Tarzan 04 - Tarzans Sohn
Spur der fliehenden Safari, die sie immer weiter von dem Mädchen wegführte, zu dessen Rettung sie aufgebrochen waren, während weit hinter ihnen beim Bungalow die Frau, die Meriem geliebt hatte, als sei sie ihr eigen Fleisch und Blut, ungeduldig und voll Sorge auf die Rückkehr des Rettungstrupps wartete, fest überzeugt, daß ihr unüberwindlicher Herr und Gebieter sie zurückbringen werde.
Kapitel 22
Während Meriem mit Malbihn kämpfte, der ihre Hände durch seinen muskulösen Griff fest an ihre Seiten preßte, erstarb jede Hoffnung in ihr. Sie gab keinen Laut von sich, denn sie wußte: Niemand war da, ihr zu Hilfe zu kommen. Auch hatte das Dschungeltraining in ihren früheren Lebensjahren sie gelehrt, wie vergeblich in der wilden Welt, in der sie aufgewachsen war, Hilferufe waren.
Aber während sie noch rang, um sich zu befreien, berührte ihre Hand den Kolben von Malbihns Revolver im Halfter an seiner Hüfte. Langsam zog er sie zu den Decken, und langsam glitten ihre Finger um die heißersehnte Waffe und zogen sie aus der Lederhülle.
Als Malbihn am Rande des ungeordneten Haufens von Decken stand, hörte Meriem plötzlich auf, von ihm wegzudrängen, und warf ihr Gewicht unversehens gegen ihn, mit dem Ergebnis, daß er nach hinten taumelte, seine Füße sich in den Decken verhedderten und er auf den Rücken fiel. Instinktiv streckte er die Hände aus, um sich zu retten, und im gleichen Augenblick richtete Meriem den Revolver auf seine Brust und drückte ab.
Aber der Schlagbolzen traf eine leere Hülse, und Malbihn war wieder auf den Beinen und packte sie. Für einen kurzen Moment konnte sie ihm entrinnen und zum Zelteingang springen, doch kurz zuvor fiel seine schwere Hand auf ihre Schulter und riß sie zurück. Sie drehte sich blitzschnell um, packte mit der Wut einer verwundeten Löwin den Revolver am langen Lauf, holte weit über ihren Kopf aus und ließ ihn mit voller Wucht in Malbihns Gesicht niedersausen.
Wild fluchend vor Schmerz und Zorn, taumelte der Mann zurück, gab sie frei und sank bewußtlos zu Boden. Ohne sich noch einmal umzuschauen, wandte sich Meriem um und floh ins Freie. Einige Schwarze sahen sie und versuchten, sie abzufangen, aber die Drohung mit der ungeladenen Waffe hielt sie auf Distanz. So gelangte sie aus der Umzäunung und verschwand Richtung Süden im Dschungel.
Sie schwang sich geradewegs in die Zweige eines Baumes getreu den Waldinstinkten der kleinen Mangani, die sie gewesen war. Hier entledigte sie sich ihres Reitrocks sowie der Schuhe und Strümpfe, denn sie wußte, daß sie eine Reise und eine Flucht vor sich hatte, die eine Behinderung durch diese Kleidungsstücke nicht erlaubten. Reithosen und Jacke konnten wohl als Schutz gegen die Kälte und Dornen dienen, auch behinderten sie sie nicht übermäßig, doch Rock und Schuhe waren in den Bäumen unmöglich.
Sie hatte sich noch nicht allzuweit entfernt, als ihr die Erkenntnis kam, wie gering ihre Chancen zu überleben waren ohne Mittel zur Verteidigung oder eine Waffe, mit der sie sich Fleisch beschaffen konnte. Warum hatte sie nicht daran gedacht, Malbihn den Patronengurt abzunehmen, ehe sie sein Zelt verließ! Mit Patronen für den Revolver bestand Hoffnung, Niederwild zu erlegen und sich gegen Feinde zu wehren, die sie auf ihrem Weg zurück zum vertrauten Herd von Bwana und My Dear behelligten.
Diese Erkenntnis führte sie zu dem Entschluß, zurückzukehren und sich die dringend benötigte Munition zu beschaffen. Sie war sich im klaren, daß sie damit das Risiko einging, wieder gefangen zu werden. Aber ohne ein Mittel zur Verteidigung und zum Beschaffen von Fleisch konnte sie niemals hoffen, in Sicherheit zu gelangen. Und so wandte sie sich wieder dem Camp zu, aus dem sie gerade erst entkommen war.
Sie hielt Malbihn für tot, so furchtbar war der Schlag gewesen, den sie ihm versetzt hatte, und sie hoffte, daß sich nach Einbruch der Dunkelheit eine Gelegenheit ergeben würde, ins Lager zu dringen und sein Zelt nach dem Patronengurt zu durchsuchen; kaum hatte sie jedoch in einem großen Baum am Rande der Umzäunung ein Versteck gefunden, von dem aus sie beobachten konnte, ohne Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden, sah sie den Schweden aus seinem Zelt auftauchen, sich das Blut aus dem Gesicht wischen und seine verängstigten Begleiter mit einem Hagel von Flüchen und Fragen zu bedenken.
Kurz danach machte sich das ganze Camp auf die Suche nach ihr, und als sie sicher sein konnte, daß alle verschwunden
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