Tarzan 04 - Tarzans Sohn
Killer es ihm nach, nur meinte er damit ihn, außerdem knurrte er drohend.
Aha, der Killer hat sich eine Gefährtin geholt, dachte Akut, so ließ er sie gemäß den Bräuchen seines Stammes allein und konzentrierte sich völlig auf eine flaumige Raupe von besonders saftigem Äußeren. Nachdem er sich diese einverleibt hatte, schielte er aus dem Augenwinkel zu Korak. Der Junge hatte seine Bürde auf einem großen Zweig abgesetzt, an den sie sich krampfhaft anklammerte, um nicht zu fallen.
»Sie wird uns begleiten«, sagte Korak zu Akut und wies mit dem Daumen auf das Mädchen. »Tu ihr nichts zuleide. Wir werden sie beschützen.«
Akut zuckte die Schultern. Sich mit einem menschlichen Jungen zu belasten war absolut nicht in seinem Sinn. Aus der Art, wie sie sich angstvoll an den Ast klammerte, und aus den entsetzten Blicken, mit denen sie ihn musterte, war deutlich zu erkennen, daß sie für den Dschungel völlig untauglich war. Den Grundsätzen seiner Erziehung und den ihm vererbten Ansichten zufolge mußte das Untaugliche ausgerottet werden. Aber wenn der Killer es sich anders wünschte, blieb ihm nichts weiter übrig, als sie zu ertragen. Akut jedenfalls mochte sie überhaupt nicht – dessen war er sich sicher.
Ihre Haut war zu unbehaart und glatt. Wahrhaftig wie bei einer Schlange. Er fand auch ihr Gesicht höchst unattraktiv. Es ließ sich überhaupt nicht mit einer gewissen reizvollen Äffin vergleichen, die er in der vorigen Nacht unter den Affen im Amphitheater erspäht hatte. Ja, die stellte eine echte weibliche Schönheit dar! Ein gewaltiger, großer Mund; liebliche, gelbe Fangzähne und einen reizenden seidigen Schnurrbart! Akut seufzte. Dann erhob er sich, wölbte die große Brust und schritt auf einem ansehnlichen Ast gewichtig hin und her, denn selbst so ein winziges Ding wie diese Gefährtin von Korak mußte doch sein schönes Fell und die graziöse Haltung bewundern.
Die arme, kleine Meriem rückte nur noch dichter an ihren Beschützer heran und wünschte sich fast wieder ins Dorf des Scheichs zurück, wo die Schrecken des Daseins zumindest von Menschen herrührten, ihr also mehr oder weniger vertraut waren. Dieser gräßliche Affe flößte ihr Angst ein. Er war so gewaltig und sah so wild aus. Sie konnte sein Auftreten nur als Bedrohung auffassen, denn woher sollte sie wissen, daß er sich zur Schau stellte, um Bewunderung zu erregen? Auch konnte sie ja von den Banden der Freundschaft nichts wissen, die zwischen diesem großen Tier und dem gottgleichen Jungen bestanden, der sie vor dem Scheich gerettet hatte.
Meriem verbrachte einen Abend und eine Nacht in unverminderter Bangigkeit. Korak und Akut führten sie während ihrer Nahrungssuche über schwindelerregende Wege. Einmal versteckte sie sich in den Zweigen eines Baumes, während die beiden sich an einen in der Nähe befindlichen Rehbock anpirschten. Ihre natürliche Angst vor dem Alleinsein in dem grausigen Dschungel wich einem viel größeren Entsetzen, als sie den Menschen und das Tier gleichzeitig auf ihre Beute springen und sie niederreißen sah; als sie entdeckte, wie das hübsche Gesicht ihres Retters von einem bestialischen Zähnefletschen entstellt wurde; als sie zusehen mußte, wie er seine kräftigen, weißen Zähne in das weiche Fleisch seines Opfers schlug.
Als er zurückkam, waren sein Gesicht, die Hände und die Brust blutbefleckt. Sie schauderte vor ihm zurück, als er ihr einen großen Batzen heißes, rohes Fleisch anbot. Ihre Weigerung, etwas zu essen, beschäftigte ihn offensichtlich sehr, und als er einen Augenblick später wieder in den Wald hetzte, um mit Früchten für sie zurückzukehren, war sie einmal mehr genötigt, ihre Einschätzung von ihm zu ändern. Diesmal schauderte sie nicht zurück, sondern nahm seine Gabe mit einem Lächeln an, das für den Jungen, der so lange keine Zuwendung erfahren hatte, ein überreichliches Entgelt war, aber das konnte sie nicht wissen.
Das Schlafproblem beschäftigte Korak. Er wußte, daß das Mädchen in einer Astgabel sich nicht gefahrlos im Gleichgewicht halten konnte. Würden sie ihr erlauben, unten auf dem Erdboden zu schlafen, wäre sie ebenso gefährdet, da dort Raubtiere umherstrichen. Es gab nur eine Lösung – er mußte sie die ganze Nacht in den Armen halten. Und das tat er, wobei sich Akut auf der einen Seite von ihr niederließ und er auf der anderen, so daß sie beide sie mit ihren Körpern wärmten.
In der ersten Hälfte der Nacht tat sie kein Auge zu, aber
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