Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
ist es diese Biomasse, die genutzt, also geerntet werden kann und man spricht von „standing crop“ oder „standing stock“. Die Zunahme dieser Biomasse in einem bestimmten Zeitraum entspricht der Menge an organischem Material, die von einer Population pro Zeiteinheit gebildet wurden, also der Produktion einer Population.
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Erfassung der Populationsgröße bei Pflanzen. Zur Erfassung der Stetigkeit werden die Untersuchungsdaten von verschiedenen Standorten desselben Biotoptyps bzw. derselben Pflanzengesellschaft zusammengefasst, und es wird berechnet, in wie viel Prozent der Standorte eine bestimmte Art anzutreffen ist. Diese Daten werden oft in einer Stetigkeitstabelle dargestellt. Es werden fünf Klassen gebildet, die angeben, wie häufig eine Pflanzenart in einer Gesellschaft vorkommt (Tab. 3. 1 ).
Zur Erfassung der Populationsgröße von Pflanzen an einem Standort werden Artmächtigkeit und Frequenz herangezogen. Die Artmächtigkeit wird über den Deckungsgrad bestimmt. Dabei projiziert man die von artgleichen Pflanzenbedeckte Fläche auf die zugehörige Bodenfläche und schätzt den prozentualen Anteil der Bodenfläche, der von der betreffenden Pflanzenart abgedeckt wird. Die Ergebnisse werden in einer siebenstufigen Klasseneinteilung angegeben, die als Artmächtigkeit bezeichnet wird (r: 1 Exemplar; +: 2–5 Individuen, < 5%; 1: 6–50 Ind., <5%; 2: 5–25 %, 3: 25–50 %, 4: 50–75 %, 5: 75–100 %). Im Gegensatz zum subjektiv abgeschätzten Deckungsgrad wird die Frequenz objektiv berechnet. Die Vorgehensweise ist dabei ähnlich wie bei der Stetigkeit: In einer Probenfläche werden zahlreiche Kleinflächen festgelegt, und es wird bestimmt, in wie vielen der Kleinflächen die betreffende Pflanze vorkommt. Die Häufigkeit der Pflanzenart in jeder einzelnen Kleinfläche spielt keine Rolle. Zur Auswahl der Kleinflächen wird die Untersuchungsfläche am besten in gleichgroße Quadrate eingeteilt. Anschließend werden einzelne Quadrate entweder regelmäßig ausgewählt oder mithilfe von Zufallszahlen zufällig bestimmt. Die Frequenz wird folgendermaßen berechnet:
Oft unterscheidet man, ähnlich wie bei Stetigkeit 5 Frequenzgrade: vereinzelt (0–20 %), zerstreut (20–40 %), wenig dicht (40–60 %), dicht (60–80 %), sehr dicht (80–100 %).
Tab. 3. 1 Stetigkeitsklassen von Pflanzenarten in Pflanzengesellschaften.
Stetigkeitsklassen
Beschreibung
Klasse I
an < 20% der Standorte vorhanden (selten)
Klasse II
an 20–40% der Standorte vorhanden (nicht oft vorkommend)
Klasse III
an 40–60% der Standorte vorhanden (öfters vorkommend)
Klasse IV
an 60–80% der Standorte vorhanden (meist vorkommend)
Klasse V
an 80–100% der Standorte vorhanden (stets vorhanden)
Erfassung der Populationsgröße und Populationsstruktur bei Tieren. Die absolute Abundanz einer Tierpopulation wird als die Gesamtzahl der Individuen pro Größeneinheit des Populationsareals angegeben. So kann beispielsweise die absolute Abundanz von Bodenorganismen wie Collembolen in Individuen/cm 3 Boden angegeben werden, die Abundanz einer bestimmten Vogelart in Brutpaaren/Hektar und die Abundanz von Blattläusen auf Getreidehalmen in Individuen/Getreideähre. Ein Weg, die absolute Abundanz zu bestimmen, besteht darin, eine gewisse Anzahl an Stichproben zu nehmen und dann auf das gesamte Populationsareal hoch zu rechnen. Eine Stichprobe kann beispielsweise aus der Anzahl der Heuschreckenindividuen auf einem Quadratmeter Wiese, den Brutpaaren einer Vogelart in einem Hektar Wald oder der Anzahl Collembolen in einer 100 cm 3 Bodenprobe bestehen. Die Auswahl und die Verteilung der einzelnen Stichprobenstandorte innerhalb des Areals sollten möglichst zufällig mithilfe von Zufallszahlen erfolgen.
Für die Erfassung der Individuenzahlen werden je nach Art verschiedene Methoden verwendet. Beim direkten Auszählen wird beispielsweise die Anzahl an Individuenvon Blattläusen an ausgewählten Getreidehalmen bestimmt und anschließend die Dichte an Blattläusen über das ganze Feld hochgerechnet. Die Bestimmung der Brutpaare einer bestimmten Vogelart kann mithilfe der Linienkartierung erfolgen. In jedem Untersuchungsgebiet wird eine Strecke abgesteckt, die möglichst alle verschiedenen Lebensräume des Gebietes erfasst. Diese Strecken werden mehrmals im Frühjahr zu den Tageszeiten mit der höchsten Gesangsaktivität (d. h. frühmorgens oder abends) abgegangen und die Anzahl der Individuen mit revieranzeigendem Verhalten (singende Männchen,
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