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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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völlig verrückt«, entgegnete Moosbeere.
    »Stimmt gar nicht«, versuchte Tarean sich zu verteidigen.
    »Stimmt wohl. Ich war in deinem Kopf drin, schon vergessen?« Sie pochte gegen seine Schläfe.
    »Dann hast du da aber auch bestimmt ein paar andere Dinge über dich gesehen.«
    »Ja, habe ich.« Moosbeere kicherte leise.
    Tarean spürte, wie er rot wurde, als ihm in den Sinn kam, was das Irrlicht alles in seinem Geist gefunden haben mochte. Rasch wechselte er das Thema. »Eine Frage habe ich noch.«
    »Nur zu«, sagte das Irrlicht. »In dieser Nacht habe ich ohnehin schon so viele Geheimnisse enthüllt und damit Regeln gebrochen, dass es auf eine Antwort mehr auch nicht mehr ankommt.«
    »Warum hast du mir niemals gesagt, dass du dich verwandeln kannst – und zwar wann immer und so lange du willst?« Wie zum Beweis seiner Worte drückte er Moosbeeres Arm.
    »Ich wollte es nicht – und ich durfte es nicht.«
    Irgendwie hatte Tarean mit dieser Antwort gerechnet. Moosbeere hatte sich in den vergangenen Monden zu oft elegant darum gedrückt, ihm mehr als nötig über ihre Kräfte und Fähigkeiten zu verraten. Er war gespannt, die Begründung dafür zu hören.
    Doch einige Herzschläge lang sagte Moosbeere gar nichts, so als habe sie auf einmal das Gefühl beschlichen, sich in ihrem Eifer zu weit vorgewagt zu haben. Dann begann sie leise: »Ich wollte nicht, dass jemand von dieser Gestalt erfährt, weil ich in ihr verwundbar bin – zumindest verwundbarer als in derjenigen, die wir euch jungen Völkern zeigen. Deshalb mochte ich sie nicht, und es sollte niemand auch nur auf den Gedanken kommen, ich könne mich verwandeln. Manchmal, wie unter dem Bann Kesrondaias oder in der Siegelkammer in den Dunkelreichen, konnte ich es nicht verhindern. Aber ich hätte niemals einfach so zum Spaß meine Gestalt gewechselt.« Moosbeere schnaubte leise. »Außerdem wäre es mir, wie ich schon sagte, auch verboten gewesen. Es gibt gewisse Regeln, die zwischen uns Geschöpfen der Alten Macht und euch jungen Völkern stehen, Dinge, die wir nicht tun dürfen, und Dinge, die ihr nicht wissen dürft, damit wir alle in Frieden leben können. Die wahre Gestalt eines Irrlichts zu kennen gehört dazu.«
    »Was hat deine Meinung geändert?«
    Sie hob eine Hand und strich ihm zärtlich über die Wange. »Du … mein Tod … die Berührung unserer Seelen. Es ist seltsam, aber es fühlt sich heute nicht mehr so fremd an, diese Gestalt zu haben. Es fällt mir leichter, mich zu verwandeln, euch Menschen ähnlich zu werden. Ich frage mich, ob …«
    Ein fernes, sonderbar melodisches Brüllen hoch oben am Himmel unterbrach sie unvermittelt. Beinahe gleichzeitig zuckten Moosbeere und Tarean zusammen, denn es war ihnen, als halle ein Echo dieses Rufes durch die Gewölbe ihres Geistes. Und obwohl sie keine tatsächlichen Worte verstehen konnten, ließ der drängende Klang des Rufes nur einen Schluss zu: Gefahr!
    »Was war das?«, fragte Tarean gepresst. »Das klang nach dem Ruf eines Kristalldrachen.« Beinahe wie von selbst fuhr seine Hand zum Schwertknauf von Esdurial, das neben ihm im Gras lag. Er stand auf und starrte in die Nacht hinaus, in die Richtung, aus der sie das Brüllen vernommen hatten. Aber obwohl Tausende von Sternen über ihnen am wolkenlosen Firmament glitzerten, vermochte er nichts zu erkennen, denn der Mond war kaum mehr als eine schmale Sichel, die am östlichen Himmel hing, und das Land darunter lag in tiefer Finsternis.
    In seinem Rücken gab es einen kurzen Blitz, und im nächsten Moment schwebte Moosbeere in ihrer Irrlichtgestalt und erneut eingehüllt in eine Kugel aus goldenem Licht neben seinem Kopf. »Es war ein Kristalldrache«, bestätigte sie. »Schau, da fliegt er!«
    Tarean kniff die Augen zusammen und blickte angestrengt in die Richtung, in die seine winzige Gefährtin mit einem ausgestreckten Arm wies. Für einen kurzen Moment glaubte er, das Glitzern kalten Sternenlichts auf gläsernen Panzerplatten am Himmel erspäht zu haben. Doch dann hatte er die Spur auch schon wieder verloren. »Wohin ist er unterwegs?«, fragte er Moosbeere.
    »Nach Süden, wie es aussieht«, antwortete seine winzige Gefährtin.
    Unwillkürlich verkrampfte sich die Hand des Jungen um den Schwertgriff. »Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache«, murmelte er. »Ich glaube, wir sollten uns beeilen, Agialon und die anderen zu erreichen.«

 
    5
    BLICK IN DIE VERGANGENHEIT
    Zwei Tage lang lief Tarean, von Moosbeere begleitet, in

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