Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
erbärmliche Kraft nicht das geringste ausrichtete.
Draußen, am Ende des Korridors, stand Rokoff und wartete auf den Ausgang des Geschehens. Bevor er ging, wollte er des Todes von Tarzan sicher sein, jedoch entsprach es nicht seinem Plan, zu denjenigen zu gehören, die während des Mordes mit im Zimmer waren.
Die Frau stand noch an der Stelle, wo sie bei Tarzans Eintritt gestanden hatte, doch ihr Gesichtsausdruck hatte sich inzwischen mehrfach verändert. Der scheinbare Schmerz war Verschlagenheit gewichen. Das war Tarzan jedoch entgangen, als er sich umgedreht hatte, um den Angriff von hinten abzuwehren.
Später zeichnete sich nur noch Überraschung und dann Entsetzen auf ihrem Gesicht ab. Und wen könnte es wundern? Der makellose Gentlemen, den ihre Schreie zu seiner Ermordung locken sollten, hatte sich plötzlich in einem Dämon der Rache verwandelt. Anstelle schlaffer Muskeln und schwachen Widerstands bot sich ihr das Bild eines wahren Herkules, der tollwütig geworden war.
»Mon Dieu!« rief sie; »das ist ein wildes Tier!« Denn die kräftigen weißen Zähne des Affenmenschen hatten die Kehle eines der Angreifer gefunden, und Tarzan kämpfte, wie er es bei den großen Affen von Kerchaks Stamm gelernt hatte.
Er befand sich an mehreren Stellen zugleich, schnellte in geschraubten Sprüngen von hier nach dort durchs Zimmer, so daß er die Frau an einen Panther erinnerte, den sie im Zoo gesehen hatte. Hier krachte ein Handgelenkknochen in seinem eisernen Griff, dort wurde einem Opfer die Schulter ausgerenkt, als er dessen Arm nach hinten und oben drehte.
Mit Schmerzensschreien retteten sich die Männer so schnell sie konnten auf den Flur, aber noch bevor der erste blutend und zerschunden aus dem Raum stolperte, hatte Rokoff genug gesehen, um zu erkennen, daß Tarzan in dieser Nacht nicht derjenige sein würde, der in diesem Haus verenden würde. So war der Russe zu einem nahegelegenen Diebesnest gehastet und hatte der Polizei telefonisch mitgeteilt, daß ein Mann im dritten Stock eines Mietshauses in der Rue Maule Nr. 27 jemanden ermorde.
Als die Beamten ankamen, fanden sie drei Männer stöhnend auf dem Flur vor, eine eingeschüchterte Frau lag auf einem schmutzigen Bett und verbarg ihr Gesicht in den Armen, und ein anscheinend gutgekleideter Gentlemen stand in der Mitte des Raumes und erwartete neue Angreifer, denn so hatte er die Schritte der herbeieilenden Beamten auf der Treppe gedeutet – jedoch sie irrten sich in letzterem; es war ein wildes Tier, das sie durch schmale, stahlgraue Augen anblickte. Der Geruch des Blutes hatte die letzte Spur von Zivilisation in Tarzan getilgt, und nun sah er sich in die Enge getrieben wie ein von Jägern umzingelter Löwe, der sich in Erwartung der nächsten offenkundigen Handlung duckt, um den Angreifer eines Besseren zu belehren.
»Was geht hier vor?« fragte einer der Polizisten.
Tarzan erklärte es kurz. Als er sich jedoch nach der Frau umdrehte, damit sie seine Aussagen bestätige, war er entsetzt über ihre Antwort.
»Er lügt!« rief sie schrill, an die Beamten gewandt. »Er kam mit böser Absicht hierher, während ich alleine im Zimmer war. Er hätte mich getötet, weil ich mich gewehrt habe, hätten meine Schreie nicht diese Herren herbeigerufen, die gerade am Haus vorübergingen. Er ist ein Teufel, Messieurs; ganz allein hat er zehn Männer mit bloßen Händen und Zähnen beinahe umgebracht.«
Tarzan war über ihre Undankbarkeit so schockiert, daß ihm für einen Moment die Worte fehlten. Die Polizisten hegten gewisse Zweifel, da sie mit derselben Dame und der feinen Sippschaft ihrer Freunde schon anderweitig zu tun gehabt hatten. Dennoch, sie waren Polizisten und keine Richter, so beschlossen sie, alle im Raum Befindlichen unter Arrest zu stellen und es anderen zu überlassen, deren Aufgabe es eigentlich war, die Unschuldigen von den Schuldigen zu trennen.
Aber sie mußten feststellen, daß es eine Sache war, diesem gutgekleideten jungen, Mann mitzuteilen, er sei verhaftet, und eine ganz andere, dies in die Tat umzusetzen.
»Ich bin keines Verbrechens schuldig«, sagte dieser ruhig. »Ich habe lediglich versucht, mich zu verteidigen. Ich weiß nicht, warum diese Frau Ihnen das alles so wiedergegeben hat. Was sollte sie gegen mich haben, da ich sie doch nie zuvor gesehen habe, erst als mich ihr Hilferuf in diesen Raum führte.«
»Kommen Sie, dafür gibt es Richter, um sich das anzuhören«, warf einer der Beamten ein und trat näher, um seine Hand
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