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Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Titel: Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hrsg Munk
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solche Arten nennt man Indikatorarten .
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    Die Große Brennnessel ( Urtica dioica ) weist auf stickstoff reichen, Mauerpfeffer ( Sedum acre ) auf stickstoffarmen Boden hin, Binsen ( Juncus spec.) zeigen hohe Bodenfeuchtigkeit an, Torfmoos ( Sphagnum acutifolium ) wächst bei pH 3–4, Huflattich ( Tussilago farfara ) bei pH 7–8. Während physikochemische Messungen lediglich die aktuelle Situation wiedergeben, kann eine biologische Bestandsaufnahme sogar Aussagen über vorangegangene Bedingungen ermöglichen. Indikatorarten ( Bioindikatoren, Zeigerarten ) haben eine besondere Bedeutung bei derBeurteilung von anthropogenen Umweltbelastungen erlangt. Flechten dienen z. B. als Indikatoren der Luftverschmutzung , stenöke Fische und Wirbellose als Anzeiger der Gewässergüte , allerdings haben solche Aussagen nur eine regionale Gültigkeit. Das Saprobiesystem ist eine Zusammenstellung von Indikatorarten, welche die organische Belastung mitteleuropäischer Fließgewässer anzeigt: Als weitgehend unbelastet gelten Gewässerabschnitte, in denen Steinfliegenlarven (Plecoptera), Flussperlmuschel ( Margaritifera margaritifera ) und Bachforelle ( Salmo trutta ) gedeihen, Zuckmückenlarven ( Chironomus spec.) und Schlammröhrenwürmer ( Tubifex tubifex ) weisen dagegen auf starke organische Belastung hin.
    Saprobiesystem von Fließgewässern: Die Einteilung von Fließgewässern in Güteklassen als heterotrophe Systeme erfolgt nach dem Grad des Abbaus von organischem Material (Saprobie).
    Oligosaprob (Güteklasse I): Kaum verunreinigt; Abbau bis zu mineralischen Komponenten; klares Wasser; hoher Sauerstoffgehalt; viele Insektenlarven. Indikatoren : Asterionella formosa (Diatomea), Planaria alpina (Plathelminthes), Margaritifera margaritifera (Bivalvia), Perla bipunctata (Plecoptera) .
    β-mesosaprob (Güteklasse II): Mäßig verunreinigt; Oxidation bis zu mineralischen Komponenten vorherrschend; hohe Artenvielfalt, viele Fische. Indikatoren : Cladothrix dichotoma (Chlamydobacteriaceae), Dendrocoelum lacteum (Plathelminthes), Ancylus fluviatilis (Gastropoda), Cloeon dipterum (Ephemeroptera), Hydropsyche lepida (Trichoptera) .
    α-mesosaprob (Güteklasse III): Stark verunreinigt, aber oxischer Abbau vorherrschend; hoher Gehalt löslicher Abbauprodukte (z. B. Aminosäuren); vor allem Bakterien und Protozoen, auch Muscheln, Krebse, Insektenlarven und Fische. Indikatoren: Paramecium caudatum (Ciliata), Spirostomum ambiguum (Ciliata), Herpobdella atomaria (Hirudinea), Sphaerium corneum (Bivalvia), Stratiomys chamaeleon (Diptera) .
    polysaprob (Güteklasse IV): Wasser sehr stark verunreinigt; hohe Fracht mit organischen Stoffen; O 2 -Mangel; H 2 S-Bildung; reiche Sedimentfracht; vor allem Bakterien und Protozoen. Indikatoren : Amoeba limax (Lobosea), Euglena viridis (Euglenozoa), Tubifex tubifex (Oligochaeta), Chironomus thummi (Diptera), Eristalis tenax (Diptera) .
    Seen und Unterläufe von Flüssen als autotrophe Systeme ( Siehe hier ) werden in ähnlicher Weise nach ihrer Produktivität ( Trophie ) in oligotroph, mesotroph und eutroph eingeteilt. Diese Trophiestufen sind durch ähnliche Organismen gekennzeichnet wie entsprechende Saprobiestufen von Fließgewässern. Die Einteilung erfolgt jedoch meist nicht über das Vorkommen von bestimmten Organismen, sondern einfacher über Bestimmung der Phosphatkonzentration im Wasser im Frühjahr, die als Maß für die Produktivität dient.
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    Toleranzbereiche werden im Allgemeinen im Laborversuch an einzelnen, isoliert gehaltenen Arten ermittelt ( autökologische Amplitude , fundamentale ökologische Potenz). Allerdings lassen die Ergebnisse solcher Untersuchungen nicht immer auf die Verbreitung einer Art in freier Natur schließen, da durch das Zusammenleben mit anderen Arten und die gemeinsame Nutzung von Ressourcen das Vorkommen auf Bereiche jenseits des Optimums verschoben sein kann.Diese synökologische Amplitude (reale ökologische Potenz) ist kleiner als die autökologische Amplitude.
    Toleranzbereiche sind also keine starren Größen, sie können sich mit der Verfügbarkeit von Ressourcen beträchtlich verschieben und diese Verschiebung kann von Umweltbedingungen moduliert werden. Bereits geringfügige Temperaturerhöhungen in einem stehenden Gewässer wirken sich unter Umständen lebensbedrohend auf die Fauna aus, da steigende Temperaturen nicht nur die Stoffwechselaktivität erhöhen, also den Sauerstoffbedarf steigern, sondern auch die Sauerstofflöslichkeit im Wasser

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