Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
Vernachlässigung, weil es zwischen ihnen ständig zu Streit und Zänkereien kam, die nur der König friedlich beilegen konnte.
Schließlich redeten einige ältere Affen Tarzan ins Gewissen, worauf er einen Monat lang ständig bei seinem Stamm blieb.
Die der Königswürde unter den Menschenaffen entspringenden Aufgaben sind so zahlreich oder zermürbend auch wieder nicht.
Da kommt zum Beispiel eines Nachmittags Thaka, um sich zu beschweren, daß der alte Mungo seine neue Frau gestohlen hat. Dann muß Tarzan alle zu sich beordern, und sollte er feststellen, daß die Frau ihrem neuen Herrn den Vorzug gibt, verfügt er, daß die Dinge so bleiben, wie sie sind. Unter Umständen muß Mungo Thaka eben eine seiner Töchter als Ersatz geben.
Wie seine Entscheidung auch ausfallen mag, die Affen akzeptieren sie als endgültig und wenden sich zufrieden wieder ihren täglichen Verrichtungen zu.
Oder Tana kommt laut schreiend angerannt, die Hand an die Seite gepreßt, die stark blutet. Gunto, ihr Gatte, hat sie böse gebissen! Dieser, zur Rede gestellt, erklärt, Tana sei faul und wolle ihm keine Nüsse oder Käfer bringen und ihm auch nicht den Rücken kratzen.
Also schilt Tarzan beide aus und droht Gunto, er werde ihn den todbringenden Holzstab kosten lassen, falls er Tana weiterhin so zurichte. Ihr wiederum wird das Versprechen abverlangt, künftig ihren hausfraulichen Pflichten besser nachzukommen.
Und so ging es weiter. Zumeist waren es kleine Familienstreitigkeiten, die, wurden sie nicht bereinigt, letztendlich zu größeren Gruppenfehden und womöglich zur Auflösung des Stammes führen konnten.
Tarzan war es jedoch bald leid, als er herausfand, daß die Königswürde seine Freiheit weitgehend einschränkte. Er sehnte sich nach dem kleinen Haus und der sonnenbeschienen See – nach der Kühle in der solid gebauten Hütte und den nie endenden Wunderdingen in den vielen Büchern.
Als er älter wurde, entdeckte er, daß er sich seinem Volk entfremdet hatte. Dessen Interessen und die seinen waren weit entfernt voneinander. Sie hatten mit ihm nicht Schritt gehalten, auch konnten sie die vielen seltsamen und wundervollen Träume nicht verstehen, die ihrem menschlichen König durch den Kopf gingen. Ihr Wortschatz war derart begrenzt, daß er sich mit ihnen nicht über die vielen neuen Erkenntnisse und die weiten Perspektiven unterhalten konnte, die die Lektüre seinen sehnsuchtsvollen Gedanken erschlossen hatte. Desgleichen konnte er ihnen nicht von den ehrgeizigen Plänen berichten, die sein Innerstes bewegten.
Er hatte im Stamm auch keine Freunde mehr wie in alten Zeiten. Ein kleines Kind kann sich sehr leicht mit vielen seltsamen und einfachen Geschöpfen anfreunden, ein Erwachsener sucht jedoch nach einem Mindestmaß an Übereinstimmung in intellektueller Hinsicht als Grundlage für eine fruchtbringende Beziehung.
Wäre Kala noch am Leben, so hätte Tarzan alles aufgegeben, um in ihrer Nähe zu bleiben, aber jetzt, da sie tot war und die Spielgefährten seiner Kindheit zu wilden, mürrischen Tieren geworden waren, spürte er, daß der Friede und die Einsamkeit seines Häuschens ihm weit mehr am Herzen lagen als die lästigen Pflichten einer Führerschaft in einer Horde wilder Tiere.
Der Haß und die Eifersucht von Terkoz, Sohn des Tublat, wirkte Tarzans Verlangen, der Königswürde unter den Affen zu entsagen, jedoch in hohem Maße entgegen, denn als der eigensinnige junge Engländer, der er war, konnte er es nicht über sich bringen, vor einem so bösartigen Feindes zurückzuweichen.
Ihm war völlig klar, daß man Terkoz an seiner Statt zum Führer wählen würde, denn diese wilde Bestie hatte immer wieder ihre physische Überlegenheit über die wenigen männlichen Affen, die gewagt hatten, seiner rohen Tyrannei die Stirn zu bieten, unter Beweis gestellt.
Gern hätte Tarzan den häßlichen Störenfried ohne Zuhilfenahme von Messer oder Pfeilen zur Räson gebracht. Nachdem er zum Mann gereift war, hatten seine Körperkraft und seine Gewandtheit dermaßen zugenommen, daß er zu der Überzeugung gelangt war, den berüchtigten Terkoz im Kampf Mann gegen Mann besiegen zu können, hätten die gewaltigen Fangzähne des Menschenaffen diesem nicht einen beträchtlichen Vorteil über den kärglich bewaffneten Tarzan verschafft.
Die Umstände nahmen Tarzan eines Tages die Entscheidung ab, und die Zukunft lag fortan offen vor ihm, so daß es ihm überlassen war, zu bleiben oder wegzugehen, ohne daß sein Wappenschild
Weitere Kostenlose Bücher