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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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»Da fällt mir ein: Ich habe hier etwas für Euch.« Er legte die Gabel beiseite, mit der er soeben Speisen auf seinen Teller gehäuft hatte, und stand auf, um seine Tasche aus der Diele zu holen. »Eigentlich sind es sogar zwei Dinge«, gestand er etwas verlegen, als er zuerst die Landkarte zum Vorschein brachte, die er vor mehr als einem halben Jahr aus Beornhards Studierzimmer mitgenommen hatte. Sie war in einem traurigen Zustand – geknickt, eingerissen und verschmutzt –, was aber angesichts der Abenteuer, die sie überstanden hatte, kaum verwunderlich war.
    Der Krieger hob eine Augenbraue, als er die Pergamentrolle kauend entgegennahm und sich ansah. »Oh. Ich dachte schon, die Wölfe hätten sie mitgehen lassen, nachdem sie meine Wohnung verwüstet hatten.« Abschätzend schnalzte er mit der Zunge und reichte dem Jungen dann die Karte zurück. »In dem Zustand hänge ich sie mir ohnehin nicht mehr an die Wand. Und mir scheint, du hast sie nötiger als ich. Ich glaube kaum, dass ich Agialon in der nächsten Zeit verlassen werde, um durch die Welt zu reisen.«
    »Danke«, sagte Tarean, erleichtert darüber, dass Beornhard wegen des Diebstahls nicht wütend geworden war. Er verstaute die Karte wieder und reichte dem älteren Mann im Gegenzug ein versiegeltes Schriftstück. »Diesen Brief an Euch gab mir Wilfert, als ich im letzten Herbst aus dem Almental aufgebrochen bin«, erklärte er. »Wahrscheinlich spielt es keine Rolle mehr, aber ich dachte mir, dass Ihr ihn trotzdem bekommen solltet.«
    Mit raschem Blick überflog der Krieger die Zeilen, und Tarean sah, wie sich seine Kiefernmuskeln anspannten.
    »Was steht darin geschrieben?«, fragte Tarean.
    Beornhard blinzelte zweimal und räusperte sich vernehmlich. »Nichts, was noch von Bedeutung wäre«, gab er zurück, während er das Schriftstück einsteckte. »Deine Reise nach At Arthanoc ist vorbei, der Hexer besiegt. Die Dienste, um die mich Wilfert bittet, sind nicht mehr von Belang.« Er nahm einen kräftigen Schluck Bier aus dem Krug, der vor ihm auf dem Tisch stand, und murmelte dann, mehr zu sich selbst, als an irgendeinen der Anwesenden gerichtet: »Der glücklose Mistkerl … Stand einmal mehr in der ersten Reihe. Und diesmal hat es ihn endgültig erwischt.«
    »Sprecht nicht so respektlos über Wilfert«, rief Tarean verärgert. »Er war ein tapferer Mann.«
    »Glaubst du, das weiß ich nicht?« Beornhard warf ihm über den Rand seines Trinkgefäßes einen verbitterten Blick zu. »Er war immer der Tapferere von uns beiden, immer bereit, sein Leben für eine Sache zu riskieren, an die er glaubte. Einmal habe ich versucht, ihm nachzueifern. Es hat mich mein Auge und viele meiner Kameraden das Leben gekostet. Beornhard den Krieger nennen mich die Leute hier.« Er schnaubte. »Ein schöner Krieger bin ich … der im Kerker der Wolflinge saß, während Wilfert mit einem Heer nach At Arthanoc marschierte, furchtlos, obwohl er an einen Sieg gegen Calvas nicht mehr hätte glauben dürfen. Ich war einfach nicht wie er … und bin es auch heute nicht.«
    In diesem Moment ging Tarean auf, dass der Krieger mit seinen harschen Worten nur über seine wahren Gefühle hinwegzutäuschen versuchte. Es schien, als habe der Brief eine erst frisch verheilte Wunde aufgerissen. Es musste sich um die Nachricht vom Tod Wilferts vor den Toren von At Arthanoc handeln, die Beornhard so mitgenommen hatte und an die er jetzt wieder erinnert wurde. Wilfert und Beornhard waren dem Anschein nach besser befreundet gewesen, als Tarean es angenommen hatte. »Wie gut kanntet Ihr ihn?«
    »Er war ein treuer Freund«, gestand der ältere Mann nach einer kurzen Pause. »Du musst wissen, Tarean, dass auch ich früher ein Knappe im Orden der Kristalldrachenritter war. Ich diente Lord Orten so wie Wilfert deinem Vater.«
    Tarean beugte sich aufgeregt vor. »Ihr kanntet meinen Vater?«
    Beornhard schüttelte den Kopf. »Nicht gut. Es ist das Los eines Kristalldrachenritters, viel zu reisen, um denen, die in Not sind, eine helfende Hand zu reichen. Zwar fühlte sich Lord Orten Breganorien verpflichtet, und so war ich recht häufig in der Stammburg des Ordens hier in Agialon. Doch Ritter Anreon gehörte zu denen, die es immer weiter hinauszog, die bis an die Grenzen Endars ritten, um dort nach Abenteuern zu suchen – zumindest bis er deine Mutter kennenlernte. Er galt als ein großer Krieger des Ordens, vielleicht der größte in diesen Tagen. Das war sicher auch der Grund, weswegen

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