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Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Titel: Tarzan 04 - Tarzans Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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das er eigentlich hatte töten wollen – ein kleines Mädchen mit nußbrauner Haut. Er fletschte die Zähne nicht mehr. Seine Miene bekundete interessierte Aufmerksamkeit – er wollte herausfinden, was das Mädchen tat. Plötzlich glitt ein breites Lächeln über sein Gesicht, denn bei einer Körperwendung der Kleinen hatte er Geeka mit dem Elfenbeinkopf und dem Rattenfellrumpf entdeckt – die Puppe mit den dünnen Gliedmaßen und dem unscheinbaren Äußeren. Das kleine Mädchen drückte das verstümmelte Gesicht von Geeka an das ihre, schaukelte mit dem Oberkörper hin und her und sang der Puppe ein trauriges arabisches Wiegenlied. Die Augen des Killers hatten jetzt einen weicheren Ausdruck. Eine ganze Stunde, die ihm viel zu schnell verging, lag Korak auf dem Ast und beobachtete verzückt das spielende Kind. Dabei konnte er das Gesicht des Mädchens niemals richtig sehen, immer nur einen dichten schwarzen Haarschopf und eine kleine, braune Schulter auf der Seite, wo das große, weite Tuch, das sie um den Körper gewickelt hatte, unter dem Arm befestigt war, sowie ein reizvolles Knie, das unter dem Kleidungsstück hervorlugte, während sie mit untergeschlagenen Beinen auf dem Erdboden saß. Als sie der teilnahmslosen Geeka eine mütterliche Ermahnung zuraunte, neigte sie ein wenig den Kopf, so daß er ab und zu eine runde Wange und ein spitzes, kleines Kinn erkennen konnte. Nun drohte sie ernst und vorwurfsvoll mit dem kleinen Finger, um das einzige Wesen, dem sie ihre grenzenlose, kindliche Zuneigung schenken konnte, gleich danach wieder liebevoll an ihr Herz zu drücken.
    Korak hatte das ursprüngliche Ziel seiner blutigen Mission völlig vergessen, die Hand, die den Speer hielt, umschloß den Griff der gewichtigen Waffe nicht mehr so fest, er wäre ihm beinahe entglitten, aber dieser Vorfall brachte ihn zur Besinnung. Er erinnerte sich, zu welchem Zweck sie sich, der Stimme folgend, angeschlichen hatten, erfüllt von brennendem Rachedurst. Er schaute auf den Speer mit der glattgewetzten Griffstelle und der grausamen, eisernen Spitze. Dann schweifte sein Blick wieder zu der zierlichen Gestalt da unten. In seiner Vorstellung sah er die schwere Waffe abwärts schießen, das zarte Fleisch durchdringen und sich tief in den weichen Körper bohren. Er sah die drollige Puppe den Armen ihrer Besitzerin entgleiten, so daß sie dann ausgestreckt und anklagend neben dem zuckenden Körper des kleinen Mädchens liegen würde. Der Killer schauderte und blickte finster auf das leblose Eisen und den Schaft des Speeres, als sei er ein empfindendes Wesen, ausgestattet mit einem tückischen Verstand.
    Er fragte sich, was das Mädchen wohl tun würde, wenn er sich plötzlich aus dem Baum neben sie fallen ließ. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde sie schreien und weglaufen. Dann würden die Männer des Dorfes mit Speeren und Schußwaffen kommen und gegen ihn vorgehen. Sie würden ihn entweder töten oder vertreiben. Ein Kloß stieg in seiner Kehle auf. Wie sehr er sich nach dem Umgang mit seinesgleichen auch sehnte, er war sich dessen selbst nicht bewußt. Wie gern würde er sich neben das kleine Mädchen setzen und mit ihr sprechen, doch die Worte, die er mitgehört hatte, gehörten zu einer Sprache, die er nicht kannte. Aber sie könnten sich ein wenig durch Zeichen verständigen. Das wäre besser als nichts. Auch würde er gern einmal richtig ihr Gesicht sehen. Was er bisher davon erblickt hatte, deutete darauf hin, daß sie hübsch war. Am meisten sprach ihn jedoch ihr liebevolles Wesen an, das in der Art und Weise zu erkennen war, wie sie die Mutter der grotesken Puppe spielte.
    Da kam ihm eine Idee. Er würde ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen und aus gewisser Entfernung mit einem freundlichen Lächeln grüßen. Lautlos zog er sich weiter in den Baumwipfel zurück. Er gedachte, sie von jenseits der Palisade anzurufen, so daß sie sich hinter dem soliden Balkenzaun sicher fühlen konnte.
    Kaum hatte er seinen Posten auf dem Baum verlassen, wurde seine Aufmerksamkeit durch beträchtlichen Lärm auf der anderen Seite des Dorfes abgelenkt. Er bewegte sich ein wenig in diese Richtung, so daß er das Tor am Ende der Hauptstraße erkennen konnte. Eine Anzahl Männer, Frauen und Kinder rannten hin. Es wurde geöffnet, und man sah eine Karawane von seltsamer Zusammensetzung einrücken – schwarze Sklaven und dunkelhäutige Araber aus den nördlichen Wüstenregionen; fluchende Kameltreiber, die ihre ungehorsamen

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