Tarzan 04 - Tarzans Sohn
einzelnes Mädchen schwer zu handhaben, aber es gab keine andere Möglichkeit, den Fluß zu überqueren.
Die Wache im Camp konnte den Anlegeplatz sehr gut überblicken. Die Überquerung unter ihren Augen zu wagen hätte zweifellos eine erneute Gefangennahme bedeutet. Ihre einzige Hoffnung lag darin, bis zum Einbruch der Dunkelheit zu warten, es sei denn, es ergaben sich vorher schon besonders günstige Umstände. Eine Stunde lag sie und beobachtete die Wache, von der einer sich stets in einer Position befand, wo er sie sofort entdecken würde, sollte sie versuchen, eines der Kanus zu Wasser zu lassen.
Da tauchte Malbihn wieder auf, erhitzt und schnaufend trat er aus dem Dschungel. Er rannte sofort zum Fluß, wo die Kanus lagen, und zählte sie. Ihm war ganz offensichtlich plötzlich eingefallen, daß das Mädchen hier übersetzen mußte, wenn sie zu ihren Beschützern zurückkehren wollte. Der Ausdruck der Erleichterung auf seinem Gesicht, als er entdeckte, daß keines der Kanus fehlte, legte beredtes Zeugnis darüber ab, was in seinem Kopf vorging. Er kehrte um und redete hastig mit dem Häuptling, der ihm aus dem Dschungel gefolgt war, und bei dem sich noch einige andere Schwarze befanden.
Gemäß Malbihns Anweisungen ließen sie alle Kanus bis auf eines zu Wasser. Malbihn rief den Wachen im Camp etwas zu, und einen Augenblick später saß die ganze Gruppe in den Booten und paddelte stromauf.
Meriem beobachtete sie, bis eine Flußbiegung oberhalb des Camps sie ihren Blicken entzog. Sie waren verschwunden! Sie war allein, und sie hatten ein Kanu zurückgelassen, in dem auch ein Paddel lag! Sie konnte diesen Glücksumstand kaum glauben. Weiter hier zu verweilen würde alle Hoffnung zunichtemachen. Schnell rannte sie aus ihrem Versteck und ließ sich zu Boden fallen. Zwischen ihr und dem Kanu lagen etwa ein Dutzend Yards.
Weiter stromauf hinter der Biegung beorderte Malbihn seine Kanus ans Ufer. Er ging mit seinem Häuptling an Land und überquerte die Landspitze langsam auf der Suche nach einem Punkt, von wo aus er das Kanu sehen konnte, das er am Anlegeplatz zurückgelassen hatte. Er lächelte, so überzeugt war er vom Erfolg dieser Kriegslist – früher oder später würde das Mädchen zurückkommen und versuchen, den Fluß in einem ihrer Kanus zu überqueren. Möglicherweise kam ihr dieser Gedanke erst später. Unter Umständen mußten sie ein, zwei Tage warten; aber daß sie kommen würde, falls sie noch lebte und nicht von den Männern ergriffen worden war, die er losgeschickt hatte, um den Dschungel zu durchsuchen, davon war er überzeugt. Daß sie jedoch so bald schon kommen würde, hatte er nicht erwartet, und als er die Landzunge schließlich hinter sich gebracht hatte und den Fluß überblicken konnte, sah er etwas, was ihm einen wilden Fluch entlockte – sein Opfer hatte den Fluß bereits zur Hälfte überquert.
Er machte kehrt und rannte schnell zu seinen Booten zurück, und der Häuptling folgte ihm dicht auf den Fersen. Sie ließen sich hineinfallen, und Malbihn trieb seine Paddler zu äußersten Anstrengungen an. Die Kanus schossen in die Flußmitte und mit der Strömung abwärts in Richtung auf das fliehende Opfer. Meriem hatte den Fluß fast schon überquert, als sie sie sichteten. Im gleichen Augenblick entdeckte auch sie die Verfolger und verdoppelte ihre Bemühungen, das gegenüberliegende Ufer zu erreichen, ehe sie sie einholen konnten. Zwei Minuten Vorsprung war alles, was sie sich wünschte. Einmal in den Bäumen, konnte sie ihnen entwischen, das wußte sie genau. Ihre Hoffnungen waren wohlbegründet, sie konnten sie jetzt nicht mehr einholen – der Vorsprung, der sie trennte, war zu groß.
Malbihn trieb seine Männer mit einem Schwall übelster Flüche und einem Hagel von Faustschlägen zu schnellerem Paddeln an, denn er erkannte, daß das Mädchen seinen Klauen abermals entschlüpfte. Das vorderste Kanu, in dessen Bug er stand, war noch einhundert Yards hinter der fliehenden Meriem, als sie die Spitze ihres Fahrzeug unter die überhängenden Bäume am Ufer steuerte, die ihre Rettung waren.
Malbihn schrie ihr zu, stehenzubleiben. Er schien vor Wut wahnsinnig geworden zu sein angesichts der Einsicht, daß er sie nicht einholen konnte, dann legte er das Gewehr an, zielte sorgfältig auf die schlanke Gestalt, die sich in die Bäume schwang, und feuerte.
Er war ein ausgezeichneter Schütze. Praktisch konnte er auf eine derart kurze Entfernung nicht fehlschießen, und auch diesmal
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