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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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dass du das auch darfst.«
    »In Ordnung«, sagte Tarean mit einem Nicken. »Dein Geheimnis und auch das von Tesh Ilmarin sind bei mir sicher.«
    »Versprich es mir«, beharrte Moosbeere.
    »Ich verspreche es.«
    »Schwörst du es?«
    Der Junge unterdrückte ein Seufzen. »Ich schwöre es.« Er legte eine Hand aufs Herz. »Bei den Kristalldrachen.«
    »Gut.« Seine winzige Gefährtin strahlte, huschte zu ihm heran und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich liebe dich, Tarean Keinriese«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Er spürte, wie ihm warm ums Herz wurde. »Ich dich auch, Moosbeere Menschengroß«, gab er leise zurück.
    Das Irrlicht versteckte sich wieder in der Tasche, und Tarean marschierte strammen Schrittes auf den weit geöffneten, östlichen Zugang zur Stadt zu. Es herrschte reger Betrieb, denn nur eine Steinwurfweite vom Tor entfernt verlief die von Altengrund im Osten nach Cayvallon im Westen führende Handelsstraße, die just – und natürlich keineswegs zufällig – auf der Höhe der Menschenmetropole auf den Flusshandelsweg stieß, der am Ufer des Riva entlang bis nach Anfurt und von dort aus weiter bis ins ferne Durai führte. Selbstverständlich ließ es sich kein Geschäftsreisender, der zwischen diesen Städten Handel trieb, nehmen, in Agialon Station zu machen, schließlich gab es in den gesamten westlichen Reichen keine Stadt, die mehr Einwohner zählte. Und auch wenn der Warenumschlagplatz während der Zeit der Wolflinge gelitten hatte, so herrschte dort mittlerweile wieder genug Treiben, um Händler aus ganz Breganorien, Thal und sogar den Riva hinabfahrend aus Rûn anzulocken.
    Der Junge passierte das Osttor hinter einem Karren mit Obst und Gemüse und bemerkte zu seiner Freude, dass es wieder die in Grün und Gelb gewandete Garde Agialons war, die Besucher von nah und fern empfing, und nicht mehr hünenhafte Wolfskrieger in groben Lederharnischen und mit langen, schwarzen Speeren.
    Von Osten her hatte Tarean die Stadt noch nie betreten, und es bereitete ihm zunächst Mühe, sich in dem Gewirr von Straßen und Gassen zurechtzufinden. Er beschloss, sich zum Riva durchzufragen, und hoffte, dass es ihm vom Ufer des Stromes aus leichter fiel, sich an den Weg zu Beornhards Heim zu erinnern. Vielleicht habe ich ja Glück und treffe wieder auf diesen schmierigen Bettler, der mich bei meinem ersten Besuch zur Bleibe von Wilferts altem Freund geführt hat , dachte Tarean und verzog die Mundwinkel zu einem leicht säuerlichen Lächeln. Er hatte es natürlich nie mit Sicherheit sagen können, aber er argwöhnte stark, dass ihn der allzu eilfertige Stadtstreicher seinerzeit trotz einer angemessenen Entlohnung für seine Dienste an die Wolflingstreife unter dem Befehl des Schwarzpelzes verraten hatte, der Tarean und seinen Gefährten dann von Agialon bis nach At Arthanoc auf den Fersen geblieben war.
    Während er durch die belebten Straßen schlenderte, fiel ihm auf, dass auch innerhalb der Mauern überall daran gearbeitet wurde, die Spuren und Schäden, die Calvas’ Herrschaft hinterlassen hatte, zu beseitigen. Vielerorts waren Handwerker damit beschäftigt, Fassaden und Dächer von Häusern auszubessern. Der große Tempel der Dreigötter auf dem Tempelhügel unweit des Stadtzentrums lag fast zur Gänze hinter einem hölzernen Baugerüst verborgen. Und immer wieder begegneten Tarean Männer, Frauen und auch Kinder, die Eimer voll Schutt mit sich herumtrugen oder mit Holzbalken oder Dachschindeln beladene Karren hinter sich herzogen. Agialon mochte sechzehn Jahre lang in Trümmern gelegen haben. Nun aber erhob es sich einmal mehr aus seiner Asche.
    Der Riva glitzerte im Licht der schräg einfallenden Abendsonne, als Tarean den großen Strom, der Agialon von Norden nach Süden teilte, unterhalb der eindrucksvollen Bauten der Akademie des Wissens erreichte. Der Junge wandte sich nach links, um eine Weile flussabwärts zu laufen. Je weiter er sich dem Südviertel näherte, desto mehr Flussschiffe und Barken lagen an der Kaimauer vertäut, deren Fracht von wettergegerbten Männern an Land geschafft und in den dortigen Lagerhäusern verstaut wurde, nur um danach durch Güter aus Agialon und der Umgebung ersetzt zu werden.
    Seiner Erinnerung folgend bog der Junge im südlichen Teil der Hafenanlagen erneut nach links ab und tauchte in das Durcheinander aus engen Gassen ein, das sich zwischen hohen Lagerhäusern, lärmenden Werkstätten, schäbigen Spelunken und dicht an dicht stehenden, mehrstöckigen

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