Tastenfieber und Liebeslust
Max
20. Mai – 01:05 Uhr
Meine Geliebte,
was ist mit Dir? Geht es Dir nicht gut? Melde Dich doch kurz und sag mir nur, dass Du gut angekommen bist und Du wegen der Bäder und Massagen abends todmüde ins Bett fällst. Dann bin ich beruhigt!
Küsschen
Dein Max
20. Mai – 01:21 Uhr
Meine geliebte Animod,
ich gehe jetzt noch trauriger ins Bett als gestern!
Und bist Du erst mein ehelich Weib
Dann bist Du zu beneiden,
denn ich schenk Dir als Zeitvertreib
lauter Pläsier und Freuden.
Und wenn du schiltst und wenn Du tobst,
ich werd auch dies erleiden;
Doch wenn Du meinen Reim nicht lobst,
dann lasse ich mich scheiden!
(Frei nach dem Schelm Heinrich Heine!)
21. Mai – 12:55 Uhr
Meine geliebte Eva,
langsam kommt mir Dein Schweigen (fast vier Tage) spanisch vor! Das Handy hast Du sicher an dem hektischen Morgen vergessen. Aber gibt es denn auf Ischia kein Internet, um mir zu antworten, oder kein Telefon, um mich anzurufen und meine erregten Nerven zu beruhigen? Ich habe gestern Abend aus lauter Nervosität wieder zu rauchen begonnen. Du bist daran schuld!
Hast Du etwa im Flugzeug den Mann Deiner Träume kennengelernt? Dann muss ich mich – äußerst widerwillig – ja an die nächste Sonntagsausgabe des Tagesspiegels machen, um eine Gebrechlichkeitspflegschaft mit Endlösungspotenzial zu finden!
Ich werde mal einen anderen Weg versuchen und Deinen Ex-Mann anrufen. Der könnte die Telefonnummer von Beatrice haben. Jedenfalls hoffe ich sehr, dass kein Mann und vor allem auch keine Bauchspeicheldrüsenentzündung Dich vom Schreiben abhält.
Dein deutlich verunsicherter Max
21. Mai – 22:57 Uhr
Meine geliebte Eva,
wie schön war es, Deine Stimme wieder zu hören! Ich habe mich sehr gefreut, dass es Dir gut geht und Du – zumindest bis heute – keinen neuen Liebhaber zu favorisieren scheinst.
Mir macht es sehr viel Spaß mit Claudio zu laufen, denn das blöde Joggen geht mir auf den Geist. Mittlerweile kann ich genauso schnell rennen wie er. Wenn ich weiter trainiere, werde ich schneller sein als Dein Hund. Ich werde es Dir zeigen, wenn Du wieder zurück bist. Jedenfalls kommen wir gut – auch ohne zu bellen – miteinander aus, und er scheint es zu schätzen, dass er nicht nur gemächlich und gemessenen Schrittes Gassi geführt wird.
Ich werde morgen die Stiefmütterchen auf Deinem Balkon begießen. Ich hoffe, dass Du bald mal ein Internetcafé findest, denn ich bin so süchtig nach Deinen Mails.
Dein Geliebter
22. Mai 07 – 12:38 Uhr
Mein allerliebster Schatz,
nun habe ich alle Deine vielen Mails gelesen und mich an ihnen erfreut. Das Internetcafé hat heute endlich auf. Hier gibt es keine so verlaesslichen Oeffnungszeiten wie bei uns in Deutschland.
Herrliches Wetter, herrliche Thermen, alles wunderbar, Italien ist einfach mein Land. Schade, dass ich fast immer Schmerzen im Bein habe, das reduziert natuerlich meine Bewegungsfreude. Wenn ich nur wuesste, was der Grund der Schmerzen ist!
Ich freue mich, dass Du so gut mit Claudio klarkommst, und es ihm gut geht. Wenn auch ich nur so schnell rennen koennte wie Du!!!
Ich denke oft an Dich und in meinen Traeumen bist Du auch. Sybille sagte mir gestern, dass ich im Schlaf laut mit Dir geredet haette, auf eine etwas unanstaendige Weise …
Ich hoffe, dass wir bald gemeinsam hier sein koennen.
Sei umarmt und gekuesst
Deine Eva
PS: Schande auf mein Haupt: Ich rauche auch wieder!
22. Mai – 23:04 Uhr
Mein allerliebster Schatz?
Über das ›allerliebst‹ freue ich mich sehr, aber wer sind denn Deine liebsten Schätze? Ich bin sozusagen nur primus inter pares? Du sollst etwas Unanständiges im Traum gesäuselt haben? Das kann aber nicht mit mir zusammenhängen. Mit mir hast Du so was Schönes ja nie gemacht!
Hier ist es wieder sehr heiß, über 30 Grad. Bei diesen Temperaturen genieße ich besonders meine kühle Wohnung!
Mein Sohn hat heute sein Examen bestanden. Morgen werde ich mit ihm feiern und ein paar Bierchen trinken.
Heute habe ich mir zum Mittagessen eine ordinäre Sauce Bolognese gemacht. Da ich wie üblich zu viel kochte, lud ich Claudio zum Essen ein. So haben wir zu zweit diese Sauce mit Basilikumnudeln gegessen. Mit der Gabel kam er gut klar, aber mit dem Messer noch nicht. Der Wein hat ihm ausgezeichnet geschmeckt. Und ich dachte, Hunde mögen nur Eierlikör. Wie man sich irren kann! Immer diese Vorurteile und das Schubladendenken!
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