Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
stand auf.
»Ich werde meine Kleidung am Rand der Siedlung ablegen müssen, damit ich, sollte ich nicht schon vor Tagesanbruch zurück sein, etwas anzuziehen habe, wenn ich durch die Straßen gehe.«
»Sie wollen doch nicht jetzt losgehen, nachts?« fragte der die Wette Haltende.
»Warum nicht?« fragte Tarzan. »Numa streift nachts umher – da wird es leichter sein, ihn zu finden.«
»Nein, Ihr Blut soll nicht über mich kommen«, erwiderte der andere. »Es wäre töricht genug, wenn Sie bei Tageslicht auf Pirsch gingen.«
»Ich gehe jetzt,« erklärte Tarzan und begab sich in sein Zimmer, um Messer und Seil zu holen.
Die Männer begleiteten ihn zum Rand des Dschungels, wo er seine Kleidungsstücke in einem kleinen Lagerhaus zurückließ.
Aber als er sich anschickte, in das pechschwarze Unterholz zu tauchen, versuchten sie abermals, ihn davon abzubringen, und derjenige, der die hohe Summe gesetzt hatte, bestand am hartnäckigsten darauf, daß Tarzan sein törichtes Wagnis aufgab.
»Ich will anerkennen, daß Sie gewonnen haben, und die zehntausend Francs gehören Ihnen, wenn Sie von ihrem wahnwitzigen Vorhaben ablassen, das nur mit Ihrem Tod enden kann.«
Tarzan lachte, und einen Moment später hatte der Dschungel ihn verschluckt.
Die Männer standen einige Augenblicke schweigend, kehrten dann langsam um und zum Hotel zurück.
Kaum hatte Tarzan den Dschungel betreten, schwang er sich in die Bäume, und sogleich bemächtigte sich seiner ein Gefühl des Triumphes und der Freude, weil er sich noch einmal durch die Wipfel fortbewegen konnte.
Das war das Leben, wie er es liebte! Die Zivilisation konnte ihm nichts dergleichen bieten mit ihrer eng umgrenzten und beengten Sphäre, eingeschnürt von Vorschriften und Konventionen. Selbst die Kleidung war belastend und unsinnig.
Endlich war er frei. Jetzt erst wurde ihm bewußt, daß er ein Gefangener gewesen war.
Wie leicht wäre es jetzt, im weiten Bogen zur Küste zurückzukehren und dann Richtung Süden zu seinem heimatlichen Dschungel und seinem Haus zu wandern.
Da erfaßte er die Witterung von Numa, denn er bewegte sich gegen den Wind vorwärts. Bald darauf erfaßte sein feines Gehör das vertraute Geräusch weicher Pranken und das Rascheln eines großen, in ein Fell gekleideten Körpers durch das Unterholz.
Tarzan langte lautlos über dem nichtsahnenden Tier an und folgte ihm schweigend, bis er an eine kleine, vom Mondschein erhellte Stelle kam.
Dann legte sich blitzschnell die Schlinge um die braune Kehle und zog sich zu, Tarzan befestigte das Ende an einem starken Ast, wie er es in der Vergangenheit hundertmal getan hatte, ließ sich, während das Tier mit krallenbewehrten Pranken um sich schlug und sich befreien wollte, hinter ihm zu Boden fallen, sprang auf seinen breiten Rücken und stieß ihm die lange, dünne Messerklinge mehrmals ins Herz.
Alsdann setzte er den Fuß auf Numas toten Körper und erhob die Stimme zu dem furchterregenden Siegesschrei seines wilden Stammes.
Einen Augenblick lang stand er unentschlossen, hin- und hergerissen von widerstreitenden Empfindungen der Loyalität gegenüber d’Arnot und einem mächtigen Verlangen nach der Freiheit des heimatlichen Dschungels. Schließlich ließ die Vision eines schönen Antlitzes und die Erinnerung an warme Lippen, die sich an seine drückten, das faszinierende Bild in den Hintergrund treten, das er von seinem früheren Leben gemalt hatte.
Der Affenmensch nahm den noch warmen Körper von Numa auf die Schultern und schwang sich abermals in die Bäume.
Die Männer saßen fast wortlos eine Stunde lang auf der Veranda.
Vergebens hatten sie versucht, über verschiedene Dinge zu sprechen, und stets hatte das Unternehmen, das jeden am meisten bewegte, die Unterhaltung zum Stocken gebracht.
»Mon Dieu«, sagte der auf das Wetten Erpichte schließlich. »Ich halte es nicht länger aus, sondern gehe mit meinem Schnellfeuergewehr in den Dschungel und bringe den verrückten Menschen wieder her.«
»Ich gehe mit Ihnen«, sagte einer.
»Ich auch …«, »Und ich …«, »Und ich …«, tönte ein Chor von Stimmen.
Als hätte dieser Vorschlag den Bann eines schrecklichen Albtraums gebrochen, eilten sie in ihre verschiedenen Quartiere, und kurze Zeit später waren alle auf dem Weg zum Dschungel – jeder schwer bewaffnet.
»O Gott! Was war das?« rief plötzlich einer aus der Gruppe, ein Engländer, als Tarzans wilder Schrei von ferne schwach an ihre Ohren drang.
»Ich habe so etwas schon einmal
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