Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
Siegel zu brechen. Es wird vielmehr etwas Wundervolles geschehen. Das Erste Licht wird ein Teil von mir, und ich werde zu einem Teil des Ersten Lichts. Einmal werde ich euch noch nach Endar begleiten, aber dann werde ich hierher zurückkehren, an diesen Ort.«
Tarean schluckte. »Das heißt, wir werden uns niemals wiedersehen?«
»Ich weiß es nicht. Ich fürchte, nicht.«
Der Blick des Jungen irrte zu seinen Freunden, die dem Wortwechsel stumm folgten. Der Augenblick der Wahrheit war gekommen. Er hätte es ihnen lieber schonend beigebracht, aber das war nun nicht mehr möglich. Er wandte sich wieder an Moosbeere, und in seine Stimme trat ein Flehen. »Ich will dich nicht verlieren, Moosbeere. Nicht schon wieder. Du weißt, dass ich dich liebe.«
»Hoppla«, vernahm er Bromms verblüffte Stimme in seinem Rücken, zusammen mit einem überraschten Luftholen Aurils, aber er kümmerte sich nicht darum.
»Und ich liebe dich, Tarean«, erwiderte Moosbeere und ergriff seine Hände. »Aber du musst mich gehen lassen. Mein ganzes Leben lang habe ich gespürt, dass etwas Großes, etwas Gewaltiges auf mich wartet. Es war mir nicht klar, worum es sich dabei handelte. Nun habe ich die Antwort. Es ist meine Bestimmung, ein Teil des Ersten Lichts zu werden und unsere Heimat zu retten. Ich möchte es von ganzem Herzen. Und du weißt, dass es sein muss. Es ist unsere einzige Hoffnung, all unsere Freunde vor der ewigen Dunkelheit zu bewahren.«
Tarean blickte Moosbeere einen Moment lang stumm an. In seinem Inneren tobte ein Orkan aufbegehrender Gefühle – Trauer, Liebe, Zorn, Verzweiflung. Aber natürlich hatte das Irrlicht recht mit allem, was es sagte. Und angesichts der Tode, die Moosbeere in der Zeit, in der sie seine Gefährtin gewesen war, beinahe erlitten hatte, schien dieses Schicksal noch das beste aller möglichen zu sein.
Er nickte beklommen und sah ihr tief in die Augen. »Ich werde unsere gemeinsame Zeit nie vergessen.«
»Ich auch nicht«, entgegnete Moosbeere leise. Sie schlang die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. »Lebe lange und werde glücklich, Tarean Keinriese.«
»Du auch, Moosbeere Menschengroß«, sagte Tarean mit einem Gefühl überwältigender Zärtlichkeit und drückte sie fest an sich. Tränen rannen über seine Wangen.
Hinter ihnen räusperte sich Bromm umständlich. »Also, vielleicht sollten wir uns langsam auf den Weg machen.«
»Halt die Klappe und lass die beiden in Ruhe Abschied nehmen«, versetzte Auril. »Oh, und wisch dir die Tränen aus den Augenwinkeln, Großer. Du willst doch nicht, dass dich das Erste Licht so sieht.«
»Mir ist nur so ein blöder Glitzerfunken ins Auge geflogen«, brummte der Werbär.
»Ja, ich weiß.« Die Albin schwieg kurz. »Mir auch.«
»Es ist Zeit« , sagte das Erste Licht schließlich. »Wir müssen in eure Welt zurück, wenn wir nicht zu spät kommen wollen.«
Widerstrebend löste sich Tarean von Moosbeere und nickte. »In Ordnung.« Er wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und blickte die weiß strahlende Frau an. »Du brauchst noch einen Ritter, sagtest du. Ich nehme an, der werde ich sein?«
»Wenn du dich dazu bereit erklärst, ja.«
»Ich bin bereit.«
»Dann sollst du, Tarean, mein Ritter sein« , sprach das Erste Licht feierlich.
Der Junge holte tief Luft. Ritter des Ersten Lichts … Er wusste, dass es unangemessen war, aber ein winziger Teil von ihm erschauerte bei dem Klang dieser Worte vor Ehrfurcht und Stolz. »Was muss ich tun?«, fragte er.
»Nichts. Du musst Moosbeere und mich nur für einen Moment tragen und beschützen, denn nach dem Wechsel in eure Welt werde ich verwundbar sein, bis ich mich an meinen neuen Körper gewöhnt habe.«
»Gut, ich werde dich tragen.«
»Und wir werden euch beschützen«, entschied Auril mit fester Stimme. »Wir sind mehr als geübt darin, auf Tarean aufzupassen, nicht wahr, Bromm?«
»Das will ich meinen«, bestätigte der Werbär brummend.
»So soll es sein« , sagte das Erste Licht. »Nimm Moosbeere auf deine Arme, Tarean, und folgt mir ins Licht.« Es deutete auf die Kugel in der Mitte des Raumes.
Der Junge gehorchte und schenkte dem Irrlicht ein liebevolles Lächeln, als er es umfasste und hochhob. Moosbeere legte ihre Arme um ihn und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Ihr Körper glühte regelrecht und verriet Tarean, dass sie so aufgeregt war wie eine Braut, die von ihrem Angetrauten über die Türschwelle ihres neuen gemeinsamen Heims getragen wurde.
»Ist das
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