Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
Art leben kann. Minimum: untere Grenze des Toleranzbereiches, Maximum: obere Grenze des Toleranzbereiches, Pessimum: ungünstiger Bereich der vitalen Zone, Optimum: günstiger Bereich der vitalen Zone, Präferenzbereich (Präferendum): Vorzugsbereich.
Ökologische Potenz: Reaktionsbreite (Toleranz) einer Art gegenüber einem bestimmten Umweltfaktor. Stenopotenz: schmaler Toleranzbereich, geringe ökologische Potenz. Eurypotenz: breiter Toleranzbereich, große ökologische Potenz.
Indikatorarten: Zeigerarten, die bezüglich eines Umweltfaktors stenopotent sind.
Autökologische Amplitude: Fundamentale ökologische Potenz einer isolierten Art.
Synökologische Amplitude: Reale ökologische Potenz einer Art in ihrer natürlichen Lebensgemeinschaft.
Minimumgesetz: Die relative Wirkung eines Faktors ist umso größer, je mehr sich dieser gegenüber anderen Faktoren im Minimum befindet.
Ökologische Nische: Ansprüche einer Art an ihre Umwelt (aus n Umweltbedingungen bzw. Ressourcen).
Fundamentalnische: n-dimensionale autökologische Amplitude.
Realnische: n-dimensionale synökologische Amplitude.
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2.4 Verbreitungsgebiet
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Das Verhalten von Arten entlang von Umweltgradienten bestimmt wesentlich den geographischen Raum, in dem sie vorkommen. Arten mit kleinen Amplituden entlang von Umweltgradienten, also mit spezifischen Umweltansprüchen, sind auf kleine geographische Regionen beschränkt, Arten mit großer Amplitude können dagegen große Areale besitzen. Arten verändern dabei ihre Fähigkeit, ungünstige Umweltbedingungen zu ertragen, wenn diese sich langsam ändern ( Akklimatisation ). Das Verbreitungsgebiet von Arten ist jedoch auch stark historisch geprägt und spiegelt geologische Vorgänge (Trennung von Kontinenten, Vereisung) wider. Insbesondere auf der Nordhemisphäre ist das Verbreitungsgebiet vieler Arten erst nach der Eiszeit entstanden und damit sehr jung. Die Ausbreitung von Arten ist dabei auch heute noch nicht abgeschlossen und Arten fehlen in Regionen auch deshalb, weil sie dort bisher nicht vorgedrungen sind ( Ausbreitungslimitierung ). Fürdie Limitierung von Ausbreitung spielen Landschaftsbarrieren (Gebirge, Flüsse) eine wichtige Rolle. Lebensgemeinschaften sind damit oft nicht mit Arten gesättigt. Das Verbreitungsgebiet von Arten hängt auch mit lokalen Prozessen zusammen. So sind Arten mit großem Verbreitungsgebiet meist auch lokal häufig. Das Forschungsgebiet, das sich mit der Verbreitung von Arten beschäftigt, ist die Biogeographie . Zusammenhänge zwischen der Verbreitung von Arten und anderen Eigenschaften (z. B. lokale Dichte, Diversität) sind Untersuchungsgegenstand der Makroökologie .
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2.4.1 Verbreitungstypen
Das Vorkommen von Arten ist meist auf bestimmte geographische Räume beschränkt ( Areal , range ). Diese Räume spiegeln oft die geologische Geschichte der Region wider. So bilden die Säugetiere Afrikas und Südamerikas separate Evolutionslinien, die nach der Trennung der Kontinente entstanden sind. Arten, deren Verbreitung auf die Nordhemisphäre begrenzt ist, werden als holoarktische Arten bezeichnet, Arten des Tropengürtels als tropische Arten . Arten des europäisch-asiatischen Raums nennt man paläarktisch bzw. paläotropisch und entsprechend Arten der Neuen Welt nearktisch und neotropisch (Abb. 2. 30 ). Für die Trennung zwischen Arten mit arktischer und tropischer Verbreitung spielt die Temperatur, insbesondere das Auftreten von Frost, eine dominierende Rolle.
Abb. 2. 30 Verbreitungsmuster von drei Libellenarten. (Nach Cox, 1993).
Verbreitungsgebiete können zusammenhängend oder auch getrennt ( disjunkt ) sein. Disjunkte Verbreitung ist oft die Folge einer Verkleinerung des Verbreitungsgebiets. Viele Pflanzenarten Europas kommen beispielsweise in den Alpen und in der Tundra Skandinaviens und Sibiriens vor. Ihr alpines Vorkommen ist als Relikt eines zusammenhängenden Areals während der Eiszeit zu deuten. Von manchen Arten existieren sogenannte de-alpine Vorkommen in europäischen Mittelgebirgen, was ebenfalls auf ein gemeinsames zusammenhängendes Areal in den Kältesteppen der letzten Eiszeit hindeutet.
Arten werden auch nach der Größe ihres Verbreitungsgebiets eingeteilt. Die Extreme bilden dabei Arten, die auf lokale Vorkommen beschränkt sind ( Endemiten ) und Arten, die eine globale Verbreitung aufweisen ( Kosmopoliten ). Wichtige Steuergrößen für die Größe von Verbreitungsgebieten sind Umweltbedingungen, aber auch physikalische
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