Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
fallen. Als er die Kapuze zurückschob, um das Glas an seine Augen zu setzen, sah man seinen Bart, der nun viele Stunden alt war, immer noch verreift vom Nebel.
    »Da drüben. Das Ding, das hochragt.«
    Beaumont deutete mit dem Finger hinüber, und Langer, dessen Hände vor Aufregung zitterten, versuchte, das Glas einzustellen. Der trostlose Wirrwarr der Eisrücken setzte sich fünf Kilometer weit fort wie eine stürmische See mit riesigen Wellen, die auf sie zurollten, aber mitten in ihrem Wüten erstarrt waren. Dahinter lag ebenes Eis, sehr glattes Eis, das wie eine schimmernde Platte im Mondlicht glänzte. In ihrer Mitte erschien die Fata Morgana, irgend etwas, das, fotografiert, völlig unwirklich aussehen würde. »Mein Gott!« Langer flüsterte ergriffen und schwieg dann.
    Die Fata Morgana war ein Schiff mit hohem Mast und hoher Brücke, ein Schiff aus Eis und Schnee, fast wie ein mißlungener glasierter Baumkuchen. Durch das Nachtfernglas konnte Langer erkennen, daß der Bug in ihre Richtung zeigte, daß das Schiff völlig mit Eis überzogen und verkrustet war. Es glitzerte wie ein Schiff aus Glas. Eiszapfen hingen von der Saling und von der gezackten Spitze des Mastes herab. Von der Reling tropfte ein Vorhang aus Eis, wie eine Bettdecke, die man lässig zum Lüften über das Vorderdeck geworfen hatte. Der Bug lag sehr hoch, als ob er auf eine hohe Welle stieg; aber das Schiff lag vollkommen bewegungslos da, eingeschlossen im Packeis. Der einzige Hinweis darauf, daß das Schiff nicht verlassen war, waren die Lichter an den Enden der Saling. Keine Fata Morgana. Es war der amerikanische Eisbrecher Elroy, fünfzehn Kilometer von der offenen See entfernt, von Packeis umgeben.
    »Mein Gott!« wiederholte Langer.
    »Das hast du schon einmal gesagt«, erinnerte ihn Beaumont. »Bei dir rieselt wohl der Kalk – du wiederholst dich.«
    »Ich komme mir auch alt vor.« Langer verbesserte sich. »Ich kam mir alt vor. He, Sam, es ist die Elroy.«
    Grayson hatte Gorow bei den Hunden gelassen und war ebenfalls den Kamm hinaufgekrochen. »Mach keine Witze«, krächzte er. Langer reichte ihm das Fernglas. »Überzeug dich selbst.« Der Amerikaner öffnete seine Kapuze, und sein ebenso hageres, stoppeliges Gesicht kam zum Vorschein. Er stellte das Glas scharf ein.
    »Wie zum Teufel ist er so weit in das Eis vorgedrungen?« wunderte sich Langer.
    »Mut«, antwortete Beaumont. »Ich habe Schmidt, den Kapitän, nie kennengelernt, aber er hat sich durch dieses Zeug Zentimeter für Zentimeter durchgeboxt, um uns näher zu kommen. Aber komischerweise kann ich sein Radar nicht sehen.«
    »Ich kenne ihn«, sagte Grayson leise. »Er ist ein erstklassiger Kerl – und deswegen ist er hier. Wie nah schätzt du ihn?«
    »Vielleicht zwölf Kilometer, über den Daumen gepeilt«, meinte Beaumont. »Hat irgend jemand etwas dagegen einzuwenden, wenn wir weiterziehen?«
    Sie fuhren drei Kilometer mit einer Geschwindigkeit weiter, die sie seit Stunden nicht erreicht hatten, fädelten sich durch das Labyrinth der Schluchten, bis sie etwas mehr als zwei Kilometer von dem offenen Eis entfernt waren. Und da keine russischen Hubschrauber am Himmel waren, beschloß Beaumont, jetzt ein Signal zu senden und das Elliott-Peilgerät einzuschalten, was dem Hubschrauber der Elroy den Weg zu ihnen zeigen würde.
    Es war entsetzlich kalt, kälter als jemals vorher – so kam es ihnen jedenfalls vor –, aber es konnte auch an ihrer grenzenlosen Erschöpfung liegen. Die Luft war noch klar, abgesehen von einem Wasserdampf streifen, der über ihren Gespannen mitzog, während sie vorwärts fuhren, ein Kondensstreifen, der sich in der bitterkalten Luft aus dem Atem der Tiere und Männer bildete. Heftige Schneestürme waren, entgegen der allgemein herrschenden Vorstellung von der Arktis, sehr selten in diesen Breitengraden; es war schlicht und einfach einer der kältesten Plätze auf der Erde.
    Sie hielten in einer Schlucht an. Grayson hatte darauf hingewiesen, daß kein Hubschrauber auf diesem Matsch landen könnte, aber Beaumont hatte Langer angewiesen, den Sender auszupacken. »Sie können uns hochkurbeln, Sam, einen nach dem anderen«, erklärte er. »Dann werde ich die Hunde auf das offene Eis hinausführen.« Langer war gerade dabei, die Segeltuchklappen um den Sender zu öffnen, als Gorow die Schlucht herunterkam, so schnell, daß Beaumont überrascht aufsah. Der Russe atmete schwer, als er anhielt und fast hysterisch redete. »Jetzt, wo wir in Sicherheit

Weitere Kostenlose Bücher