Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
Kapitän soll reinkommen«, befahl er knurrend.
Der rothäutige Soldat zögerte und schien für einen Moment auf der Suche nach den rechten Worten. Ursprünglich hatte Belhuir zu Jaulars Leibwache gehört. Doch als der General feststellte, dass der junge Nondurier eine Begabung dafür zu haben schien, in dem Durcheinander, das mit der Abwicklung der Geschäfte der Festung von Durai einherging, einen klaren Kopf zu bewahren, hatte er ihn zu seinem Sekretär ernannt. Bislang hatte Belhuir ihn nicht enttäuscht.
Eine der Eigenschaften, die Jaular an ihm schätzte, war seine geradlinige Art. Bei allem Respekt vor seinem Vorgesetzten sagte Belhuir, was er dachte, und verbarg seine Absichten oder Anliegen nicht hinter schönen Worten, wie es all jene Nondurier taten, die irgendetwas von dem General wollten. Dass der Soldat überlegen musste, wie er auf einen einfachen Befehl antworten sollte, veranlasste Jaular zu einem Stirnrunzeln. »Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
Belhuir holte tief Luft. »In der Tat, Herr. Ich fürchte, der Kapitän kann Euch nicht aufsuchen.«
»Was soll das heißen?«, verlangte Jaular etwas lauter als beabsichtigt zu wissen.
Der junge Nondurier duckte sich leicht und legte die Ohren an, ein Zeichen seines Unwohlseins. »Er war nicht mehr an Bord, als das Flugschiff in Durai eintraf. Um genau zu sein, fehlte die gesamte Mannschaft. Die Soldaten, die das Schiff am Rande der Stadt aufgebracht haben, fanden nur noch einen einzigen Mann. Er hing halb tot im Führerstand und redete wirres Zeug. Man hat ihn zu den Heilern gebracht.«
Jaular spürte, wie sich seine Nackenmuskeln verspannten und die spitzen Ohren aufstellten. »Was sagst du da?«
»Es ist, wie ich es berichtet habe, Herr«, sagte Belhuir. »Die gesamte Mannschaft des Spähschiffes ist bis auf einen Mann verschwunden, und es gibt nicht einmal Kampfspuren.«
Ein Überfall der Kazzach , fuhr es dem General durch den Kopf. Die unzivilisierten Katzenwesen, die sich im Herzen des nondurischen Reiches festgesetzt hatten wie eine Made im Speck, neigten dazu, jeden, der in ihr Land eindrang, zu jagen und zur Strecke zu bringen. Es war denkbar, dass der Kapitän des Spähtrupps unvorsichtig gewesen und in eine Falle der Wilden geflogen war. Aber völlig ohne Kampfspuren sollte es ihnen unmöglich sein, eines unserer Flugschiffe einzunehmen. Der General ballte auf der Tischplatte seines schweren Schreibtisches die Fäuste und stemmte sich in die Höhe. »Führe mich zu dem Überlebenden. Ich will ihn sofort sehen«, knurrte er.
»Jawohl, Herr. Folgt mir, Herr.« Mit einem einladenden Nicken drehte sich der Sekretär zur Tür.
Jaular griff nach seinem über der Lehne eines zweiten Stuhls hängenden roten Mantel, dem Zeichen seiner Generalswürde, befestigte ihn an seinem knielangen Panzerhemd aus bronzefarbenen Schuppen und folgte Belhuir anschließend auf den Gang der Festung von Durai hinaus. Gemeinsam durchquerten sie das Hauptgebäude, verließen es durch einen Seiteneingang und schritten über einen kleinen und zum Teil überdachten Innenhof auf das Haus der Heilung zu, das sich etwas abseits des lebhaften Kommens und Gehens innerhalb der trutzigen Anlage an die hohe doppelte Außenmauer schmiegte.
Der Gardist öffnete die dunkle Holztür und hielt sie Jaular auf. Der General ging voraus, einen kurzen Gang hinab, an dessen Ende sich ein lang gestreckter Saal befand. An den beiden Wänden zur Linken und zur Rechten reihten sich die einfachen Betten für die Kranken und Verwundeten. Dazwischen hingen helle Stoffbahnen, die bei Bedarf zugezogen werden konnten, um schlimmere Fälle von den nur leicht Versehrten zu trennen. In den Wintermonden, wenn Durai von Krankheitswellen heimgesucht wurde, war dieser Raum manchmal voll von Männern, die röchelnd nach Atem rangen oder fiebrig zur kuppelförmig geschwungenen Decke hinaufstarrten. Im Augenblick allerdings war der Saal bis auf zwei Betten unbelegt. An einen der beiden Soldaten erinnerte Jaular sich. Der Gardist hatte sich während einer Streife in eine Tavernenschlägerei hineinziehen lassen. Sein Körper war mit Prellungen und leichten Schnittwunden übersät, aber den Worten seines Vorgesetzten zufolge hatte er durch sein tapferes Durchhalten die Garde vor Schande bewahrt. Der andere Mann, der offenbar an einer Beinverletzung litt, war dem General unbekannt. Er machte allerdings nicht den Eindruck, der heimgekehrte Späher zu sein, denn abgesehen von einer leichten Schläfrigkeit auf
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