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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ihn hinweg, als sich das Irrlicht ohne Vorwarnung verwandelte und sich ihm so stürmisch an die Brust warf, dass es den Jungen um ein Haar zu Boden gerissen hätte. Voll ungezügelter Freude schlang es die Arme um seinen Leib und drückte ihn so kräftig an sich, dass ihm regelrecht die Luft wegblieb.
    »Ho, Moosbeere, langsam«, rief Tarean mit einem Keuchen. »Ich bin gerade erst aufgestanden.« Doch dann lachte er und erwiderte die Umarmung. Er spürte ihren von Wärme durchfluteten Körper, der Duft ihres Haars drang in seine Nase, und ihm war, als müsse sein Herz vor Glück zerspringen. Überwältigt schloss er die Augen. »Ich hätte nicht gedacht, dich noch einmal lebend wiederzusehen«, flüsterte er ihr zu.
    Moosbeere bewegte sich in seinen Armen, und als der Junge seine Augen öffnete, blickte er in das strahlende Blau der ihren. »Aber ich sagte doch, dass du mich nur nach Hause bringen sollst, und alles würde gut werden«, bemerkte das Irrlicht.
    »Das hätte doch alles bedeuten können«, entgegnete Tarean mit leichter Anklage in der Stimme. »Hättest du nicht sagen können, dass du deine Seele in meinen Körper überträgst?«
    Moosbeere schüttelte den Kopf. »Nein, das hätte ich nicht, denn dann hättest du sofort angefangen, Fragen zu stellen, und wir hatten keine Zeit, sie zu beantworten. Es tut mir leid, dass du meinetwegen gelitten hast, Geliebter.« Sie hauchte ihm zärtlich einen Kuss auf die Wange und drückte ihn noch einmal an sich. Dann löste sie sich unvermittelt aus seiner Umarmung und drehte sich um. »So, jetzt müssen wir aber los.«
    »Los? Wohin?«, fragte Tarean.
    Mit einem Aufblitzen verwandelte sich Moosbeere wieder zurück in ihre handtellergroße Gestalt und huschte auf einen Baum auf der anderen Seite der Feuerstelle zu. »Nach Agialon. Hier, schau!«, zwitscherte sie.
    Neugierig überquerte der Junge den Lagerplatz der Gefährten und bemerkte ein feucht gewordenes Stück Pergament, das jemand auf einen niedrigen Ast aufgespießt hatte. Er riss es ab und überflog die mit geschwungener Handschrift verfassten Zeilen.
    Lieber Tarean,
    es sind nun beinahe zwei Wochen vergangen, seit du uns verlassen hast. Unsere Vorräte sind aufgebraucht, und wir können nicht länger auf dich warten. Wir gehen nach Agialon und werden uns in Beornhards altem Haus einquartieren. Wir hoffen, dich dort bald zu treffen.
    Mögen die Kristalldrachen dich beschützen
    Auril
    »Zwei Wochen!«, entfuhr es Tarean. Er warf seiner winzigen Gefährtin einen Blick zu. »Wie lange war ich nach dem Seelenwechsel bewusstlos?«
    »Och, gar nicht lange, aber du warst fünf oder sechs Tage ein bisschen wirr im Kopf. Du hast kaum gegessen und viel geschlafen.« Moosbeere zuckte mit den Schultern. »Wenn man allerdings bedenkt, was du erlebt hast, war das kein großes Wunder.«
    »Und was ist geschehen, während ich … nicht ganz bei mir war? Was ist aus Mondentau und Goldblüte geworden? Und wie bin ich hierhergekommen?«
    Moosbeere schwirrte ungeduldig um seinen Kopf herum. »All deine Fragen beantworte ich dir, sobald wir unterwegs sind«, verkündete sie. »Nun komm schon, Faulpelz. Du hast lange genug untätig herumgelegen – von mir ganz zu schweigen.«
    »Also dann«, meinte der Junge und sammelte seine Ausrüstung zusammen, die wer auch immer ihn hierher gebracht hatte achtlos neben ihm auf den Boden geworfen hatte. »Auf nach Agialon.«

 
    4
    VORZEICHEN DER FINSTERNIS
    »General Jaular, das Flugschiff der Späher ist zurück.«
    Der hundeköpfige Kommandant der Garde von Durai blickte von seinem Schreibtisch auf. Er war gerade in die jüngsten Berichte der Hauptleute der Wachfesten im Süden Nondurs vertieft gewesen und über die unerwartete Störung nicht eben erfreut. Andererseits hatte er seinem Sekretär Belhuir selbst aufgetragen, ihn über die Rückkehr der Kundschafter zu unterrichten, sobald diese von ihrer Streife ins wilde Herz von Nondur zurückgekehrt waren. Er hatte den sechsköpfigen Trupp Soldaten mitsamt ihrem flinken, kleinen Schiff erst vor knapp einer Woche ausgesandt, um seltsamen Gerüchten über entvölkerte Kazzachlager nachzugehen, die Steppenläufer nördlich des Rêd-Flusses entdeckt haben wollten. Dass die Männer schon wieder zurück waren, hieß entweder, dass sie erstaunlich schnell Belege für diese Geschichten gefunden hatten, oder es war ihnen aus irgendwelchen Gründen unmöglich gewesen, ihre Aufgabe fortzusetzen. Er würde es zweifelsohne gleich erfahren. »Der

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