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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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seinen Zügen, zweifellos eine Nebenwirkung schmerzlindernder Kräuter, wirkte er klar bei Sinnen.
    Jaular nickte beiden aufmunternd zu und richtete dann seinen Blick auf den Nondurier in dem ärmellosen, knielangen Gewand, der auf der anderen Seite des Saales irgendwelche Tiegel und Instrumente reinigte und beim Eintreten des Generals diese Arbeit unterbrach, um auf ihn zuzukommen.
    »Medikus Shoraff«, begrüßte Jaular den Heiler mit einem knappen Nicken.
    »General Jaular«, gab dieser zurück. »Ich nehme an, Ihr seid wegen des zurückgekehrten Spähers hier.«
    »So ist es.«
    Shoraff setzte eine ernste Miene auf. »Dann kommt mit. Ich habe ihn in ein Einzelzimmer gelegt, damit er die beiden anderen Soldaten mit seinem Gerede nicht beunruhigt.«
    Jaular gebot Belhuir mit einer Handbewegung, draußen zu warten, und begleitete den Heiler anschließend durch eine zweite Tür in einen weiteren Gang hinein. »Wovon spricht er denn?«, wollte er wissen.
    »Er redet unzusammenhängendes Zeug von Schatten, die lebendig sind, von Kazzach mit weißen Augen, und immer wieder wiederholt er: Sie erwachen. Aber macht Euch selbst ein Bild davon, General Jaular. Vielleicht werdet Ihr aus alldem schlau.« Der Heiler öffnete eine der Türen, die von dem Korridor abzweigten, und machte dem Kommandanten Platz.
    Mit grimmiger Miene betrat Jaular den dahinterliegenden Raum. Es handelte sich um eine karg eingerichtete Kammer mit einem winzigen, hohen Fenster, an deren Rückwand ein Bett aufgestellt worden war. Auf einem kleinen Tisch standen eine Wasserschale und eine Kerze. Es roch nach verschwitzter Kleidung und Wundalkohol, und der General ertappte sich bei der Frage, wie man als Kranker in solch einer Umgebung gesund werden sollte.
    Auf dem Bett lag ein sehniger Nondurier mittleren Alters, dessen herunterhängende Lefzen seinem Gesicht einen Ausdruck ständiger Verdrießlichkeit verliehen. Zu seiner Überraschung erkannte Jaular ihn. Sein Name war Raoch, und er gehörte zu den Veteranen der Wachfeste. Seit beinahe zwanzig Jahren stand er in den Diensten der Garde, und er galt als ein Mann von besonnenem Gemüt, den nichts so schnell aus der Ruhe bringen konnte. Außerdem hieß es, dass er ein ziemlich passabler Kämpfer sei, der sich auch einer Gruppe von Kazzach wohl zu erwehren wusste. Keine dieser beiden Eigenschaften schien ihn vor dem bewahrt zu haben, was ihm im wilden Herzen von Nondur zugestoßen war.
    Er wirkte nicht einmal sonderlich schwer verletzt. Eine blutige Schramme oberhalb des linken Auges und ein bandagierter Arm waren die einzigen Anzeichen körperlicher Schäden, die er von seinen Erlebnissen davongetragen hatte, und beide Wunden mussten keineswegs feindlichen Waffen geschuldet sein. Er konnte sie sich auch auf seiner überstürzten Flucht zugezogen haben. Trotzdem verstand Jaular, was Belhuir gemeint hatte, als er sagte, man habe den Späher halb tot am Steuer des Flugschiffes hängend gefunden.
    Raoch schwitzte und zitterte, als leide er unter hohem Fieber, und die normalerweise kräftige rote Färbung seiner Haut wies eine geradezu unnatürliche Blässe auf. Seine unverletzte Rechte hatte sich so fest in das helle Laken verkrallt, dass die Knöchel deutlich sichtbar hervortraten. Jaular hatte das beunruhigende Gefühl, als versuche der Mann auf diese Weise verzweifelt, sich davon zu überzeugen, dass er im Hier und Jetzt und in Sicherheit war. Die Augen des Spähers rollten unruhig umher, und er murmelte in einem fort unverständliche Worte.
    Der General trat an die Bettstatt seines Untergebenen und legte ihm eine feste Hand auf die Schulter. »Soldat Raoch, kannst du mich verstehen? Ich bin es, Jaular. Ich bin gekommen, um zu erfahren, was mit meinem Schiff und meiner Streife passiert ist. Was habt ihr im Herzen Nondurs gesehen?«
    Zumindest ein Teil der Worte schien zu dem Kundschafter durchgedrungen zu sein, denn er wandte Jaular den Kopf zu und sein Blick flackerte in einem Ausdruck vagen Erkennens. »General …?«, flüsterte er rau und hob mit schwacher Geste den rechten Arm, die Finger wie flehend weit ausgestreckt.
    »Ja, ich bin es«, sagte Jaular. »Und ich erwarte deinen Bericht, Soldat Raoch.« Er ergriff die schweißfeuchte Hand des Mannes und drückte sie, um ihm Halt zu geben. Der Griff des Spähers war so kraftlos, dass der nondurische Kommandant all seine Selbstbeherrschung aufbieten musste, damit sich sein innerliches Erschrecken darüber nicht auf seinen Zügen ausdrückte – auch

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