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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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Harz. Das Salz des Meeres mischt sich dazwischen, allerdings übertönt vom Knoblauchgeruch, der anscheinend aus der Hotelküche zu ihr hinaufweht.
    So wünscht sich Julia jeden Morgen ihres Lebens. Vor ihren Augen erstreckt sich tiefblau das Mittelmeer. Ein wolkenloser Himmel spannt sich darüber. Zufrieden rekelt sie sich die letzte Müdigkeit aus den Knochen. Nicht weit vom Hotel entfernt dümpelt ein Segelboot auf dem Wasser. Seine Segel schlagen schlaff immer wieder hin und her.
    Als Julia in das Zimmer zurückgeht, um sich anzukleiden, fragt sie sich, ob das Wasser des Swimmingpools bereits warm genug zum Schwimmen sein könnte. Sie nimmt sich vor, nach dem Frühstück die Temperatur zu prüfen, in dem sie eine Hand ins Wasser streckt. Als sie später die Balkontür schließt, fällt ihr Blick auf eine Richtung Strand schwimmende Person. Sieh an, denkt sie, offensichtlich hat sogar das Meer bereits Badetemperatur. Das Segelboot treibt inzwischen nicht mehr wie vorhin in der Bucht, sondern weiter draußen. Seine Segel bewegen sich noch immer leicht von einer Seite zur anderen.
    Als Julia aufgeräumt die Rezeption passiert, kramt sie launig ihre paar Spanischbrocken aus den Gehirnkammern: „Hola, qué tal?“
    Die Empfangsdame quittiert ihre Mühe mit einem extra freundlichen Lächeln und einem „Hola, Señora, muy bien.“
    Im Speisesaal herrscht bereits Hochbetrieb. Julia verharrt einen Moment am Eingang und wirft einen Blick in die Runde. Die Mehrzahl der anwesenden Urlauber hat die Fünfziger-Grenze erreicht oder bewegt sich sogar noch fünf Jahre oder mehr darüber. Ihre Altersgruppe. Die meisten Frauen sind hübsch gewandet und überwiegend attraktiv zu nennen. Die Männer, die ohne kosmetische Hilfsmittel auskommen müssen, können nicht mithalten. Etwas amüsiert stellt Julia fest, dass eine stattliche Anzahl der anwesenden Herren gute Chancen hätte, als Model in der Sparte „Werdende Mütter“ genommen zu werden.
    Sie schlendert am reichhaltigen Büfett entlang. Wenn sie sich dem Klub der Scheinschwangeren nicht anschließen will, wird sie standhaft den Verlockungen widerstehen müssen. Schade. In einer Ecke des Saales entdeckt sie den Tisch mit dem Schild „Wandergruppe“ und marschiert darauf zu. Sie ist froh, dieses Mal nicht allein mit dem Zeichen „Single“ auf der Stirn an einem Katzentisch Platz nehmen zu müssen. Mit ein Grund, diese Reiseart zu buchen. Noch immer fällt es Julia schwer, im Urlaub zu ihrem Alleinsein als Witwe zu stehen.
    „Hallo, ich bin Julia“, stellt sie sich vor, und ihre Augen wandern über die Anwesenden, bevor sie sich einen freien Stuhl sucht.
    „Helga“, antwortet die Frau neben ihr und streckt ihr die Hand hin. „Wir scheinen den gleichen Wanderausstatter zu haben“, scherzt sie und zeigt auf Julias hellblaue Bluse.
    Julia lacht. „Und den gleichen Geschmack. Aber zu Ihren blonden Haaren macht sich Hellblau viel besser als zu meinem braunen Haar.“
    „Sandra und Torsten.“ Das junge Ehepaar zwinkert Julia unkompliziert zu, und die beiden Frauen, die noch am Tisch sitzen, lächeln ebenfalls und beten ihre Namen herunter.
    „Unser Wanderführer verspätet sich gleich am ersten Tag, das fängt ja gut an“, mokiert sich ein einzelner Mann, der hager und mit verbissenem Gesicht in der Ecke hockt und den Julia bislang übersehen hat. Als sie ihn fragend ansieht, entwischt ihm ein stockendes „Ich bin der Heinz. Wie immer ist offenbar die Frauenquote in der Gruppe übererfüllt.“
    Julia blickt Hilfe suchend zu Helga. Die zuckt nur mit den Schultern.
    „In jeder Gruppe gibt es ein Ekel“, raunt ihr Helga zu. Sie nickt, denn etwas Ähnliches lag ihr ebenfalls auf der Zunge. „Am besten nicht beachten.“ Julia beschließt, den vertrocknet aussehenden Typen in den Vierzigern möglichst zu ignorieren.
    „Ja, der Wanderführer sollte eigentlich schon hier sein, auf dem Zettel stand 8.30 Uhr, und jetzt ist es fast neun“, rettet Torsten die Stimmung.
    „Wenn man vom Teufel spricht, erscheint er. Tut mir leid, aber ... Habt ihr noch einen Platz für mich? Ich muss mich erst einmal setzen. Wenn ihr darüber hinaus auch noch einen Kaffee für mich übrig habt, dann wäre das super“, begrüßt sie ein Mann und wirft sich erschöpft auf einen freien Stuhl.
    „Warten Sie, ich hole Ihnen was. Eier, Semmeln, Wurst, Käse?“ fragt eine der Frauen eilfertig und steht schon halb.
    „Nein, nichts zu essen, mein Magen muss sich erst einmal wieder einkriegen.

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