Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
mögliche Weise unter Beweis zu stellen, und nichts erschien ihm als äußeres Merkmal des Menschseins geeigneter denn Schmuck und Kleidung.
Zu diesem Zweck sammelte er von den dunkelhäutigen Kriegern, die seiner schnellen und lautlosen Schlinge zum Opfer gefallen waren, die verschiedenen Arm- und Beinschmuckstücke und legte sie auf dieselbe Weise an, wie die anderen sie getragen hatten.
Um den Hals hängte er die goldene Kette mit dem diamantverzierten Medaillon seiner Mutter, Lady Alice. Auf seinem Rücken baumelte an einem ledernen Schultergurt, einem weiteren Beutestück von einem besiegten Dunkelhäutigen, ein Köcher voll Pfeile.
Aus dünnen Streifen roher Tierhaut hatte er sich einen Gürtel hergestellt, an dem die selbstgefertigte Scheide mit seines Vaters Jagdmesser hing. Kulongas langer Bogen ragte über seiner linken Schulter.
Der junge Lord Greystoke war in der Tat eine seltsame und kriegerische Erscheinung. Sein dichter, schwarzer Haarschopf fiel ihm hinten auf die Schultern. Über der Stirn hatte er ihn mit dem Jagdmesser zu einem groben Pferdeschwanz gestutzt, damit die Haare ihm nicht in die Augen fielen.
Seine aufrechte und vollkommene Gestalt, ebenso mit Muskeln ausgestattet, wie die besten der alten römischen Gladiatoren gewesen sein mußten, und dennoch weich und fließend modelliert wie eine griechische Gottheit, bezeugten auf den ersten Blick die erstaunliche Kombination beträchtlicher Körperkraft mit Geschmeidigkeit und Schnelligkeit.
Tarzan von den Affen war die Personifizierung des primitiven Menschen, des Jägers und Kriegers.
Mit seiner vornehmen Kopfhaltung, den breiten Schultern und den schönen, klaren Augen, in denen das Licht des Lebens und großer Verstandeskraft loderte, hätte er durchaus für den Halbgott eines wilden, längst vergangenen Kriegervolks in diesem uralten Wald gelten können.
Doch er dachte nicht an dergleichen Dinge. Ihn beschäftigte, daß er keine Kleidung hatte, um allen Dschungelbewohnern zu zeigen, daß er ein Mensch war und kein Affe, deshalb beschlichen ihn oft schwere Zweifel, ob er womöglich doch noch ein Affe werden könnte.
Wuchs ihm das Haar nicht allmählich ins Gesicht? Alle Affen hatten Haare im Gesicht, nur die dunkelhäutigen Männer waren völlig unbehaart, von wenigen Ausnahmen abgesehen.
Zwar hatte er auf den Bildern in seinen Büchern Männer mit sehr viel Haar um die Lippen und auf Wangen und Kinn gesehen, dennoch hegte er bestimmte Befürchtungen. Fast täglich wetzte er sein scharfes Messer und schabte und schnitzelte an seinem jungen Bart herum, um dieses entwürdigende Merkmal des Affentums zu beseitigen.
So lernte er, sich zu rasieren – zwar grob und mit Schmerzen – aber doch wirkungsvoll.
Als er sich nach dem blutigen Kampf mit Terkoz wieder kräftig genug fühlte, machte er sich eines Morgens auf den Weg zu Mbongas Dorf. Sorglos ging er einen gewundenen Dschungelpfad entlang, statt sich durch die Bäume zu schwingen, als er sich plötzlich einem dunkelhäutigen Krieger gegenübersah.
Der Ausdruck der Überraschung im Gesicht des Eingeborenen war fast komisch, und noch ehe Tarzan seinen Bogen von der Schulter reißen konnte, hatte der Bursche kehrt gemacht und flüchtete den Pfad entlang, wobei er laut schrie, wohl um andere hinter sich zu warnen.
Tarzan nahm die Verfolgung durch die Baumwipfel auf und erspähte wenige Augenblicke später mehrere Menschen, die verzweifelt zu entkommen suchten.
Sie waren ihrer drei und stürmten wie wild hintereinander durch das dichte Unterholz.
Tarzan überholte sie spielend. Weder sahen sie ihn bei seiner lautlosen Fortbewegung durch die Wipfel, noch entdeckten sie die Gestalt, die geduckt auf einem niedrigen Zweig vor ihnen hockte, unter dem der Weg entlangführte.
Tarzan ließ die ersten beiden vorbei, aber als der dritte schnell, herankam, fiel lautlos die Schlinge um die dunkelhäutige Kehle. Ein heftiger Ruck zog sie zusammen.
Ein qualvoller Schrei entrang sich dem Opfer, seine Gefährten wandten sich um und sahen, wie sein widerstrebender Körper langsam wie von Geisterhand im dichten Blattwerk der Bäume über ihm verschwand.
Sie schrien entsetzt auf, machten kehrt und stürmten davon, was das Zeug hielt.
Tarzan erledigte seinen Gefangenen schnell und lautlos und nahm ihm die Waffen, Schmückstücke und – nein, war das eine Freude! – ein hübsches Lendentuch aus Rehleder ab, das er unverzüglich anlegte.
Jetzt war er in der Tat nach Menschenart gekleidet. Auch
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