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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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musste.
    Im Inneren herrschte das Zwielicht, das wohl all solchen Gasthäusern zu eigen war. In diesem Fall war es vor allem deshalb so düster, weil die wenigen Fenster kaum mehr als kleine Löcher hoch unter der Decke waren, die wiederum auf eine enge Gasse hinausgingen, über der sich ein wolkenverhangener Himmel spannte. Hätten nicht einige kugelförmige Feenfeuer in Nischen an der Wand sanftgoldenes Licht verbreitet, hätte man in der Schänke vermutlich kaum die Hand vor Augen gesehen.
    Der Raum war der frühen Tageszeit entsprechend beinahe leer. Nur eine Handvoll Gäste drückte sich in die Halbschatten an den Wänden und hielt sich an tönernen Weinkrügen fest. Doch ein leichter Geruch von Bratfett, Schweiß und süßlichem Tabak hing in der Luft und ließ darauf schließen, dass in den Abendstunden einiges los war – und dass sich Leontir nicht oft die Mühe machte, seine Taverne zu lüften.
    Selbstbewusst stapfte Zaeena mitten in den Raum hinein, sah sich mit glühend grünen Augen um, schlug dann mit dem Schaft ihrer Schwertlanze auf den Steinboden und rief: »Leontir, wo seid Ihr?«
    Einige der Gäste drückten sich in Erwartung von Ärger noch tiefer in die Schatten.
    Ein kräftiger Alb kam aus einer Tür, die wahrscheinlich in die Küche des Drachen führte. Er trug lederne Beinkleider und eine ebensolche ärmellose Weste, die vorn offen stand und nicht nur seine kräftigen Oberarme, sondern auch seinen breiten Brustkorb zur Schau stellte. Sein langes schwarzes Haar wirkte verfilzt und wurde durch ein breites Stirnband nur unzureichend gebändigt. Die Erscheinung des Mannes erinnerte Iegi irgendwie an Ardo Sturmgänger, nur dass dieser Alb sicher zehn Jahre älter aussah als Aurils ehemaliger Schmugglerfreund. »Was gibt es? Wer seid Ihr?«
    Die Ritterin machte einen Schritt nach vorn und nahm ihren Helm ab. »Ich bin es, Leontir, Zaeena Tsaar. Erinnerst du dich nicht mehr?«
    Die Augen des Alben leuchteten auf, und erst jetzt bemerkte Iegi, dass eines von ihnen bernsteinfarben war und das andere violett. »Zaeena Tsaar.« Leontir ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen und grinste. »Oh doch, ich erinnere mich noch gut an dich. An jede Handbreit deines geschmeidigen K…«
    Die Klinge von Zaeenas Schwertlanze lag so schnell an der Kehle des Alben, dass Iegi überrascht zusammenzuckte. »Wir sind nicht gekommen, um über mich zu sprechen«, zischte sie.
    Der Alb hob die Hände. »Ho, ganz langsam. Offenbar erinnere ich mich doch nicht mehr so gut. Ich hatte ganz vergessen, dass du keinen Spaß verstehst.«
    Langsam, aber mit einem warnenden Blick nahm Aurils Mutter die Waffe herunter und stellte sie wieder auf den Boden. Leontir senkte die Arme und räusperte sich. »Also, was führt dich zu mir? Ich hätte nicht erwartet, dass du einmal in meiner bescheidenen Behausung auftauchen würdest.«
    »Du wirst es nicht glauben, Leontir, aber ich möchte dich um deine Hilfe bitten.«
    »Tatsächlich?« Der Alb umrundete den Tresen, lehnte sich an dessen Kante und verschränkte die Arme vor der Brust. »Dann mal raus mit der Sprache.«
    »Du weißt, was im Süden los ist?«
    »Natürlich. Irgendein Wahnsinniger hat so lange in den dunklen Schlammgruben von Gongathar gestochert, bis er ein Übel geweckt hat, das nun droht, Nondur zu verschlingen.« Leontir zuckte mit den Schultern. »Was geht mich das an?«
    Zaeenas Miene verfinsterte sich. »Leontir, du warst mal ein Kristalldrachenritter!«
    » War mal , ganz richtig. Der Leontir, den du einst kanntest, ist tot. Ich habe mein Schwert schon lange an den Nagel gehängt. Siehst du, dort drüben.« Er deutete auf einen albischen Anderthalbhänder in einer grauen Schwertscheide.
    »Hör auf! Deine Scherze sind unangebracht. Die Nondurier stehen einer Bedrohung gegenüber, der sie nicht gewachsen sind. Es ist unsere Pflicht, ihnen zu helfen.«
    »Unsere Pflicht?« Leontir lachte verächtlich. »Zaeena, genau diese Einstellung hat uns in den letzten Jahrzehnten mehr Schaden als Nutzen eingebracht. Was glaubst du, wie viele Kämpfe hätten vermieden werden können, wenn wir uns nicht unablässig in anderer Leute Angelegenheiten eingemischt hätten? Aber nein, wir sind ja die Kristalldrachenritter. Wir reiten in jedes Dorf ein und rufen: Heho, hier komme ich, und das Recht ist auf meiner Seite.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe genug von dieser Arroganz.«
    »Aber Ihr irrt Euch«, rief Iegi, der nicht länger ruhig bleiben konnte. »Es gibt das Böse in

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