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Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Titel: Tarzan 04 - Tarzans Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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sanften und stets meisterhaften Handhabung des Beschützerinstinkts ab, die für Koraks Haltung typisch war.
    Das kleine Mädchen bewunderte ihn, wie sie vielleicht einen verständnisvollen Bruder bewundert hätte, hätte sie einen gehabt. Keiner von beiden wußte, was Liebe war. Aber da der Junge sich dem Erwachsenenalter näherte, war es unvermeidlich, daß sie eines Tages über ihn kommen würde wie über jedes andere wilde männliche Wesen im Dschungel.
    Als sie sich in ihrer gemeinsamen Sprache besser auskannte, wuchs dementsprechend die Freude am gegenseitigen Umgang, denn jetzt konnten sie sich verständigen, und unterstützt von den geistigen Kräften ihres menschlichen Erbes, erweiterten sie das begrenzte Wortgut der Affen, bis das Sprechen von einer Aufgabe zu einem erfreulichen Zeitvertreib wurde. Wenn Korak jagte, begleitete Meriem ihn gewöhnlich, denn sie hatte gelernt, sich völlig still zu verhalten, sobald dies erforderlich war. Sie konnte sich jetzt ebenso behend und lautlos durch die Baumwipfel fortbewegen wie er. Auch schreckten große Höhen sie nicht mehr. Sie schwang sich von Ast zu Ast oder eilte sicheren Fußes geschmeidig und furchtlos durch das Astwerk riesiger Bäume. Korak war sehr stolz auf sie, und sogar der alte Akut grunzte beifällig, nachdem er vorher nur verächtlich geknurrt hatte.
    Aus einem entfernten Eingeborenendorf hatten sie für sie ein Gewand aus Pelzen und Federn mit Kupferschmuck beschafft, dazu noch Waffen, denn Korak wollte nicht zulassen, daß sie unbewaffnet oder ungeübt im Gebrauch jener Waffen, die er für sie gestohlen hatte, umherlief. Ein Lederriemen auf einer Schulter hielt die allgegenwärtige Geeka, der sie noch immer ihre geheimsten Gefühle anvertraute. Ein leichter Speer und ein langes Messer dienten ihr zum Angriff oder zur Verteidigung. Ihr Körper rundete sich allmählich in vorzeitiger Reife und nahm die Konturen einer griechischen Gottheit an. Aber damit hörte die Ähnlichkeit auf, denn ihr Gesicht war wirklich anziehend.
    Als sie mit dem Dschungelleben und der Verhaltensweise seiner wilden Bewohner vertrauter geworden war, ängstigte sie sich auch nicht mehr. Im Verlauf der Zeit jagte sie sogar allein, wenn Korak und Akut weit entfernt auf die Pirsch gingen. Dazu waren sie manchmal gezwungen, wenn das Wild in unmittelbarer Nachbarschaft ausblieb. Bei diesen Gelegenheiten richtete sie ihre Bestrebungen auf kleinere Tiere, obwohl sie zuweilen auch einen Hirsch erlegte und einmal sogar Horta, den Eber – einen großen Keiler, den anzugreifen sich selbst Sheeta wohl zweimal überlegt hätte.
    In ihrem Revier im Dschungel waren alle drei wohlbekannt. Die kleinen Meerkatzen vertrauten ihnen und kamen oft heran, um in ihrer Nähe zu schwatzen und umherzutollen. War Akut anwesend, hielt sich das kleine Volk in respektvoller Entfernung, doch Korak gegenüber waren sie weniger scheu, und wenn beide Männer fort waren, kamen sie Meriem ganz nahe, zupften an ihrem Schmuck oder spielten mit Geeka, die für sie eine nie versiegende Quelle des Vergnügens darstellte. Das Mädchen spielte mit ihnen und gab ihnen zu fressen, und wenn sie allein war, halfen sie ihr über die langen Stunden bis zu Koraks Rückkehr.
    Als Freunde waren sie auch nicht ohne Nutzen. Bei der Jagd halfen sie ihr, die Beute ausfindig zu machen. Oft kamen sie durch die Wipfel zu ihr geschossen, um ihr das Nahen einer Antilope oder Giraffe zu melden oder durch aufgeregte Warnlaute auf Sheeta oder Numa aufmerksam zu machen. Die zierlichen, kleinen Verbündeten holten ihr saftige, in der Sonne gereifte Früchte von dünnen Ästen aus großer Höhe, wo sie nicht hingelangen konnte. Ab und zu spielten sie ihr auch einen Streich, aber sie ging stets gutmütig und sanft mit ihnen um; sie wiederum waren auf ihre wilde, halbmenschliche Weise freundlich und voller Zuneigung zu ihr. Da ihre Sprache der der großen Affen ähnelte, konnte sich Meriem mit ihnen verständigen, obwohl der arg begrenzte Wortschatz der Meerkatzen solchen Gedankenaustausch alles andere als erquicklich gestaltete. Für vertraute Dinge hatten sie Namen, desgleichen für Situationen, die Schmerz oder Vergnügen, Freude, Leid oder Zorn hervorriefen. Diese Grundwörter waren den bei den großen Menschenaffen gebräuchlichen so ähnlich, daß man zu der Ansicht gelangen konnte, die Sprache der Manus, der Meerkatzen, sei ihre Muttersprache. Träume, Sehnsüchte, Hoffnungen, die Vergangenheit und Zukunft kamen darin nicht vor. Alles

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