Tarzan 04 - Tarzans Sohn
keiner der Paviane je seine Hilfeleistung vergessen würde. Aber ihm hätte es auch nichts ausgemacht, wenn sie sie vergessen hätten. Sein Vorgehen war durch den Wunsch hervorgerufen worden, sich an den zwei Weißen zu rächen. Die Paviane konnten nie von großem Nutzen sein. Nun stürmten sie in Richtung des Kampfes davon, der zwischen ihren Stammesgenossen und den Begleitern der beiden Schweden entbrannt war, und da der Kampfeslärm in der Ferne allmählich abebbte, machte Korak kehrt und setzte seinen Marsch zu Kovudoos Dorf fort.
Unterwegs stieß er auf einer offenen Fläche im Wald auf eine Herde Elefanten. Die Bäume standen hier zu weit auseinander, als daß er sich durch die Zweige hätte schwingen können – eine Fortbewegungsart, die er bevorzugte, nicht nur, weil sie ihn von dem lästigen Unterholz befreite und einen umfassenderen Ausblick in alle Richtungen bot, sondern auch, weil er auf seine Gewandtheit besonders stolz war. Ihn begeisterte es, sich von Baum zu Baum zu schwingen, die Elastizität seiner kräftigen Muskeln zu spüren und die süßen Früchte seiner schwer erworbenen Geschicklichkeit zu ernten. Er genoß den Nervenkitzel, sich durch die höchsten Wipfel des großen Waldes zu schwingen, unbehindert und unbelastet, so daß er die großen Tiere auslachen konnte, die auf ewig in der Dunkelheit und Düsternis des modrigen Bodens verweilen mußten.
Doch hier auf dieser offenen Stelle, wo Tantor mit den riesigen Ohren wedelte und seinen massigen Leib von einer Seite zur anderen schwenkte, mußte der Affenmensch sich auf der Erde vorwärtsbewegen – ein Zwerg inmitten von Riesen. Ein großer Bulle erhob den Rüssel und ließ ein dumpfes Warnen ertönen, als er das Nahen des Eindringlings spürte. Seine schwachen Augen rollten hierhin und dorthin, doch er ortete den Affenmenschen vorwiegend durch seine Spürnase und sein scharfes Gehör. Die Herde bewegte sich unruhig, bereit zur Flucht, denn der alte Bulle hatte die Witterung des Menschen aufgenommen.
»Friede, Tantor«, rief der Killer. »Ich bin es, Korak, Tarmangani.«
Der Bulle ließ den Rüssel fallen, und die Herde setzte die unterbrochene Meditation fort. Korak ging einen Fußbreit an dem riesigen Bullen vorbei. Ein gewundener Rüssel reckte sich zu ihm und berührte seine braune Haut halb liebkosend. Korak tätschelte im Vorübergehen zutraulich die große Schulter. Seit Jahren pflegte er gute Beziehungen zu Tantor und seiner Herde. Von allen Dschungelbewohnern liebte er den mächtigen Dickhäuter am meisten – den friedlichsten und zugleich furchterregendsten von allen. Die zierliche Gazelle fürchtete ihn nicht, aber Numa, der Herr des Dschungels, machte einen weiten Bogen um ihn. Korak schlängelte sich zwischen den jüngeren Bullen, den Kühen und Kälbern hindurch. Ab und zu reckte sich ein anderer Rüssel vor, um ihn zu berühren, und einmal packte ein verspielten Kälbchen seine Beine und brachte ihn zu Fall.
Der Nachmittag war fast vorüber, als Korak im Dorf von Kovudoo anlangte. Viele Eingeborene lungerten im Schatten neben den konischen Hütten oder unter den Zweigen der verschiedenen Bäume herum, die sie innerhalb der Umzäunung hatten stehen lassen. Krieger waren offensichtlich zur Hand. Es war keine gute Zeit für einen einsamen Feind, eine gründliche Durchsuchung des Dorfes vorzunehmen. Korak beschloß, den Einbruch der Dunkelheit abzuwarten. Er konnte es mit vielen Kriegern aufnehmen, ohne Unterstützung jedoch keinen ganzen Stamm überwinden – nicht einmal um seiner geliebten Meriem willen. Während er zwischen den Zweigen und Blättern eines Baumes in der Nähe wartete, ließ er ständig seine scharfen Blicke durch das Dorf schweifen, außerdem umrundete er es mehrfach und nahm die verschiedenen Witterungen auf, die der Wind ihm bald aus dieser, bald aus jener Himmelsrichtung zutrug. Unter den verschiedenen Gerüchen, die einem Eingeborenendorf anhaften, fand sein feiner Geruchssinn schließlich jenen köstlichen Duft heraus, der die Anwesenheit der von ihm gesuchten Person kennzeichnete. Meriem war hier – in einer dieser Hütten! Aber in welcher, ließ sich nur bei genauerer Untersuchung feststellen, und so wartete er mit der beharrlichen Geduld eines Raubtiers, bis die Nacht hereingebrochen war.
Die Lagerfeuer der Schwarzen sprenkelten die Dunkelheit mit kleinen, hellen Punkten und bildeten mit ihren schwachen Strahlen dünne Lichtkreise, die die nackten Körper derjenigen, die um sie herum lagen
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