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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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»Und möge eure weitere Reise frei von Schwierigkeiten sein.«
    »Ich danke Euch und …« Tarean stockte, weil er nicht so genau wusste, was man einem Baum denn so wünschen mochte. Eine Floskel wie »Möge Euch immer die Sonne aufs Blattwerk scheinen« wäre ihm doch etwas albern vorgekommen. Er überspielte seine Verlegenheit, indem er eine Verbeugung andeutete. Schließlich sagte er: »Ich freue mich auf den Tag, an dem wir uns wiedersehen.«
    Der Baum ließ ein rumpelndes Lachen hören, und seine Äste schüttelten sich. »Ich glaube kaum, dass wir uns noch einmal begegnen. Aber es ist nett, dass du das sagst. Und solltest du tatsächlich in kommenden Sommern am Rand des Cerashmon vorüberwandern, gib den Bäumen dort einen Gruß an mich weiter. Mehr will ich gar nicht verlangen. Und nun leb wohl, Tarean.«
    Sie verabschiedeten sich, und unter Goldblütes Führung machte Tarean sich wieder auf den Weg.
    Es dauerte nicht lange, und der Junge wurde sich schmerzlich des Umstands bewusst, dass er nicht mit Moosbeere reiste, sondern mit einem Irrlicht, das wahrscheinlich noch nie zuvor einen Menschen gesehen hatte. Denn während sich Moosbeere im Laufe der vergangenen Monde recht erfolgreich an die Reisegepflogenheiten der großen Völker angepasst hatte – etwa in halbwegs gleichbleibender Geschwindigkeit und auf weitgehend gerader Linie einem Ziel entgegenzustreben –, trieb Goldblüte ihn mit ihrem schier unerschöpflichen Eifer, im wildesten Zickzack zwischen den Bäumen umherzuhuschen, beinahe in den Wahnsinn. Pfeilschnell jagte sie ihm immer wieder voraus und glitt ruhelos zwischen den Baumstämmen umher, so als habe sie etwas verloren, das sie unbedingt wiederfinden müsse – die Orientierung beispielsweise, wie Tarean gelegentlich argwöhnte. Die übrige Zeit schwirrte sie um seinen Kopf herum wie ein aufgeregter Nachtfalter um eine Lichtquelle. Dabei stellte sie ihm, ohne erkennbar Luft holen zu müssen, tausend Fragen zu seinen bisherigen Abenteuern, die Tarean zunehmend wortkarg beantwortete, ohne dass Goldblüte seinen wachsenden Unwillen auch nur im Geringsten zur Kenntnis genommen hätte.
    Auch über Moosbeere befragte das winzige Geschöpf ihn, und obwohl er es eigentlich nicht wollte, holte Tarean das Holzkästchen hervor und zeigte dem Irrlicht dessen tote Schwester. »Oh«, war Goldblütes erste Reaktion. Dann schwebte sie mit bekümmertem Gesicht einige Schritt davon, und beinahe eine Stunde lang sprach sie kein Wort.
    Einen Tag und eine Nacht folgte der Junge dem Irrlicht auf einem höchst verschlungenen Pfad durch den Cerashmon. Seinem eigenen Gefühl lief dieser Weg mitunter deutlich zuwider. Doch wann immer er dies anmerkte, bekam er die schnippische Frage zur Antwort, wer von ihnen beiden denn hier zu Hause wäre. Und da Tarean trotz allem dankbar war, einem Irrlicht begegnet zu sein, schluckte er jede mögliche unwirsche Antwort hinunter und überließ es Goldblüte, sie beide auf ihre Art und Weise zum Ziel zu bringen.
    Dass er in Begleitung eines Irrlichts reiste, schien Tarean zu einem vertrauenswürdigen Gast in den Gefilden der grünen Dämmerung zu machen. In den Tagen zuvor hatte sich praktisch kein Leben gezeigt, während er zwischen den Bäumen umhergewandert und über Stein und Wurzel geklettert war. Der Wald hatte wie ausgestorben gewirkt, wie eine Welt, die von Mensch und Tier vor langer Zeit verlassen worden war. Nun allerdings wurde deutlich, dass dem keineswegs so war. Immer wieder huschte und raschelte es im Dickicht unweit seines Weges, und gelegentlich sah er kleines, dunkles Pelzgetier neugierig hervorlugen und den ungewohnten Eindringling in Augenschein nehmen. Eine Weile begleitete sie ein Schwarm lebhaft zwitschernder Singvögel mit gelbbraunem Gefieder von Ast zu Ast. Und einmal sah Tarean gar die hünenhafte Gestalt eines bärenartigen Ungeheuers im Schatten unter den Bäumen. Unbewusst legte der Junge die Hand auf den Schwertknauf von Esdurial, das er nach der Begegnung mit den Spinnen sicherheitshalber an seine Hüfte gehängt hatte. Doch das Ungetüm, das Tarean auf eine befremdliche Art und Weise an Bromm erinnerte, beobachtete ihn nur stumm und machte keine Anstalten, näher zu kommen.
    Spinnen begegneten ihnen keine mehr, und dafür war der Junge sehr dankbar. Es war nicht so, dass er eine ausgeprägte Furcht vor den eifrigen Netzweberinnen gehegt hätte, die – zugegeben in weitaus handlicherer Größe – in vielen dunklen Ecken der Keller und Stallungen

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