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Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Titel: Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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dem seines Gegners, und seine Hand und sein Unterarm umspannten fest Terkoz’ Hals. Es war der im modernen Ringkampf als halber Nelson bezeichnete Griff, den der Affenmensch rein zufällig anwandte, doch sein überlegener Verstand zeigte ihm im Nu, was für eine nützliche Sache er da entdeckt hatte. Für ihn bedeutete sie den Unterschied zwischen Leben und Tod.
    Nun bemühte er sich, gleichzeitig einen ähnlichen Griff mit der linken Hand anzuwenden, und kurze Zeit später knackte Terkoz’ Stiernacken unter einem vollen Nelson.
    Sie wälzten sich jetzt nicht mehr umher, sondern lagen völlig ruhig auf der Erde, Tarzan auf Terkoz’ Rücken.
    Tarzan wußte, wie die Sache ausgehen würde. Einen Moment später würde er Terkoz das Genick brechen. Aber nun kam diesem derselbe Faktor zu Hilfe, der ihn eben erst in die auswegslose Situation gebracht hatte – die Verstandeskraft des Menschen.
    Was habe ich davon, wenn ich ihn töte? überlegte Tarzan. Werde ich dem Stamm dann nicht einen großartigen Kämpfer nehmen? Außerdem: Ein toter Terkoz wird nichts von meiner Überlegenheit wissen, ein lebender indes wird den anderen ein Beispiel sein.
    »Ka-goda?« zischte er Terkoz ins Ohr, das in der Affensprache soviel bedeutete wie: »Ergibst du dich?«
    Einen Augenblick lang folgte keine Antwort, so verstärkte Tarzan den Druck noch ein wenig, bis das gewaltige Tier entsetzt aufbrüllte.
    »Ka-goda?« wiederholte Tarzan.
    »Ka-goda!« schrie Terkoz.
    Tarzan lockerte den Griff ein wenig, ohne ihn völlig zu lösen. »Hör zu, ich bin Tarzan, König der Affen, ein gewaltiger Jäger, ein gewaltiger Kämpfer. Im ganzen Dschungel gibt es niemanden, der so groß ist.
    Du hast ,Ka-goda‘ zu mir gesagt, und alle haben es gehört. Also streite nicht mehr mit deinem König oder deinem Volk, denn nächstes Mal werde ich dich töten. Hast du verstanden?«
    »Huh«, bestätigte Terkoz.
    »Und du bist es zufrieden?«
    »Huh«, sagte der Affe.
    Tarzan ließ ihn los, und binnen weniger Minuten gingen alle wieder ihren Beschäftigungen nach, als wäre nie etwas geschehen, das die Stille ihrer urzeitlichen Zuflucht in diesem Wald hätte stören können.
    In den Köpfen der Affen hatte sich jedoch die Überzeugung eingenistet, dieser Tarzan sei ein mächtiger Kämpfer, aber auch ein seltsames Geschöpf. Seltsam, weil es in seiner Macht gestanden hatte, seinen Feind zu töten, er aber hatte ihm gestattet, weiterzuleben – unverletzt.
    Als der Stamm am Nachmittag zusammenkam, wie es ihre Gewohnheit war, ehe die Dunkelheit sich auf den Dschungel senkte, rief Tarzan, nachdem er seine Wunden im Wasser des Flusses ausgewaschen hatte, die alten Männchen zu sich.
    »Ihr habt heute gesehen, daß Tarzan von den Affen der Größte unter euch ist«, erklärte er.
    »Huh«, entgegneten sie einstimmig. »Tarzan ist groß.«
    »Tarzan ist jedoch kein Affe«, fuhr er fort. »Er ist nicht wie seine Stammesgenossen. Seine Wege sind nicht ihre Wege, und so wird Tarzan zur Höhle von seinesgleichen am Wasser des riesigen Sees zurückgehen, der keine weiteren Küsten hat. Ihr müßt einen anderen wählen, der euch regieren soll, denn Tarzan wird nicht zurückkehren.«
    So tat der junge Lord Greystoke den ersten Schritt auf das Ziel zu, das er sich gestellt hatte – andere weiße Menschen zu finden, die ihm gleich waren.
      Seinesgleichen
    Am nächsten Morgen machte sich Tarzan, noch lahm und zerschunden nach seinem Kampf mit Terkoz, Richtung Westen und Küste auf den Weg.
    Er kam sehr langsam voran, schlief nachts im Dschungel und erreichte sein Haus erst am späten Vormittag.
    Einige Tage rührte er sich kaum vom Fleck und ging nur Früchte und Nüsse sammmeln, um seinen Hunger zu stillen.
    Nach zehn Tagen war er ausgeheilt, sah man von der tiefen, halb verheilten Schramme ab, die, über dem linken Auge beginnend, sich quer über den Kopf bis zum rechten Ohr zog, eine Hinterlassenschaft von Terkoz, als er ihm die halbe Kopfhaut wegriß.
    Während seiner Genesung versuchte er, aus Sabors Fell, das die ganze Zeit im Haus gelegen hatte, eine Art Mantel herzustellen. Er mußte jedoch feststellen, daß es hart wie ein Brett geworden war, und da er vom Gerben keine Ahnung hatte, mußte er den Plan leider aufgeben.
    Dann beschloß er, sich von einem der dunkelhäutigen Männer aus Mbongas Dorf so viel an Kleidungsstücken zu beschaffen, wie er konnte, denn Tarzan von den Affen war fest entschlossen, seine Höherentwicklung von den niederen Arten auf jede

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