Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
drei Tropfen des glitzernden Wassers des Sehens hinein. Nachdem sich das Bild geklärt hatte, dauerte es einen Augenblick, bevor tatsächlich Tareans Gesicht in der Schale erschien. Im Hintergrund konnte man Iegi sehen. Sie schienen irgendwo im Freien zu sein, und der goldene Schimmer von Moosbeeres Aura beleuchtete ihre Gesichter. Der Junge wirkte sehr unruhig. »Auril, endlich meldet ihr euch. Wir fürchteten schon, die ganze Nacht warten zu müssen.«
»Es tut mir leid, wir haben das Funkeln der Phiole nicht früher bemerkt«, gab Auril mit einem Seitenblick zu ihrer Mutter zurück. Ihr fiel auf, dass Haffta soeben ins Lager zurückkehrte, und sie bedeutete der Grawlfrau mit einem Nicken, näher zu kommen und das Gespräch mitzuverfolgen. »Wie geht eure Suche voran?«, fragte sie, nachdem Haffta Tarean begrüßt hatte.
»Sehr gut«, berichtete der Junge. »Wir haben Halfbadur gefunden, leider ohne seine Mitstreiter, die entweder verstorben sind oder ihn verlassen haben. Er hat uns einen Brief von Questoi gegeben, in dem dieser beschrieb, wie man ihn finden könne. Dieser Spur sind wir gefolgt, und tatsächlich gelang es uns, den Chronisten zu treffen. Es war eine … eigenartige Begegnung.«
»Ha, dann war es wirklich Questoi«, warf die Ritterin mit trockenem Auflachen ein.
»Er drängte uns jedenfalls, schnellstmöglich zur Küste zu reisen. Wir müssen die Insel ohne Namen finden. Dort soll es etwas geben, das sich das Erste Licht nennt. Ob das eine Waffe ist, ein machterfülltes Artefakt oder nur ein Stoff wie das Bad der Tränen in Tiefgestein, hat er uns leider nicht verraten. Es war etwas schwierig, ihm zusammenhängende Sätze zu entlocken, und jetzt ist er auch schon wieder verschwunden.«
»Das Erste Licht?«, wiederholte Auril. »Davon habe ich noch niemals gehört.« Sie blickte ihre Mutter fragend an, aber auch die schüttelte den Kopf.
»Von uns auch keiner. Dennoch ist sich Questoi sicher, dass das Erste Licht unsere einzige Möglichkeit ist, den Schatten, der sich von Gongathar aus über das Land verbreitet, zu besiegen. In diesem Fall ist er sehr deutlich geworden.«
»Also müssen wir ans Meer«, sagte Zaeena. »Sagte er irgendetwas darüber, wo diese Insel zu finden sei?«
»Er meinte, wir sollten Kalmarons Rücken als Wegweiser nutzen. Sagt Euch dieser Name etwas?«
Die Ritterin nickte. »Das ist eine Inselgruppe südwestlich der Hafenstadt Bristaja. Ich schlage vor, dass wir uns dort treffen.«
»Einverstanden. Wie schnell könnt ihr dort sein?«
»Wir müssen zunächst noch nach Nyrdheim«, warf Auril ein.
»Nyrdheim?«, fragte Tarean verwundert. »Das ist doch die Feste, aus der mein Vater das Buch der Verbannung barg. Bruder Lanfert hat mir damals im Wald von Thal davon erzählt. Was wollt ihr dort?«
»Ein weiterer Kristalldrachenritter könnte an diesem Ort leben, wie es heißt, ein sehr mächtiger.«
»Aber das spielt doch alles keine Rolle mehr. Es gibt nur eine Waffe gegen das Dunkel – das Erste Licht.«
»Ich schätze, wir brauchen zwei Wochen, um von hier aus Bristaja zu erreichen, vielleicht etwas mehr«, warf Zaeena nach kurzem Nachdenken ein. »Allerdings würden wir dann Hattson verpassen, der uns in Bruch treffen will, und wir brächten uns um die Möglichkeit, dass Lord Brahe sich uns anschließt. Das gefällt mir nicht.«
»Wie viele Tage würde der Umweg nach Nyrdheim kosten?«
Aurils Mutter zuckte mit den gepanzerten Schultern. »Ich kann nicht genau sagen, wo die Feste liegt. Das weiß nur Hattson. Sie verbirgt sich im südwestlichen Teil der Wolkenberge, an so viel erinnere ich mich aus den Geschichten, die Anreon nach seiner Reise erzählt hat. Ich nehme an, der Weg hin und zurück würde uns eine zusätzliche Woche kosten.«
Tarean verzog missbilligend das Gesicht. »Uns läuft die Zeit davon …«
»Können wir nicht beides haben?«, meldete sich Iegi zu Wort. »Wer sagt, dass wir alle zusammen nach der Insel suchen müssen? Große Seefahrer sind wir alle nicht, also werden wir so oder so ein Schiff mit Besatzung anheuern müssen. Und Moosbeere, die uns nach Questois Worten den Weg weisen kann, ist bei uns. Also warum reisen wir nicht nach Bristaja und segeln von dort aus los, während ihr Hattson und Brahe abholt? Wir treffen uns dann in … gibt es irgendeine Hafenstadt, die zwischen Bristaja im Norden und Nonuada im Süden liegt?«
»Einige«, sagte Zaeena mit einem Nicken. »Istri etwa befindet sich auf der Höhe von Kalmarons Rücken, wenn
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