Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
und ruft sich stattdessen Enno ins Gedächtnis. Mit einem Mal wünscht sie sich sehnlichst, in den Geruch von Ennos Haut, in diesen Hauch von Bergamotte, vermischt mit Schweiß, einzutauchen. Ihn mit der Zunge zu schmecken. Marzipan mit einem Schuss Bittermandel, süß und bitter zugleich, besser als jede Schokolade. Unruhig dreht sie sich auf die Seite, versucht in ihrer Sehnsucht, die Erinnerungen an Ennos Umarmungen mit in den Schlaf zu nehmen.
Als würden ihre Wünsche wahr, meint sie nach einer Weile zu spüren, wie Finger sanft ihren Rücken streicheln. Mit wundervoller Zartheit liebkosen sie jede Stelle ihres Nackens, ihrer Taille, ihrer Lenden. Als sie sacht ihre Pobacken auseinanderspreizen und um ihren Anus kreisen, beginnt sie zu stöhnen. Sie meint wegzuschmelzen. Streckt ihre Venusgrotte dem Streicheln entgegen und hält die Luft an, bis sie die langsamen, fast unmerklichen Bewegungen des pulsierenden Lebens in sich spürt. Zerfließt vor Wohlbehagen. Den Körper wärmend hinter sich, angefüllt mit Süße, dämmert sie vom Traum in den Schlaf hinüber.
Irgendwann in der Nacht schreckt ein fremdes Geräusch sie auf. Irgendwas, ganz in ihrer Nähe, klappert und scheppert, als würde ein Gegenstand zu Boden fallen. Täuscht sie sich, oder hört sie ein leises Fluchen? Dann Stille. Sie blinzelt in den finsteren Raum, kann nichts erkennen. Verstört fragt sie sich: Was war das? Wo bin ich?
Es dauert eine Weile, bis es ihr einfällt. Lauter Puzzleteilchen schwirren durch ihren Kopf. Sie ist noch zu müde, um sie in der richtigen Reihenfolge zusammenzubasteln. Sie ist gestern Mittag in Mallorca gelandet. Ist dann mit diesem Meister zu der Schamanengemeinschaft auf das Land gefahren. Felder, Medizinflaschen, Kräutergeruch und diese braunen Augen, die sie immer wieder zu hypnotisieren schienen, fallen ihr ein und auch die Unnahbarkeit und dahinter seine Verletzlichkeit.
Später, allein in ihrem Zimmer, sorgte die milde Mittelmeerluft, die von irgendwoher den Duft von Orangenblüten trug, das wenige Essen und Ennos vage Andeutung, dass er sich mit ihr in Mallorca treffen wollte, dafür, sie zu verwirren.
Sie war unendlich müde gewesen, hatte sich ins Bett gelegt. Was war dann geschehen? Richtig: Die Sehnsucht nach Enno gaukelte ihr vor, dass der Geliebte sie in den Armen hält. Eine Welle der Zärtlichkeit überflutet Ulla auch jetzt bei dem Gedanken. Alles war so real gewesen. Eine Sekunde später begreift sie die Tragweite des eben Gedachten. Mit einem Schlag ist Ulla hellwach. Vielleicht ist es wahr? Vielleicht hat Enno mich gefunden und ist hier, in diesem Zimmer? Der Lärm!
Sie schält sich aus den Decken. Ihre Augen mühen sich mit dem Dunkel im Zimmer ab. Nur durch einen schmalen Spalt der Übergardinen fällt ein Streifen Mondlicht auf den Fliesenboden. Ulla erhebt sich leise, um mehr davon hereinzulassen. Sie schleicht zum Vorhang. Die Vorfreude, Enno bei sich zu finden, setzt sich zärtlich in ihr fest. Schon in der Nacht wollte sie den Körper des Geliebten im vollen Licht betrachten, jetzt kann er es ihr nicht, wie am Abend, verwehren. Jetzt wird sie mit ihren Händen jeden Zentimeter Haut erkunden, sich die Linien einprägen, wovon sie ihre unendliche Müdigkeit vor Stunden abhielt. Jetzt könnte er so viel betteln, wie er wollte, er würde sich ihrem Wunsch, das Licht einzuschalten, nicht mehr widersetzen können. Sicher, zärtlich hatte er im Dunkeln ihr Gesicht ertastet, ihr behutsame Küsse auf die Stirn, auf die Augen, den Hals, den Nacken gehaucht und, als sie etwas sagen wollte, ihren Mund mit seinem verschlossen. Dabei waren seine Hände zart über ihre Haut geglitten, hatten gestreichelt, gelockt, hier und dort verharrt, ihre Brüste umspielt, so dass sie sich dem Spiel seiner Finger ohne Wenn und Aber hingegeben hatte. Mit geschlossen Augen konnte sie nur noch vor Wonne und Wohlbehagen stöhnen.
Noch jetzt spürt sie die Süße in sich, und erneut beginnt ihr Körper zu kribbeln und wird von Hitze durchströmt, als würden in ihrem Inneren die Flammen eines Kaminfeuers züngeln.
Endlich hat sie sich bis zur Gardine vorgearbeitet, ohne den geringsten Lärm zu verursachen. Vielleicht ist Enno im Schlaf an einen Gegenstand gekommen, und er ist runtergepurzelt? Auf keinen Fall will sie ihn dann wecken. Ganz vorsichtig nestelt sie an den Übergardinen herum. Sie sind schwer zu bewegen, gleiten nicht so einfach zur Seite, verhaken sich. Sie möchte fluchen, verkneift es sich, zupft
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