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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Zweifel. Aber wir dienen etwas Höherem als nur unserem eigenen kleinen Glück. Das muss Leontir einsehen.«
    »Ich halte Euch nicht auf«, sagte Osfert mit einem Schulterzucken. »Und die Nondurier sicher auch nicht. Bei einer einzelnen Kriegerin dürften sie nachsichtig sein. Aber macht Euch auf eine Niederlage gefasst.«
    »Wir werden sehen«, sagte Zaeena.
    Durai hatte sich verändert, seit Iegi es das letzte Mal besucht hatte, zumindest kam es dem jungen Vogelmenschen anders vor. Das lag nicht an der Stadt selbst. Noch immer waren die hell verputzten Häuser mit bunten Tüchern und kunstvollen hölzernen Geländern und Fensterläden verziert, noch immer erhoben sich die prachtvollen Kuppeln der reicheren Bürger der Stadt über den Dächern, und noch immer ragte ein Wald aus schlanken Türmen über den Straßen der geschäftigen Nondurier-Metropole auf. Die Veränderung lag vielmehr an ihren Bewohnern.
    Es herrschte eine unangenehme Atmosphäre der Angst in Durai. Die Straßen und Gassen waren leerer als früher. Wer Besorgungen machen musste oder zur Arbeit ging, bewegte sich hastiger und mit gesenktem Kopf. Und die Mienen der Männer und Frauen, die in kleinen Gruppen an Straßenecken und in Hauseingängen beisammenstanden, waren voller Sorge, sowohl um ihre Angehörigen im Süden als auch angesichts der ungewissen Tage, die ihnen selbst bevorstanden.
    Der Albin auf ihrem Catarr und dem Vogelmenschen auf seinem Greifen begegneten sie mit abweisenden Blicken, doch niemand wagte es, sich den beiden zu nähern. Die Krieger Durais kämpften um Gongathar oder standen vor der Stadt, um Jeorhels Heer zu begegnen. Zurückgeblieben waren nur die Alten, Frauen und Kinder, und keiner von ihnen wollte sich mit zwei schwer gerüsteten und gut bewaffneten Streitern anlegen, auch wenn diese ganz offensichtlich zu den Fremdländern aus dem Norden gehörten, die vor ein paar Tagen ungebeten die Grenzen des nondurischen Reiches überschritten hatten.
    Zaeena schenkte den Nonduriern überhaupt keine Beachtung. Sie hatte nur ein Ziel vor Augen. Sie wollte die Taverne finden, in der ihr einstiger Kampfgefährte Leontir sein heutiges, armseliges Dasein fristete – und dass es armselig war, hatte Osfert ihnen mit bedrückter Miene berichtet. Iegi wünschte sich, er besäße die Abgebrühtheit von Aurils Mutter. Natürlich war er neugierig auf die Lage in der Stadt gewesen und hatte sich der Albin daher geradezu als Begleiter aufgedrängt. Doch der Odem der Angst, der ihm aus allen Winkeln entgegenschlug, hatte ihm alle Entdeckerlust verdorben. Hätte ich bloß meinen Eifer im Zaum halten können , dachte er bedrückt.
    Leontirs Taverne befand sich im engen Gassengewirr der Altstadt von Durai und damit in der Tat in einem der ärmsten Viertel der Metropole. Die eng beieinanderstehenden Häuser waren in einem erbarmungswürdigen Zustand, und viele der Läden und Werkstätten standen leer, von ihren Besitzern verlassen, die einfach keinen Sinn mehr darin gesehen hatten, sie weiter zu betreiben. Streunende Hunde stöberten in Müllhaufen und suchten winselnd das Weite, als Zaeenas Catarr in Sicht kam. Schmutzige Gestalten, vor allem Nondurier, aber auch ein paar Menschen, drückten sich in dunkle Nischen und versuchten, kein Aufsehen zu erregen. Einen arglosen Besucher hätten sie möglicherweise um seine Wertsachen erleichtert. Allerdings waren sie klug genug, Zaeena, Iegi und ihre zwei gefährlich aussehenden Reittiere nicht dieser glücklosen Gruppe zuzuordnen.
    Iegi erinnerte sich an einige der Gassen. Sie waren auf der Flucht aus der Feste des Padeschdahs durch die Altstadt gekommen. Auch damals war das Viertel sicher kein Ort gewesen, an dem wohlhabende Bürger nach vollbrachtem Tagewerk zu Wein und Gesang einkehrten. Aber es hatte – zumindest in den Hauptstraßen – eine fröhliche Lebendigkeit geherrscht, die inzwischen völlig fehlte. Vielleicht war es aber auch einfach noch zu früh am Tag.
    »Das ist es«, sagte Aurils Mutter, die sich von Osfert den Weg hatte beschreiben lassen. » Zum gefallenen Drachen. « Sie schnaubte abfällig. »Zumindest weiß er, was er sich selbst angetan hat.«
    Sie stiegen von Grinjahs und Ishilrins Rücken und ließen die beiden Tiere vor der kleinen, heruntergekommenen Spelunke stehen, die an einer Ecke zweier sich kreuzender Gassen lag. Ein hölzernes Schild, das mit viel Fantasie als am Boden liegender Drache erkennbar war, hing über dem Eingang, zu dem man zwei Stufen hinabsteigen

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