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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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gerade einen herzhaften Bissen zu nehmen, als die dunkle Stimme des Meisters sie von hinten aufschreckt: „Guten Morgen, Ulla, wie geht es Ihnen?“
    Sie dreht sich um, schmunzelt, als sie ihn ein wenig hilflos mit seinem Tablett an ihrem Tisch stehen sieht. „Guten Morgen, wollen Sie sich nicht zu mir setzen?“ fordert sie ihn mit einem Lächeln auf. Erleichtert, wie ihr scheint, stellt er sein Tablett auf den Tisch.
    „Mit geht es sehr gut, es tut mir leid, dass ich Ihnen nach der Séance so viel Ärger bereitet habe. Ich bin Ihre speziellen Teesorten nicht gewohnt“, scherzt sie und fährt in einem leichten Plauderton fort: „Ich habe von Anja gehört, dass Ihre Rede ganz wundervoll war. Schade, dass ich nicht dabei sein konnte. Aber heute Nachmittag werde ich mir die Beiträge anhören.“
    „Und, haben Sie schon Angst vor Ihrem großen Auftritt?“ fragt er mitfühlend und lächelt. „Brauchen Sie nicht, Ihr Buch ist großartig und spricht für sich, das wollte ich Ihnen auf jeden Fall noch vorher sagen.“
    Ulla freut sich über das Lob. Heute ist anscheinend ihr Glückstag. Spontan entschließt sie sich, forsch zu sagen: „Ich habe den Eindruck gewonnen, Ihre Gruppe interessiert sich nicht unbedingt für mein Buch, sondern für eine Rezeptur, die nicht im Buch aufgenommen ist. Liege ich da richtig?“
    Sie bemerkt, dass Hetyei kurz zusammenzuckt, dann aber reagiert er schnell: „Sie haben recht. Es handelt sich um ein Heilkraut, das schon die Indianer kannten, mit dem es möglich ist, Schwangerschaften auf natürlichem Wege zu regulieren. Ihre Mutter soll dieses Mittel gekannt haben.“
    Ulla schüttelt den Kopf. „Ich kann mir das nicht vorstellen. Aber ich kann, wenn ich nach Kalabrien komme, gern nachforschen, und wir können darüber verhandeln.“ Sie blickt ihr Gegenüber an. Die Winkel seines schönen Mundes zittern ein wenig. Gleich darauf hat er sich wieder in der Gewalt und lächelt. „Ja, machen Sie das.“
    „Aber viel mehr interessiert mich folgende Frage: Woher wissen Sie, dass meine Mutter ein solches Mittel kannte? Ich bin beim Sortieren der Unterlagen nicht auf ein solches Heilkraut gestoßen. Es wäre mir sicher aufgefallen.“
    „Gwen ...“ Der Meister erzählt Ulla von Gwens Erlebnis mit der Patientin Monica. Ulla hört aufmerksam zu. Als er endet, wischt sie sich verschämt eine Träne aus den Augen. „Wissen Sie, ich habe die krebskranke Monica unter sehr dramatischen Umständen kennengelernt. Ich bedaure sehr, dass sie nicht mehr lebt. Monica war die einzige Person, die mir etwas über meine Mutter Sabina hätte erzählen können. Ich würde so gern mehr über sie erfahren. Aus diesem Grund habe ich mich ja auch der Séance unterzogen. Ich habe tatsächlich ihre Anwesenheit gespürt, es war unheimlich. Und auch sehr beeindruckend. Natürlich fand ich nicht berauschend, dass ich danach so hilflos war.“
    „Das muss nicht sein, vermutlich waren Ihre Nerven überreizt. Sie erzählten mir ja von Ihrer Flugangst. Alles war neu für Sie. Es ist erstaunlich, dass Sie trotzdem so weit kamen. Mir drängte sich der Eindruck auf, dass Sie sich nicht in einem geschützten Raum befanden. Als ich es merkte, habe ich die Séance abgebrochen. Ich wollte nicht, dass Sie Schaden erleiden.“
    „Sie haben die Séance unterbrochen? Ich dachte die ganze Zeit, die Unterbrechung wäre von Gwen ausgegangen.“
    „Nein, im Gegenteil, Gwen ist mir böse, dass ich sie rausgerissen habe. Aber mir war das Risiko zu hoch. Natürlich bedauere ich, dass Sie dadurch nicht mehr über Ihre Mutter erfahren konnten.“
    Ulla merkt, dass ihre Kaffeetasse leer ist, und gießt sich nach. Sie
    beißt von ihrem Brötchen ab. Nachdem sie runtergeschluckt hat, fragt sie ganz ruhig: „Waren Sie neulich Nacht in meinem Zimmer?“ Sie sieht wie Hetyei errötet und verlegen auf das Meer schaut.
    „In zwei Minuten haben wir die Sonne hier am Tisch. Mögen Sie die Sonne?“ fragt er, statt zu antworten, um dann leise hinzuzufügen: „Ich habe Ihnen die Rose ins Zimmer gelegt, um Ihnen für die Séance positive Energie mitzugeben.“
    Ulla sagt nichts weiter. Sie verbeißt sich ein Lächeln und blickt auf das Meer. „Ja, ich mag die Sonne.“
    Der Meister ist aufgestanden und steht ein wenig verloren neben ihr. „Ich wünsche Ihnen viel Erfolg in allen Dingen, Ulla. Sie sind eine so lebensfrohe Frau.“ Ulla schaut ihm nach, wie er mit vorgebeugten Schultern davonschlurft, als würde er eine schwere Last

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