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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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zweiten Mal an diesem Tag. Die Tragweite, die er hinter den Worten des Ersten Lichts zu erkennen glaubte, brachte ihn innerlich vollends aus dem ohnehin schon gefährdeten Gleichgewicht. Konnte das sein? War es möglich, dass alles, was er erlebt hatte – beginnend mit seiner ersten Begegnung mit Moosbeere im Alten Wald –, einem höheren Plan gefolgt war, der genau auf diesen Punkt zugesteuert hatte? War jeder seiner Schritte einem einzigen, unvermeidlichen Weg gefolgt, der ihn hierhergeführt hatte?
    »Nein« , sagte das Erste Licht sanft. »Du überschätzt meine Macht und meinen Willen, in die Belange Sterblicher einzugreifen. Wäre ich dazu imstande, den Pfad jedes Einzelnen von euch zu beeinflussen, hätte ich euch sicher um den Ort der Finsternis herumgeführt, den ihr Gongathar nennt. Mein Wirken bestand allein darin, mich dadurch auf eine der möglichen Entwicklungen der Dinge vorzubereiten, dass ich Moosbeere ermunterte, anders zu werden als ihre Schwestern.«
    »Mutiger«, sagte Moosbeere.
    »Neugieriger« , fügte das Erste Licht hinzu. »Und unbewusst immer auf der Suche nach einem ganz bestimmten Namen, dessen Träger sie sich verbunden fühlen würde, ohne genau zu wissen, weshalb.«
    »Aber warum ich?«, wollte Tarean wissen.
    »Weil alles darauf hindeutete, dass ihr euch eines Tages begegnen würdet« , entgegnete die weiß strahlende Frau, hob in einer anmutigen Geste die Hand und strich ihm mit einem Finger über die Wange. Der Junge erschauerte bei der Berührung.
    Auril erhob die Stimme. »Du sagtest, du bräuchtest die Hilfe der beiden. Wobei?«
    Das Erste Licht wandte sich der Albin zu. »Aus dem gleichen Grund, aus dem ihr hergekommen seid, um meine Hilfe zu erbitten. Eine Finsternis ist im Herzen eurer Heimat erwacht, die nicht hätte erwachen dürfen. Kein sterbliches Wesen kann sie aufhalten. Ich vermag es. Aber es ist mir nicht möglich, diesen Ort zu verlassen, nicht, ohne noch viel schrecklichere Folgen zu verursachen. Ich kann euch allerdings meine Kraft leihen und einen Teil von mir in euch zu eurer Welt zurückschicken. So wird es mir – und euch – möglich sein, die Dunkelheit zu vertreiben und einmal mehr bis zum rechtmäßigen Ende aller Tage zu bannen. Alles, was ich benötige, ist ein Avatar und ein Ritter – ein Leib, der mich aufnimmt, und einer, der mich trägt.«
    Verwirrt runzelte die Albin die Stirn.
    »Du fragst dich, warum ich euch in Gestalt des Arkonten überhaupt auf die Probe stellte, wenn ich euer Kommen nicht nur erwartet, sondern sogar erhofft habe« , stellte das Erste Licht fest.
    »Ja, das frage ich mich wirklich«, entgegnete die Albin.
    »Weil ihr es erwartet habt.«
    »Wie meinst du das?«
    Das Erste Licht schenkte ihr ein nachsichtiges Lächeln . »Ihr hättet Zweifel gehegt, wenn ich euch freien Zugang zu meinem Reich gewährt hätte. Natürlich wärt ihr zu mir gekommen, aber es hätte sich falsch angefühlt, als würde etwas fehlen. Nach eurem Verständnis muss der Weg zu einem außergewöhnlichen Schatz von Fallstricken und Hindernissen gesäumt sein, von Prüfungen des Verstandes und des Herzens. Also schuf ich eine solche Prüfung für euch – weil ihr es erwartet habt.«
    Überrascht musste Tarean zugeben, dass das Erste Licht recht hatte. Er hatte dem Angebot des Arkonten, unbehelligt passieren zu dürfen, in der Tat misstraut und einen Zwischenfall gleich welcher Art geradezu erwartet.
    »Was wäre geschehen, wenn wir versagt hätten?«, fragte Bromm.
    »Dieses Geheimnis behalte ich mir vor. Und nun genug davon.« Ihr Gegenüber hob eine schlanke Hand, wie um ihnen Einhalt zu gebieten. »Wie lautet eure Entscheidung? Seid ihr bereit, mir zu dienen?«
    »Ja.« Moosbeere trat einen Schritt nach vorn. »Lass mich dein Avatar sein.«
    »Du weißt, was das bedeutet?«
    Das Irrlicht nickte. »Jetzt weiß ich es. Jetzt verstehe ich endlich alles.«
    »Aber ich nicht«, wandte Tarean ein, dem das Ganze ein wenig zu schnell ging. »Wovon spricht sie, Moosbeere?«
    Seine Gefährtin drehte sich zu ihm um. Auf ihrem Antlitz lag eine Mischung aus milder Trauer und unverhohlener Aufregung. »Davon, dass ich nicht mehr länger die Moosbeere sein werde, die ihr kennt.«
    »Wie meinst du das?« Tarean merkte, dass sich sein Herzschlag beschleunigte. »Du wirst doch nicht sterben, oder?«
    »Nein«, antwortete Moosbeere mit einem Lächeln. »Diesmal werde ich weder den Machtblitz eines Hexenmeisters auffangen, noch all meine Kraft geben, um ein magisches

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