Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
mich nicht alles täuscht.«
»Dann lasst uns doch Istri als Treffpunkt ausmachen«, schlug Tarean vor. »Wer zuerst dort eintrifft, wartet so lange es eben möglich ist. Und sollten sich die Dinge in dramatischer Weise zuspitzen, dann … na ja … haben wir noch zwei Anwendungen des Wassers des Sehens in unseren Phiolen, um einander davon in Kenntnis zu setzen.«
»Ich denke, so sollten wir es machen«, bestätigte Aurils Mutter.
Auril selbst zog ein missmutiges Gesicht. Sie wäre lieber mit ihren Freunden auf die Suche nach dieser geheimnisvollen Insel gegangen, als alte Gefährten ihrer Mutter einzusammeln. Aber sie sah ein, dass dies ein selbstsüchtiger Gedanke war und die Kristalldrachenritter wertvolle Verbündete darstellten, vor allem, wenn sich diese Insel ohne Namen als Hirngespinst eines verwirrten Scholaren erweisen sollte. »Einverstanden«, sagte sie. »Wir sehen uns also in Istri, sobald es uns allen möglich ist.«
»Ja. Oh, und Auril: Passt auf euch auf. Es sind Dunkelgeister unterwegs, die von Gongathar ausgesandt wurden, um uns umzubringen.«
Die Albin zog die Augenbrauen zusammen. »Uns ist noch keiner begegnet.«
»Wir wurden bereits zweimal angegriffen, einmal kurz nachdem wir uns getrennt hatten und einmal in dieser Nacht, während wir mit Questoi sprachen. Zum Glück konnten wir sie beide Male mithilfe der Alten Macht vertreiben. Aber da euch die Macht von Esdurial fehlt, seid bitte vorsichtig.« Er wirkte aufrichtig besorgt.
Auril versuchte, ihn mit einem selbstsicheren Lächeln aufzumuntern. »He, das sind wir doch immer. Außerdem ist es vielleicht sogar unser Glück, dass wir uns von Moosbeere und dir getrennt haben. Ihr beide strahlt wie Signalfeuer in der Alten Macht. Wahrscheinlich wissen die Dunkelgeister gar nicht, dass es uns auch noch gibt.«
In Tareans Blick flackerte es, so als wisse er etwas, das ihn anderer Meinung sein ließ. »Darauf würde ich nicht bauen, Auril. Ich …« Er stockte und holte tief Luft. »Questoi befragte einen der Geister, und dieser sagte, er käme aus Gongathar und sein Herr sei ein Wesen namens Bromm.«
Haffta stieß ein erschrockenes Japsen aus. »Dann gibt es also wirklich einen dunklen Zwilling von Bromm?«
»Es sieht so aus«, erwiderte der Junge mit einem Nicken.
Auril biss sich auf die Unterlippe. Es war nicht so, dass sie nicht alle insgeheim die Existenz eines Zwillings von Bromm befürchtet hatten – schließlich war ihm dasselbe in Gongathar widerfahren wie Tarean. Aber zu hören, dass es ihn nicht nur wirklich gab, sondern er sich zudem in den Dienst des Feindes gestellt hatte, war schmerzvoller, als sie gedacht hätte. Die Albin blickte zu dem schlafenden Werbären hinüber. Liebend gerne hätte sie ihm diese Nachricht schonend beigebracht, aber sie wusste nicht, wie ihr das gelingen könnte. Für einen Moment wird er am Boden zerstört sein, aber wenn er sich wieder aufgerappelt hat, wird sein Kampfeswille nur noch gefestigter sein, redete sie sich ein. So war es immer.
Auf der anderen Seite des Wassers räusperte sich Tarean unbehaglich. »Nun ja, es ändert eigentlich nichts an unserer Aufgabe. Wir dürfen nur nicht vergessen, dass dieser dunkle Bromm das Wissen unseres Bromm besitzt, zumindest bis zu unserer Begegnung mit Calvas in Gongathar. Einiges Weitere wird er sich zusammengereimt haben. Aber er kann eigentlich nicht wissen, was wir vorhaben, denn keiner der Dunkelgeister hat die Begegnung mit uns überstanden … Nehme ich zumindest an. Und der Umstand, dass ihr noch gar nicht behelligt wurdet, spricht in der Tat dafür, dass diese Geschöpfe ihre Fühler nach der Alten Macht ausstrecken. Um euretwillen möchte ich jedenfalls hoffen, dass du recht hast, auch wenn es bedeutet, dass uns noch mehr Ärger erwartet. Aber damit werden wir schon fertig.«
Auril nickte und zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln. »Sicher werdet ihr das. Findet nur dieses Erste Licht, und dann setzen wir alle gemeinsam dem Spuk aus Gongathar und Bromms dunklem Zwilling ein Ende.«
Tarean nickte, und sie verabschiedeten sich.
In der Nacht wurde Auril plötzlich wach. Sie vermochte nicht zu sagen, was sie geweckt hatte. Undeutliche Bilder schattenhafter Gestalten geisterten durch ihren Kopf, die Reste eines Traums, an den sie sich nicht mehr richtig erinnern konnte.
Schlaftrunken blickte sie sich um. Ihre Mutter schlief, in voller Rüstung an die Flanke Grinjahs geschmiegt, der seinerseits den Kopf zwischen die Pfoten gelegt und die
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