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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cruz Smith
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freies Leben, bin unabhängig.«
    »Außer wenn es kalt wird.«
    »Jeder sollte aus dem Rucksack leben. Da findet man heraus, was wesentlich ist.«
    »Wie ein Gesetzloser? Was ist das Wesentliche für dich? Zeig’s mir.«
    Schenja fühlte sich in die Ecke gedrängt. Streiten mit Lotte war wie Schach, und er verlor erneut.
    »Na gut.« Er wühlte in seinem Rucksack und legte nacheinander ein zusammengeklapptes Schachbrett, einen Samtbeutel mit Schachfiguren, Schachuhr, Notizbuch und Stift, ein Taschenbuch mit dem Titel Beyond Bobby Fischer und einen Plastikbeutel mit Zahnbürste, Zahnpasta und Seife auf den Tisch.
    »Wie viele Schachpartien hast du gewonnen? Bestimmt über tausend. Und mehr hast du dafür nicht vorzuweisen? Du bist mir ja ein schöner Gesetzloser.«
    »Ich kann dich schlagen.«
    »Hast du aber nicht.« Sie griff nach seinem Notizbuch und öffnete es, um ihren Sieg ein zweites Mal zu genießen. »›Bd5 nach Rd5, Qe2 nach Rd1‹. Das war dein Patzer.«
    Er folgte ihr um den Tisch. »Ich spiel noch mal gegen dich, jetzt.«
    »Das Turnier ist vorbei.«
    »Wenn ich so eine Zeitverschwendung bin, warum bist du dann immer noch hier?«
    »Ich habe nie gesagt, dass du eine Zeitverschwendung bist.« Sie drehte sich um und küsste ihn voll auf den Mund. »Das habe ich nie gesagt.«
    Maxims Wohnung war im Wesentlichen ein durch Pizzakrusten, halb leere Bierflaschen und vollkommen leere Wodkaflaschen gebohrter Tunnel. Dazu überall Bücher, Zeitungen und Lyrikrezensionen, die aus Regalen quollen, auf dem Boden gestapelt waren und einem unter den Füßen wegrutschten. Zigarettenasche hing wie feiner Vulkanstaub in der Luft.
    »Ist bequemer, als sie aussieht.« Maxim schob einen Pizzakarton und Manuskripte von einer Couch. »Was hat Sie veranlasst, in Kaliningrad zu bleiben?«
    »Der Charme dieser Stadt. Vielleicht sollte ich einfach in ein Hotel gehen«, sagte Arkadi.
    »Und deren Preise zahlen? Blödsinn.« Maxim klopfte auf Kissen. »Ich weiß, dass hier irgendwo eine Flasche Wodka ist.«
    Sie mussten umeinander herumtanzen, um von einer Seite des Zimmers zur anderen zu kommen.
    Arkadi meinte: »Trotzdem habe ich das Gefühl, im Weg zu sein.«
    »Überhaupt nicht. Wenn ich allerdings gewusst hätte, dass ich einen Gast haben würde, hätte ich …«
    Einen Bagger bestellt, dachte Arkadi. »Das Leben eines Dichters«, sagte er. »Wo soll ich meine Jacke aufhängen?«
    »Wo immer Sie wollen. Es gibt nur eine Regel.«
    »Und die wäre?« Arkadi war gespannt.
    »Zünden Sie keine Zigarette an, bevor Sie einen Aschenbecher gefunden haben.«
    »Sehr weise.«
    »Da gab es in der Vergangenheit schon mal Probleme.«
    »Mit anderen Dichtern, zweifellos.«
    »Jetzt, wo Sie es erwähnen. Nehmen Sie doch bitte Platz.«
    Arkadi hob einen Stapel Papier vom Boden auf. »Nur zur Rezension« stand auf dem Deckblatt.
    »Der Autor ist ein talentloser Schmierfink und dazu bestimmt, in wohlverdienter Versenkung zu verschwinden.« Wie nebenbei fügte Maxim hinzu: »Er ist hinter demselben Stipendienfonds in den Staaten her wie ich.«
    »Sie wissen, dass er gerade gestorben ist?«
    »Ach ja? In dem Fall hat Russland eine einzigartige Stimme verloren … zu früh dahingeschieden … hinterlässt eine Leere. Ich meine, warum nicht großzügig sein?«
    »Sie haben ihn mir nie genannt.«
    »Wen genannt?«
    »Den Namen des Stipendienfonds.«
    »Hab ich nicht? Ich glaube, es gibt noch gar keinen Namen. Die haben gerade erst angefangen. Alles ganz geheim, bevor sie ihre Wahl treffen.«
    »Erstaunlich. Sie würden wirklich alles tun, um aus Kaliningrad fortzukommen?«
    »Kaliningrad gibt es nicht.« Beginnend an der Eingangstür, ahmte Maxim einen Mann nach, der die Wohnung betritt, sich zu einem Couchtisch vorarbeitet, ins Schlafzimmer geht und mit einem Kissen zurückkommt, aus dem er eine wie Chrom glänzende Wodkaflasche zieht. »Man muss nur nachvollziehen, was man als Letztes getan hat.«
    »Wieso das Kissen?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern. Haben Sie Hunger?« Aus einem Küchenschrank holte er Gläser, Blutwurst und ein Baguette, das so hart war wie ein Gehstock. Er musste die Stimme heben, während er es zersägte. »Ich bin kein Slawe. Nichts für ungut, aber ein Slawe trinkt, um besoffen zu werden.«
    »Ist mir schon aufgefallen.«
    »Wohingegen eine zivilisierte Person in einem normalen Land in angenehmer Gesellschaft trinkt, bei herzhaften Speisen und vernünftigen Pausen zwischen dem Zuprosten.«
    Was gut zu Viktors

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