm zu landen.
    »Freund der Adler«, sprach Endyrnion, »ich und mein Volk werden vom Himmel aus Wache halten. Unsere Augen sind scharf, unsere Schwingen geschwind. Wenn wir den Jäger erspähen, werden wir Alarm schlagen.«
    »Passt bloß auf, dass ihr nicht zu nah an die Sonne fliegt«, warf Kadwyr mit rauem Gekicher ein. »Ihr werdet euch eure Stoppelfedern verbrennen und vor der Zeit in die Mauser kommen. Wenn’s was zu spähen gibt, dann sollte ich das besser tun. Ich hab gehört, du bist ein bisschen kurzsichtig geworden.«
    Die flinke Krähe hüpfte fort, bevor der Adler sie für die Hänselei zur Rechenschaft ziehen konnte. Und jetzt kam der graue Wolf Byrnach, um sich vor Medwyns Füße zu kauern, und knurrte:
    »Freund der Wölfe, ich und mein Volk werden den Wald durchstreifen. Unsere Fänge sind scharf, unsere Kiefer sind stark.

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