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Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Titel: Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hrsg Munk
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Gruppe zuordnen lassen, andere in mehrere verschiedene passen.
    Phylogenetische Systeme setzen dagegen genealogische Stammbäume in hierarchisch geschachtelte Einheiten um, das ermöglicht die eindeutige Einordnung von Arten in das System. Sowohl die Phylogenetische Systematik als auch die Evolutionäre Klassifikation beziehen sich auf die Methodik von Hennig zur Aufstellung von Stammbäumen. Sie unterscheiden sich aber darin, wie sie die ermittelten Kladogramme in systematische Taxa umsetzen: Bei der Evolutionären Klassifikation können auch paraphyletische Taxa einen eigenen Namen erhalten, bei der Phylogenetischen Systematik erhalten nur monophyletische Taxa einen eigenen Namen.
    Die Evolutionäre Klassifikation bezweifelt den Informationsgewinn, wenn eine geschriebene Klassifikation nur das Kladogramm vollständig abbildet. Die Phylogenetische Systematik argumentiert dagegen, dass es nicht möglich sei, mehrere Einteilungsprinzipien (z. B. Verwandtschaft und evolutionären Erfolg) in ein und demselben System widerspruchsfrei auszudrücken. Zudem sei die Beurteilung von evolutionärem Erfolg nicht objektivierbar und führe damit ein Element von Willkür in eine wissenschaftliche Prozedur ein.
    Die Numerische Taxonomie verzichtet vollkommen auf subjektive Beurteilungen von Merkmalen, verlässt damit aber auch die phylogenetische Grundlage.Nach Meinung der Phylogenetischen Systematik und der Evolutionären Klassifikation kann nur in Glücksfällen etwas Vernünftiges herauskommen, wenn keine Homologieprüfung durchgeführt und die Merkmalspolarität nicht festgestellt wird.
    Neben den geschilderten Herangehensweisen in der Systematik existieren noch mehrere weniger formalisierte (und weniger gut begründete) Traditionen eher intuitiven Ordnens nach Bauplänen, Grundformen, Idealtypen und ähnlichem. Diese Traditionen werden zwar von nicht wenigen Personen in der Praxis gepflegt, spielen aber in der wissenschaftlichen Diskussion keine Rolle.
8.6.1 Phylogenetische Systematik
    Die Phylogenetische Systematik definiert Monophylie streng ( alle Nachkommen einer nur ihnen gemeinsamen Stammart enthaltend) und fordert, dass ein System nur Arten und monophyletische Taxa enthalten darf. Ein phylogenetisches System spiegelt die – genealogisch definierten – verwandtschaftlichen Beziehungen eindeutig wider. Klassifikatorische Ränge sind hier ohne Bedeutung, werden auch von etlichen phylogenetischen Autoren nicht verwendet.
    Am Beispiel der Amniota (Tab. 8. 3 ) lässt sich zeigen, wie in der Phylogenetischen Systematik die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den rezenten Teilgruppen in einem Kladogramm dargestellt (Abb. 8. 7a ) und in ein System mit oder ohne Linnaeische Ränge überführt werden:
    Tab. 8. 3 Merkmalsmatrix für das Taxon Amniota (Amniontiere).

    Abb. 8. 7 Amniota. a Die Schwestergruppen-Verhältnisse innerhalb der Amniota, ermittelt nach den Regeln der Phylogenetischen Systematik. Die jeweils begründenden Synapomorphien sind eingetragen. Zwischen den Alternativen a (Lepidosauria und Archosaura sind Schwestergruppe der Testudines) und b (sie sind Schwestergruppe der Mammalia) kann derzeit nicht vernünftig entschieden werden. b Ein Stammbaumschema der Amniota, wie es in der Evolutionären Klassifikation bevorzugt wird: Das Taxon Reptilia ist zwar paraphyletisch, kennzeichnet aber den evolutiven Erfolg der Vögel und der Säugetiere gegenüber den Reptilien. c Das Ergebnis einer Cluster-Analyse, basierend auf den Daten aus Tab. 8. 3 . Auf der x-Achse sind die errechneten Abstandswerte angegeben. Eine solche Darstellung wird manchmal Dendrogramm genannt. Sie drückt nicht stammesgeschichtliche Verwandtschaft aus, sondern relative Ähnlichkeit.
(Überklasse)
Amniota (Amniontiere)
(Klasse)
Mammalia (Säugetiere)
(Klasse)
Sauropsida
(Unterklasse)
Testudines (Chelonia, Schildkröten)
(Unterklasse)
Archosauromorpha
(Zwischenklasse)
Lepidosauria
(Ordnung)
Rhynchocephalia (Brückenechsen)
(Ordnung)
Squamata (Eidechsen und Schlangen)
(Zwischenklasse)
Archosauria
(Ordnung)
Crocodylia (Krokodile)
(Ordnung)
Aves (Vögel)
8.6.2 Evolutionäre Klassifikation
    Die von Ernst Mayr (1904–2005) begründete und verfochtene Evolutionäre Klassifikation definiert Monophylie als „auf nur eine Stammart zurückgehend“ – und schließt damit auch Paraphylie ein (monophyletisch im Sinne der phylogenetischen Systematik wird hier holophyletisch genannt). Die phylogenetischen (genealogischen) Verwandtschaftsbeziehungen werden

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