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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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Stehkragen hat einen wahnsinnigen Eindruck gemacht! Und niemand wusste, dass Du diese nur trugst, um die Bisswunden an Deinem schönen Hals zu verbergen.
     
     
    3. Mai – 14:34 Uhr
    Geliebte Regina!
    Es ist paradiesisch hier in Kleesten! Ein ganz, ganz kleines Dörfchen an einem romantischen See. Alles ist viel schöner und verwunschener, als ich es mir vorstellen konnte! Dazu nur Sonnenschein! Und stelle Dir vor: Es geht mir bestens ohne das verhasste Rauchen!
    Auch Claudio ist glücklich, Wald und Wiesen hat er reichlich überall! Und: Ich fahre wieder Rad! Nach vierzehn Jahren Pause! Max ermutigte mich, denn ich war etwas ängstlich. Du weißt ja, dass ich mir beim letzten Radeln in Holland ein Bein gebrochen hatte. Aber heute schaffte ich die fünf Kilometer zum nahe gelegenen Klosteramt Dobbertin mit links! Und zurück!
    Mit dem Auto besichtigen wir die Sehenswürdigkeiten, das wunderschöne Renaissanceschloss in Güstrow, aber das ist nichts gegen das Schloss in Schwerin, das auf einer Insel in einem See liegt. Auch der Dom ist zutiefst beeindruckend. Die norddeutsche Backsteingotik war mir bisher fremd, sie wirkt von außen recht karg, aber im Kirchenschiff wird man überwältigt! Herrliche Altäre und Grabstätten und eine viermanualige (!!!) Orgel, von Ladegast gebaut, mit 5200 Pfeifen. Irre!
    Max ist ganz liebevoll, rudert mich tapfer auf dem See herum. Wir sind beide total verliebt und glücklich!
    Vor einer Woche fuhren wir zu Maximilians Verbindungsball. Aber ich trug kein Ballkleid, irgendwo sind einfach Grenzen! Die Anwesenden waren alle Ehepaare! Für deren erwachsene Kinder dient der Ball zur ebenbürtigen Partnersuche. Kenne ich alles aus meiner Jugend, wo ich öfter zu solchen Bällen eingeladen war. Damals – ich war so 16, 17 – fand ich das sehr spannend. Heute war ich mehr beobachtend als aktiv beteiligt und froh, als wir am nächsten Tag wieder in unser Liebesnest zurückkehrten, auch wenn ich mich letztlich gut amüsiert habe und stolz auf meinen süßen Maximilian war!
    Wie war die Premiere? Wurdest Du gebührend gefei ert?
    Küsse von Deiner Eva
 
     
    4. Mai – 9:23 Uhr
    Meine Liebste,
    ja! Ich hatte den ersten Szenenapplaus gleich nach dem ersten Auftritt! Und über die Presse kann ich mich nicht beklagen! Ich war auch deshalb besonders gut, weil ich mich in meinen Partner verliebt habe! Ein super begabter Schauspieler, nur für diesen Beruf auf die Welt gekommen! Aber Mist! Er ist verheiratet! So wird es bei einer Affäre bleiben, denn wenn das Stück abgespielt ist, muss er nach Wien zu seiner Familie zurück. Du musst unbedingt zu einer Vorstellung kommen und Robert erleben! Auch hier ist herrliches Wetter. Ich freue mich, dass Du glücklich bist! Ich muss gleich zur Probe. Flitz!
    Sei umarmt
    Deine Regina
     
     
    6. Mai – 11:51 Uhr
    Ach, Regina mia,
    da bin ich schon wieder! Ich habe mich gestern wie die allerblödeste Zicke benommen!
    Wir fuhren nach Berlin zurück, zogen uns um und gingen gleich zum nächsten Event in einen Palazzo am Ku-Damm. Die Eleganz der Beletage war beeindruckend, aber ich sah natürlich gleich, dass fast alle Gäste sehr konventionelle Wesen waren, was (natürlich) nichts über ihre menschlichen Werte oder beruflichen Verdienste aussagen soll. Es waren fast alle sehr reiche Leute, aber es war trotzdem auch irgendwie spießig!
    Wieder nur Smalltalk mit Ehepaaren, die ich nicht kannte. Gattinnen mit Perlenketten befragten mich nach meinen Kindern (als gäbe es keine anderen Themen), und nachdem ich diese nicht vorweisen konnte, nach meiner Tätigkeit. Oh, eine Pianistin! Das ist natürlich etwas anderes! Einer Künstlerin muss man schon einiges nachsehen! Ich fühlte mich nicht wohl, stand alleine herum, da Max immer zu irgendwelchen Begrüßungen unterwegs war. Dann sah ich ihn an einem Stehtisch mit einer ›Dame‹ flirten. Zu lange – empfand ich – sodass ich immer wieder in seine Richtung sah, und so den unreflektierten Ratschlägen zur Führung einer guten Partnerschaft einer Professorengattin, die neben mir an einem Tisch stand, nicht mehr richtig folgen konnte.
     
    ›Man muss eine Beziehung aber auch wollen!‹ Dieser, von Weisheit strotzende Satz blieb gerade noch bei mir hängen, als ich sah, dass Max seine Nachbarin strahlend umarmte, und seinen Arm dann nicht mehr von ihrer Hüfte nahm. Champagner und Wein tobten in mir. Ich konnte es nicht ertragen, wie locker und engagiert er sich nach der vergangenen Liebesnacht einer anderen Frau

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