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Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Titel: Tarzan 04 - Tarzans Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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hätte er sein Ziel nicht verfehlt, hätte sich nicht genau in dem Augenblick, als sein Finger den Druckpunkt überwand, etwas ereignet, dem Meriem letztendlich das Leben verdankte. Der Zufall wollte es, daß am Ufer ein mit Wasser vollgesogener Baumstamm lag. Das eine Ende steckte tief im Schlamm des Grundes, das andere ragte nach oben bis dicht unter die Wasseroberfläche, so daß der Bug von Malbihns Kanu es berührte, als dieser feuerte. Die leichte Abweichung vom Kurs genügte, um das Korn des Gewehres vom Ziel wegzustoßen. Die Kugel pfiff über Meriems Kopf weg, ohne Schaden anzurichten, und einen Augenblick später war sie im Blattwerk des Baumes verschwunden.
    Sie lächelte, als sie sich zu Boden fallen ließ, um eine kleine Lichtung zu überqueren, wo einmal ein von Feldern umgebenes Eingeborenendorf gestanden hatte. Die halbzerstörten Hütten waren dem Verfall preisgegeben. Die üppige Vegetation des Dschungels überwucherte die angelegten Kulturen. Schon ragten kleine Bäume, wo einstmals die Dorfstraße gewesen war, aber Verwüstung und Einsamkeit lagen wie ein Leichentuch über der ganzen Szene. Für Meriem war es indes nur eine Stelle, wo es an großen Bäumen mangelte, die sie also schnell überqueren mußte, um auf der anderen Seite wieder den Dschungel zu erreichen, ehe Malbihn ans Ufer gelangt war.
    Die verlassenen Hütten erschienen ihr gerade dieses Umstands wegen recht günstig – sie sah die scharfen Augen nicht, die sie von unzähligen Punkten aus beobachteten, aus zerfallenen Eingängen, hinter zusammenbrechenden Kornspeichern hervor. Von der drohenden Gefahr nicht das geringste ahnend, ging sie die Dorfstraße entlang, da diese den bequemsten Weg in den Dschungel darstellte.
    Eine Meile weiter ostwärts kämpfte sich ein Mann in zerfetzter Khakikleidung – schmutzig, ausgezehrt, ungepflegt – durch den Dschungel, immer der Spur folgend, die Malbihn hinterlassen hatte, als er Meriem in sein Camp brachte. Er blieb plötzlich stehen, als das Krachen von Malbihns Gewehr schwach durch das Pflanzengewirr des Waldes drang, und der Schwarze vor ihm tat es ihm nach.
    »Wir sind gleich da, Bwana «, sagte dieser. Sein Ton und sein Verhalten bekundeten Hochachtung und Respekt.
    Der Weiße nickte und gebot seinem ebenholzfarbenen Führer, weiter zu gehen. Es war der ehrenwerte Morison Baynes – der Verwöhnte, der Sensible. Sein Gesicht und die Hände waren zerkratzt und mit geronnenem Blut bedeckt von den vielen Wunden, die er sich im Dorngestrüpp und Dickicht zugezogen hatte. Seine Kleidung hing in Fetzen herab. Aber unter dem Blut, dem Schmutz und den Lumpen war ein neuer Baynes zu erkennen – ein attraktiverer Baynes als der Stutzer und Geck von ehemals.
    Im Herzen und in der Seele jedes Sohnes einer Frau liegt der Keim zu Männlichkeit und Ehre. Reue ob einer schurkischen Handlung und ein ehrenhaftes Verlangen, das Unrecht wiedergutzumachen, das er der Frau zugefügt hatte, von der er nun wußte, daß er sie wahrhaft liebte, hatten diese Keime in Morison Baynes zu schnellem Wachstum angeregt – und die Metamorphose hatte stattgefunden.
    Die zwei wankten in der Richtung weiter, aus der der einzelne Gewehrschuß gekommen war. Der Schwarze war unbewaffnet – Baynes hatte aus Furcht um dessen Loyalität ihn das Gewehr nicht einmal tragen lassen, das er auf dem langen Marsch oft genug nur zu gern hätte liegen lassen, aber jetzt, da sie sich ihrem Ziel näherten und er wußte, daß der Schwarze Malbihn ebenfalls glühend haßte, übergab er es ihm in der richtigen Erkenntnis, daß es zum Kampf kommen werde – jedenfalls gedachte er, es darauf anzulegen. Schließlich war er der Rache wegen hergekommen. Er selbst war ein ausgezeichneter Revolverschütze und verließ sich lieber auf die kleinere Waffe an seiner Seite.
    Als die beiden sich mühsam zum Ziel durchkämpften, fuhren sie plötzlich zusammen, weil vor ihnen jetzt eine ganze Salve krachte. Dann folgte ein wirres Durcheinander von Schüssen, ein paar wilde Schreie, und Stille trat ein. Baynes war nicht zu bändigen in seinem Bestreben, schneller voranzukommen, aber gerade jetzt erschien der Dschungel tausendmal undurchlässiger als zuvor. Unzählige Male stolperte er und fiel. Zweimal folgte der Schwarze einer Spur, die im Nichts endete, so daß sie gezwungen waren, auf der eigenen Fährte wieder umzukehren. Aber schließlich gelangten sie an eine kleine Lichtung in der Nähe des großen Stroms – eine Lichtung, auf der einst

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