Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
wenn er bezweifelte, dass Raoch es bemerkt hätte. Was ist dir bloß widerfahren, alter Kämpe? , fragte er sich lautlos.
    »Schatten«, wisperte der Mann auf dem Bett abgehackt. »Riesenhafte Schatten. Sie erwachen. Sie leben. Sie kommen, um uns alle zu vernichten.«
    »Was soll das heißen?«, verlangte Jaular zu wissen. »Sprich klarer! Was für Schatten kommen? Und was haben sie mit den Kazzach zu tun? Der Medikus sagte, du erwähntest die Kazzach.«
    »Weiße Augen.« Raochs Blick zuckte von links nach rechts. Unverkennbare Anzeichen des Wahnsinns irrlichterten in seinen Augen. Was immer der Späher gesehen hatte, musste dermaßen grauenvoll gewesen sein, dass es seinen Verstand aufs Äußerste und vielleicht unheilbar zerrüttet hatte. »Überall weiße Augen. Kazzach mit weißen Augen. Ein grünes Licht fällt auf sie. Leichenfahl.« Er blinzelte ein paar Mal heftig, und seine Miene verzerrte sich zu einer Grimasse. »Sie sind alle tot«, brachte er mit gepresster Stimme hervor. »Alle tot …«
    Riesenhafte Schatten im Herzen Nondurs und ein Heer toter Kazzach … Jaular sah Shoraff fragend an, doch der Medikus hob nur die Schultern. Auch er vermochte sich keinen Reim auf das Ganze zu machen. Erneut wandte sich der General an seinen Untergebenen. »Die Kazzach sind also tot. Wer hat sie umgebracht? Waren das die Schatten? Und wo sind deine Kameraden?« Ohne sein bewusstes Zutun war seine Stimme lauter und drängender geworden.
    Raoch allerdings schüttelte nur den Kopf und wimmerte leise. »Sie kommen, um uns alle zu vernichten. Leere, weiße Augen. Ein schwarzes Ungeheuer führt sie an. Sie dienen den Schatten. Sie erwachen. Die Finsternis kommt.«
    Der nondurische Kommandant spürte, dass die Unruhe des Kundschafters langsam, aber sicher auf ihn abfärbte. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Irgendeine Gefahr braute sich in den Weiten der Steppe südlich des Flusses Abidhar zusammen – und dass sie eine seiner Streifen offenbar im Vorübergehen vernichtet und einen seiner kundigsten Späher in ein geistiges Wrack verwandelt hatte, machte ihm mehr Angst, als er jemals offen zugegeben hätte.
    Obwohl er wusste, dass man mit einem Verwundeten so nicht umspringen sollte, packte Jaular Raoch am Kragen seines Krankenhemds. Er überging den halbherzigen Protest Shoraffs in seinem Rücken und zog den Späher zu sich in die Höhe. »Wo, Mann? Wo ist das alles geschehen?«
    Da blickte ihn der hundeköpfige Soldat plötzlich aus großen Augen direkt an. »Gongathar«, krächzte er.
    Jaular versteifte sich unwillkürlich. Ein Knurren entrang sich seiner Kehle. »Gongathar?«
    »Gongathar«, wiederholte Raoch und stierte ihn an.
    Nein, begriff der General in diesem Moment, er sah durch ihn hindurch, die Augen auf einen fernen Ort gerichtet, an dem in diesem Moment Furchtbares geschehen mochte.
    Jaular ließ den Kranken aufs Bett zurücksinken. »Shoraff, ich will, dass er mit niemand anderem darüber redet.«
    »Jawohl, Herr«, sagte der Heiler, während er an die Seite seines Patienten eilte, um nach ihm zu sehen.
    Mit wehendem Mantel stürmte der General aus der Kammer. Draußen auf dem Hof wartete Belhuir auf ihn. »Ruf die Hauptleute zusammen«, befahl Jaular seinem Sekretär. »Sie sollen sofort bei mir vorsprechen. Und such dir einen der Lakaien des Padeschdahs und sag ihm, ich brauche schnellstmöglich eine Audienz bei Seiner Erhabenheit.«
    »Jawohl, Herr.« Der Gardist salutierte, dann stockte er kurz. »Was hat Euch der Späher gesagt, Herr?«
    Jaular blickte seinen Untergebenen scharf an und knurrte: »Dass sich im Herzen von Nondur großer Ärger zusammenbraut.«
    »Was sagst du?!« Tarean verrenkte sich den Hals, um seiner winzigen Gefährtin einen verblüfften Blick zuzuwerfen. »Ein wandelnder Busch hat mich den ganzen Weg zurück durch den Cerashmon getragen?« Auf seinem Gesicht stand Unglauben geschrieben.
    »Genauso war es!«, beteuerte Moosbeere, die auf seiner linken Schulter saß. »Nun schau nicht so verdutzt. So ungewöhnlich ist das gar nicht. Das Dornkraut ist viel mehr als bloß eine riesige Hecke. Es lebt, und in den Tiefen des Waldes wohnen viele seiner freien Ableger. Manchmal besuchen und helfen sie uns. Sie sind sehr stark und geschickt, musst du wissen. Und da wir dich schlecht selbst durch den Wald tragen konnten, haben wir einen der Ableger gebeten, uns zu begleiten.«
    »Aber wieso habt ihr nicht einfach gewartet, bis ich wieder aufgewacht bin?«, fragte der Junge.
    »Wer weiß, wie

Weitere Kostenlose Bücher