Tarzan 03 - Tarzans Tiere
Moment gerettet hatte. Er suchte das stromabwärtige Ufer ab, soweit der gewundene Kanal es ermöglichte, konnte jedoch nirgends eine Spur von dem Russen oder seinem Einbaum entdecken.
Nachdem er sich ausgeruht und das verwundete Bein verbunden hatte, machte er sich an die Verfolgung des treibenden Kanus. Er befand sich jetzt am anderen Ufer, gegenüber der Stelle, wo er ins Wasser gestiegen war, aber da sein Opfer sich in Flußmitte befand, spielte es für ihn keine Rolle, auf welcher Seite er die Suche aufnahm.
Zu seinem nicht geringen Verdruß mußte er jedoch feststellen, daß sein Bein schwerer verletzt war, als er geglaubt hatte, und daß dieser Zustand seine Fortbewegung erheblich erschwerte. Nur mit größter Mühe kam er etwas schneller vorwärts als ein Spaziergänger, und in den Bäumen mußte er erkennen, daß die Verletzung seine Fortbewegung nicht nur behinderte, sondern eindeutig gefährdete.
Tambudza, die alte Negerin, hatte ihm gegenüber eine Bemerkung fallen lassen, die ihn jetzt mit Zweifeln und bösen Ahnungen erfüllte. Als die Frau ihm vom Tod des Kindes berichtet hatte, fügte sie hinzu, die weiße Frau sei zwar sehr niedergeschlagen gewesen, habe ihr jedoch anvertraut, daß das Kind gar nicht ihres sei.
Tarzan sah keinen Grund zu der Annahme, Jane könne es für ratsam gehalten haben, ihre Identität oder die ihres Kindes zu leugnen. Die einzige plausible Erklärung schien zu sein, daß die weiße Frau, die seinen Sohn und den Schweden ins Dschungeldickicht des Landesinneren begleitet hatte, überhaupt nicht Jane war.
Je mehr er über dieses Problem nachdachte, desto mehr war er überzeugt, daß sein Sohn tot, seine Frau jedoch sicher in London sei und keine Ahnung von dem grauenvollen Schicksal habe, das ihrem Erstgeborenen zuteil geworden war.
Demnach war seine Deutung von Rokoffs hämischem Spott falsch, und er hatte sich grundlos mit der Bürde einer doppelten Sorge geplagt, jedenfalls erschien es ihm so. Aus dieser Ansicht schöpfte er einen gewisse Linderung des Schmerzes, den der Tod seines kleinen Sohnes bei ihm hervorgerufen hatte.
Und was für ein Tod! Selbst das wilde Tier, das Tarzan in Wirklichkeit war, unempfänglich für die Leiden und Schrecken des grimmigen Dschungels, schauderte bei dem Gedanken an das gräßliche Schicksal, das dem unschuldigen Kind zuteil geworden war.
Während er sich unter Schmerzen zur Küste hinbewegte, verweilte er in Gedanken ständig bei den grauenvollen Verbrechen, die der Russe an seinen Lieben begangen hatte, so daß die große Narbe auf seiner Stirn fast ständig scharlachrot und geschwollen war, und dies bezeugte Tarzans gnadenlose und bestialische Wut. Manchmal erschrak er selbst über sich, weil ihm unwillkürlich solches Gebrüll und Geknurr entfuhr, daß die kleineren Geschöpfe des Dschungels eilends in ihre Schlupfwinkel huschten.
Könnte er nur des Russen habhaft werden!
Zweimal kamen ihm auf dem Weg zur Küste kriegerische Eingeborene bedrohlich aus ihren Dörfern entgegengestürzt, um ihm am weiteren Fortkommen zu hindern, aber als der furchtbare Kampfruf des Affenmännchens an ihre Ohren schlug und der große, weiße Hüne sie bellend angriff, wandten sie sich schleunigst zur Flucht, verschwanden im Busch und tauchten erst wieder auf, als er unbehelligt weitergezogen war.
Wenn er in seinen Augen auch erbärmlich langsam vorankam – maß er doch seine Geschwindigkeit an den Bewegungen der kleineren Affen –, war er dennoch in Wirklichkeit ebenso schnell, wie das Kanu mit Rokoff vor ihm dahintrieb, so daß er die Bucht und das Meer kurz nach Einbruch der Dunkelheit an demselben Tag erreichte, als die Flucht Jane Claytons und des Russen dort ihr Ende gefunden hatte.
Die den schwarzen Fluß und den Dschungel ringsum einhüllende Finsternis war so undurchdringlich, daß Tarzan selbst mit seinen an häufigen Gebrauch im Dunkeln gewöhnten Augen nur wenige Yards voraus schon nichts mehr erkennen konnte. Seine Absicht war gewesen, die Küste in der Nacht nach Spuren des Russen und jener Frau abzusuchen, die nach seiner Überzeugung vor Rokoff den Ugambi heruntergekommen war. Daß nur hundert Yards von ihm entfernt die Kincaid oder ein anderes Schiff vor Anker lag, konnte er nicht ahnen, denn an Bord des Dampfers brannte kein Licht.
Als er seine Suche gerade aufgenommen hatte, wurde seine Aufmerksamkeit plötzlich durch ein Geräusch in Anspruch genommen, das ihm zuerst entgangen war – das leise Patschen von Paddeln im Wasser
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