Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
Moment. »Nein«, gestand sie schließlich.
    »Nein?« Auril hob eine Augenbraue.
    Seufzend erhob sich Zaeena, trat um das Feuer herum und ließ sich neben ihrer Tochter nieder. »Was hat dir dein Vater erzählt?«
    »Nur wenig. Er konnte oder wollte nicht darüber reden. Er meinte nur, dass es deine Bestimmung gewesen sei, den Kristalldrachen zu dienen, nicht, eine Familie zu haben.«
    »Damit hat er dir zumindest die halbe Wahrheit gesagt.«
    »Wie lautet die ganze?«, fragte Auril.
    »Wir haben damals einen Fehler gemacht. Ich habe einen Fehler gemacht.«
    Auril verspürte einen kurzen Stich in der Magengrube. »Was sagst du?«
    Ihre Mutter streifte sich in einer unbewussten Geste eine vorwitzige schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie an Auril vorbei in die Dunkelheit schaute und über ihre nächsten Worte nachzudenken schien. »Als ich noch ein Kind war«, begann sie zögernd, »wurden meine Eltern – deine Großeltern – und ich auf der Reise von Fuencarral nach Altengrund von Wegelagerern überfallen. Ein Ritter kam uns zu Hilfe, und auch wenn er für meine Eltern nichts mehr tun konnte, rettete er mir damals das Leben. Als er mich fragte, wo er mich hinbringen sollte, bat ich ihn, bei ihm bleiben zu dürfen, denn ich hatte niemanden sonst. Außerdem brannte in mir der Wunsch, nie wieder so hilflos zu sein wie an jenem Tag. Ich wollte auf dem Rücken eines Pferdes sitzen, eine Rüstung tragen und so geschickt Waffen führen können wie dieser Mann. Es war Ulrik von Agialon, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht Großmeister des Kristalldrachenordens war, sondern nur ein wandernder Ritter. Weil er ein gutes Herz hatte, nahm er mich mit.«
    »Was hat das alles mit mir zu tun?«, wollte Auril wissen.
    »Ich bin noch nicht fertig«, tadelte die Ritterin sie mit einem funkelnden Seitenblick. »Ich war voller Ehrgeiz und wild entschlossen, in einem Orden, der fast nur aus Männern bestand, als Kriegerin zu bestehen. Ich wollte die größte Kriegerin von allen werden. Ich kämpfte wie ein Mann, ich trank wie ein Mann, ich fluchte wie ein Mann. Und an so etwas wie eine Familie dachte ich nie, denn keiner der Ritter hatte eine. Der Orden war unser Zuhause. Aber dann wurde ich als junge Ritterin nach Fuencarral geschickt, und dort, am Hofe Hochkönig Jeorhels, traf ich einen jungen Alben.« Ihr Gesicht wurde bei diesen Worten für einen kurzen Augenblick etwas weicher. »Er sah gut aus, besaß beträchtliches Wissen, und er vermochte mit Worten zu erreichen, wofür andere Schwerter brauchten. Das hat mich beeindruckt. Dagegen schien er wiederum von der Kriegerin, die ich war, angezogen. In einem wilden Rausch der Gefühle warf ich all meine Vorbehalte über Bord und kam mit Sinjhen, deinem Vater, zusammen.«
    Zaeena stockte kurz und holte tief Luft. »Eine Weile war alles gut, nein, es war wie Magie. Aber diese Magie stellte sich als flüchtig heraus. Ich wurde schwanger, und wir bezogen gemeinsame Gemächer in der Burg des Hochkönigs. Dann wurdest du geboren, und während Sinjhen seinen stetigen Weg aufwärts bis hin zum Berater Jeorhels ging, saß ich zu Hause und kümmerte mich um die Familie. Ohne dass ich es gemerkt hatte – und vielleicht sogar ohne dass es ihm bewusst geworden wäre –, hatte Sinjhen mich eingesperrt und zu einer Frau werden lassen, die er sich vielleicht wünschte, aber die ich nicht werden wollte.«
    Die Miene von Aurils Mutter verhärtete sich. »Also habe ich ihn verlassen – ihn und dich. Um dich habe ich getrauert, aber ich konnte dich nicht in die Welt mitnehmen, in die ich zurückkehrte, eine Welt des ständigen Reisens und der ständigen Gefahr. Ich dachte mir, es sei für uns alle das Beste, aus eurem Leben zu verschwinden. Sinjhen sollte mich vergessen und sich eine andere Frau nehmen, die dann deine Mutter sein würde.« Sie zuckte mit den Schultern. »Nun ja, die Dinge haben sich nicht ganz so entwickelt, wie wir dachten. Calvas überrannte die westlichen Reiche, und wir sahen uns wieder – er im Tross Hochkönig Jeorhels, ich als Getreue Ulrik von Agialons. Für einen kurzen, schmerzlichen Augenblick flackerte unsere Liebe am Vorabend des Untergangs noch einmal auf. Danach war mir klar, dass ich mehr Abstand brauchen würde, viel mehr. Also ging ich nach Osten, um einer Hoffnung nachzujagen und vor einer Enttäuschung zu fliehen.« Sie presste die Lippen zusammen, riss einige trockene Grashalme aus dem Boden und warf sie ins Feuer.
    Eine Weile herrschte Schweigen

Weitere Kostenlose Bücher