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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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Mai – 19:33 Uhr
    Mein lieber Geliebter,
    S. Antonio del Monte heißt mein Dorf. Die naechst groessere Stadt heißt Laco Ameno. Kochen moechte ich in der Tat lernen. Und zwar von Dir !!!
     
    Du fragtest mich gestern am Telefon, warum ich mein schönes Haus in Apulien verkauft, und mir dann eines auf Ischia gekauft hätte. Diesen Artikel schrieb ich damals für italienische Zeitungen. Lies mal, dann wirst Du mich verstehen:
     
    Ausgestoßene Hunde in Apulien.
    Im Februar 2003 kaufte ich ein wunderschönes Haus in einem kleinen Dorf am Golf von Taranto, 300 Meter vom Meer entfernt. Hier konnte ich in Ruhe musizieren und schreiben. Ich war glücklich, begann mit der Einrichtung und der Renovierung des Hauses und erkundete in Spaziergängen die nahe Umgebung.
    In einem noch nicht fertiggestellten Neubau lag eine Hündin mit ihren acht!!! Welpen. Sie war ein Skelett, die acht Welpen, die sie noch säugte, waren kugelrund. Irgendjemand hatte Brotreste in einer Plastikschüssel hingestellt und ein paar Holzlatten am Ausgang errichtet, damit die Kleinen nicht weglaufen konnten. Es war alles voller Kot. Ich brachte der Mutter täglich gutes Fressen. Nach 14 Tagen musste ich wieder abreisen.
     
    Im Mai kam ich wieder. Es war beeindruckend, mit welcher Innigkeit und Freude mich die Mutter begrüßte. Sie sah wieder kräftiger aus, die Welpen tranken ja nicht mehr an ihr . Von den acht waren aber nur noch fünf da. Man sagte mir, dass drei verkauft worden seien. Einen sah ich aber tot auf der Hauptverkehrsstrasse liegen.
    Nun hatte ich fünf Hunde zu füttern. Sie lagen vor meiner Haustür und warteten nicht nur auf das Fressen. Sie suchten Liebe und Nähe, ein paar gute Worte, ein Streicheln, einen Bezug zu einem freundlichen Menschen.
    Nicht immer nur dieses schreckliche »vai via!«, was sie sonst zu hören bekamen. Ich blieb zwei Monate, machte ein schönes Einweihungsfest, zu dem viele meiner Freunde angereist kamen.
     
    Im September kam ich wieder. Die Hunde waren nicht mehr da, und ich dachte, dass sie wohl überfahren oder auf andere Weise gestorben wären. Bei einem Spaziergang durch die, von Plastiktüten, leeren Flaschen und Dosen verunstaltete Macchia konnte ich kaum glauben, was ich sah.
    Ganz versteckt zwischen Dreck und Unrat lebten nun diese fünf Tiere, fraßen Müll und waren sehr krank. Ausgestoßen von diesem ewigen und gnadenlosen »vai via!« und dem Steinewerfen der Menschen dort.
    Die vier kleinen Hunde waren rappeldürr, voller eitriger Wunden am ganzen Körper, die immer wieder aufrissen, wenn sie sich leckten oder kratzten. Die Mutter war überraschenderweise in ganz guter Verfassung. Natürlich erkannten mich nun auch die Kleinen wieder, und von der wilden Begrüßungsfreude der fünf Hunde wäre ich fast umgefallen.
     
    O Gott, welch ein Elend, welche Augen blickten mich an! Eines der vier Kleinen war ganz entsetzlich verunstaltet. Die Ekzeme in seinem Gesicht hatten bereits ein Auge ganz geschlossen, das andere war nur noch halb geöffnet und voller Eiter. Mit einer Heilsalbe, die ich zufällig dabei hatte, cremte ich das Tier nun täglich ein. Selbst wenn es ihm Schmerzen bereitete, hielt es mir sein Köpfchen tapfer entgegen!
    Am Tag vor meiner Abreise waren seine Augen wieder offen! Welche Freude empfand ich und dachte, welch wunderbaren Beruf doch ein Arzt ausübt, wenn er sich an seinem Erfolg freuen kann.
    Natürlich hatte ich die ganze Zeit wieder allen zu fressen gegeben. Dieser kleine Hund verließ sogar das Rudel, um vor meiner Tür auf mich zu warten oder wenigstens meine Stimme zu hören. Er ließ sogar sein Fressen stehen, um von mir gestreichelt zu werden. Das hat mich so berührt, dass mir oft die Tränen über die Wangen liefen.
    Tiere sind Geschöpfe Gottes. Sie fühlen wie der Mensch Trauer und Lebensfreude, Angst und Verlassenheit. Die Kleinen hatten längst ihren Spieltrieb verloren. Sie schlichen nur noch geduckt umher.
    Nach einigen Tagen beschimpften mich die Nachbarn. Sie wollten mir verbieten, die Hunde weiter zu füttern, da sie Bakterien und Kot in die Straße bringen würden. Ich wies sie darauf hin, dass es Schippe und Besen, Sagrotan und bakterientötende Putzmittel gäbe. Sie reagierten nicht freundlich. Ich fragte sie, ob sie nichts gelernt hätten von dem Respekt, der Güte und Liebe ihres Landespatrons Francesco d’ Assisi? Es nützte nichts.
    Unter dem Geschrei meiner Nachbarn ging ich traurig in mein schönes Haus zurück, das immer mehr von dem Zauber und

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