Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarnen, tricksen, täuschen

Tarnen, tricksen, täuschen

Titel: Tarnen, tricksen, täuschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Krug
Vom Netzwerk:
unverschämt. Warum muss jemand während einer Sitzung rausrennen, um dringend ein Telefonat entgegenzunehmen?
    In 99   % aller Fälle hätte es auch noch in ein paar Stunden gereicht. Für mich hat das viel mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun. Weil man so wichtig ist, ist ein sofortiges Telefonat wichtiger als deine Sitzung. Damit ist dein Stellenwert auch schon beschrieben. Noch ein müdes Entschuldigungslächeln, und raus ist dein Gegenüber. Die Sitzung ist gestört, irgendwie sind alle unterbrochen. Und der andere hat klargemacht, dass deine Sitzung für ihn ohne Bedeutung ist.
    Wie pervers die Menschen bei so etwas sind, dazu eine kleine Anekdote:
    Ich war in der Tochterfirma eines Konzerns angestellt. Dort war eine Kantine für alle Angestellten, auch der Töchter. Damals war noch das C-Netz üblich. Benutzer mit Mobilanlage also echte Exoten. Da war dann immer einer, der hatte einen richtigen Koffer (wegender großen Batterie) mit Telefonhörer drauf auf das Tablett gepackt, damit jeder sah, dass er so wichtig war. Dabei sah er immer in die Runde, ob auch jeder seine Bedeutung erkannt hatte.
    Was haben wir über den gelacht. Wir haben dann auch später herausgefunden, dass er das Telefon irgendwie mal bekommen hatte und man einfach vergessen hatte, es ihm wieder abzunehmen. Sein Job hatte überhaupt nichts mit ständiger Verfügbarkeit zu tun.
    Dieser Typ fällt für mich in die Kategorie Händi-Attrappe, die es mal fürs Auto gab. Die hatten teilweise sogar noch geläutet. Dann konnte man lässig den Gesprächspartner ignorieren und sich in der Bewunderung des Beifahrers oder noch besser der Beifahrerin sonnen.
    Auch der Anrufservice, den es mal gab, um wichtig zu erscheinen, fällt in die Kategorie. Auch auf dem Flughafen fällt mir immer wieder auf, dass Leute sehr laut telefonieren und dabei in die Runde blicken. Dabei wollen sie gehört werden, wie sie gerade einen Millionendeal mal eben so zwischen Check-in und Passkontrolle abwickeln. Immer wieder zum Grölen.
    Wirklich wichtige Telefonate werden in den Ecken geführt. Manche kriegen auch wirklich nicht mit, dass sie schreien und den gesamten Terminal unterhalten. Und dann noch über den Kunden herziehen. Nur weil sie wichtig sein wollen.
    Du siehst. Vieles im Projekt ist nur Show. Sieh dir deine Gegenüber genau an und bilde dir deine Meinung anhand ihres Verhaltens. Insbesondere lernst du sie kennen, wenn es Konflikte gibt.
    Dann hilft ein Händi halt doch nicht weiter. Aber dein schlaues Buch!

Mach dich schlau
    Nachdem man dir sicher alle Unterstützung von der Geschäftsleitung bis zur Putzfrau versprochen hat, um dich weich zu klopfen und zu motivieren, wird man sich später nur noch sehr vage oder lieber gleich gar nicht mehr daran erinnern. Dass man dir dieses Versprechen gegeben hat, will später keiner mehr wissen. Wie war das noch: «Frau/​Herr X, Sie haben alle Unterstützung, die Sie benötigen.» Oder so. Deshalb musst du sofort damit beginnen, dich schlau zu machen. Was ist eigentlich los, was soll das, wer sind die einflussreichen Leute usw.
    Also suche die Rahmenbedingungen zusammen. Die berühmten W-Fragen :
Warum? (Das ist ganz wichtig!!!)
Wer?
Was?
Wo?
Wann?
Wie?
Weshalb?
Wozu?
Bis wann?
Welche Rahmenbedingungen?
Etc.   …
     
    Mach dir eine Liste und schreib auf, was du so in Erfahrung bringen kannst. Wenn es ein Pflichtenheft gibt, nicht schlecht – wenn nicht, umso besser. Dann schreibst du es selbst.
    Vergiss deine Angst, dass du zuerst fragen musst, ob du ein Pflichtenheft schreiben darfst. Natürlich darfst du. Das ist Teil deiner Motivation, es richtig zu machen, und außerdem lernt man das in den Projektmanagementausbildungen, dass ein Pflichtenheft ein absolutes Muss! ist. Meist jedoch macht man es nur, wenn manetwas extern vergibt. Intern, und vor allem von deinen Chefs, wirst du selten eines erhalten. Und wenn, dann in Kurzform, wo nur das drinsteht, was deinen Auftraggebern hilft. Oder sogar nur ein paar Stichworte ohne wirklichen Wert bzw. ein paar magere Sätze.
    Also schreibst du das Pflichtenheft selbst, und wenn es später darum geht, ob du gut warst und deine Gehaltsziele erreicht hast, kannst du das Pflichtenheft rausziehen. Dann wirst du locker vorrechnen, dass das Projekt genau nach Pflichtenheft abgeliefert wurde.
    Dass du es selbst geschrieben hast, ist ja kein Nachteil. Außerdem weiß das nach ein paar Wochen schon niemand mehr, weil es ja auch keiner gelesen hat. Du hast ja nur das zu Papier

Weitere Kostenlose Bücher