Tarzan 04 - Tarzans Sohn
oder hockten, als glänzende Reliefs hervortreten ließen. Da glitt Korak lautlos von dem Baum, der ihn verborgen hatte, und ließ sich innerhalb der Umzäunung behend zu Boden fallen.
Nun begann er mit der systematischen Durchsuchung des Dorfes, wobei er sich immer im Schatten der Hütten bewegte – Ohren, Augen und Nase ständig hellwach, um die erste Andeutung des Vorhandenseins von Meriem anzuzeigen. Zwangsläufig kam er dabei nur langsam voran, damit nicht einmal die hellhörigen Dorfköter die Anwesenheit eines Fremden innerhalb ihrer Tore gewahrten. Wie nahe der Killer mehrmals daran war, entdeckt zu werden, erkannte er an dem ruhelosen Winseln einiger von ihnen.
Erst als er die Rückseite einer Hütte am Ende der breiten Dorfstraße erreicht hatte, erfaßte er wieder ganz deutlich die Witterung von Meriem. Mit der Nase dicht an der strohgeflochtenen Wand schnupperte er begierig an dem Bauwerk – gespannt und zitternd vor Aufregung wie ein Jagdhund. Er bewegte sich zur Vorderseite und zur Tür, nachdem seine Nase ihm versichert hatte, daß Meriem sich im Inneren befand; aber als er die Hütte umrundete und den Eingang im Blickfeld hatte, sah er einen stämmigen, mit einem langen Speer bewaffneten Neger am Eingang zum Gefängnis des Mädchens hocken. Der Bursche kehrte ihm den Rücken zu, und die Umrisse seiner Gestalt waren gegen die glühenden Herdfeuer weiter unten auf der Straße deutlich zu erkennen. Er war allein. Die nächsten seiner Stammesgenossen saßen an einem sechzig oder siebzig Fuß entfernten Feuer. Um in die Hütte zu gelangen, mußte Korak die Wache entweder zum Schweigen bringen oder sich unbemerkt an ihr vorbeistehlen. Die Gefahr bei Wahl der ersten Alternative lag darin, daß er mit ziemlicher Sicherheit die in der Nähe befindlichen Krieger alarmieren und sie sowie den Rest der Dorfbevölkerung auf sich ziehen würde. Die letztere Alternative erschien praktisch undurchführbar. Für den Leser oder mich wäre sie jedenfalls undurchführbar gewesen, aber Korak der Killer war anders geartet als gewöhnliche Sterbliche.
Zwischen dem breiten Rücken des Schwarzen und dem Türrahmen waren gut zwölf Zoll Zwischenraum. Konnte Korak hinter dem wilden Krieger vorbeigleiten, ohne entdeckt zu werden? Das Licht, das auf die glänzende, ebenholzschwarze Haut des Wachpostens fiel, ließ auch Koraks helle Bräune deutlich hervortreten. Sollte einer der vielen auf der Straße Anwesenden zufällig in ihre Richtung blicken, mußte er zwangsläufig die große, sich heller abzeichnende Gestalt bemerken; aber Korak verließ sich auf die Tatsache, daß sie zu sehr von ihrem Geschwätz in Anspruch genommen wurden, als daß ihre Aufmerksamkeit hätte abgelenkt werden können, außerdem hatten sie den Feuerschein vor sich, so daß sie nicht sonderlich gut erkennen konnten, was sich in der Dunkelheit des Dorfes abspielte, wo er nun zu Werke ging.
Flach gegen die Hüttenwand gepreßt, jedoch ohne dem Flechtwerk auch nur ein einziges warnendes Rascheln zu entlocken, rückte der Killer immer näher an den Wächter heran. Schon befand er sich an dessen Schulter. Nun schlängelte er sich hinter ihn. Er konnte die Wärme des nackten Körpers an seinen Knien spüren. Er konnte den Mann atmen hören. Er fragte sich, warum der stumpfsinnige Kerl nicht längst aufgeschreckt war, doch dieser saß ahnungslos und erkannte nicht, daß jemand dicht bei ihm war, als existiere dieser Jemand überhaupt nicht.
Korak rückte immer nur einen Zoll weiter vor und stand einen Augenblick regungslos. So glitt er hinter der Wache durch, als diese sich plötzlich streckte, den Mund zu einem weiten Gähnen öffnete und die Arme über den Kopf hob. Korak erstarrte zur Salzsäule. Noch ein Schritt, und er war in der Hütte. Der Schwarze senkte die Arme und entspannte sich. Hinter ihm befand sich der Türrahmen. Oft schon hatte er sein müdes Haupt dagegengelehnt, und so verfuhr er auch diesmal, um sich das verbotene Vergnügen eines kurzen Nickerchens zu gönnen.
Doch statt mit dem Türrahmen kamen sein Kopf und die Schultern mit dem warmen Fleisch zweier Beine in Berührung. Der Ausruf der Überraschung, der ihm beinahe über die Lippen gekommen wäre, wurde durch stahlharte Hände erstickt, die sich in Gedankenschnelle um seine Luftröhre schlossen. Der Schwarze bemühte sich, aufzuspringen – sich dem Wesen zuzuwenden, das ihn gepackt hielt, und seinem Griff zu entrinnen, aber es war zwecklos. Er konnte sich einfach nicht bewegen,
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