Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
seinem Finger auf die Karte zu tippen. Sein Blick fixiert Ullas Oberweite. Julia muss an sich halten, um nicht loszuprusten.
„Das ist mir zu üppig, ich möchte nur eine Kleinigkeit.“ An dieser Stelle gibt es für den Mann keinen Blick. Zögernd richtet er sich wieder auf, er kann seine Augen nur mühsam von seinen Beobachtungsobjekten lösen. „Ich stelle Ihnen gern einen kleinen Teller Tapas zusammen, Señora. Nur für Sie“, flötet er.
„Wunderbar.“ Er erntet ein strahlendes Lächeln von Ulla. Geschäftig eilt er davon. Julia sieht ihm nach. Die anderen Bedienungen spotten offensichtlich über das Verhalten ihres Chefs und kichern.
Ulla indessen zeigt auf das Meer und verkündet strahlend: „Morgen früh muss ich das Wasser wenigstens um meine Füße spüren.“
Das kleine Intermezzo bekommt Ulla besser als Sekt, stellt Julia fest und ist froh.
„Stell dir vor, Julia, Gwen, eine der Frauen um den Meister kannte Monica. Sie ist Ärztin und hat Monica behandelt. Ist das nicht irre?“
„Die, von der du mir erzählt hast? Marke Eisschrank?“
„Ist sie gar nicht, sie ist nett. Hat viel durchgemacht, inzwischen finde ich sie sehr sympathisch. Sie ist nicht mit allem, was der Meister macht, einverstanden.“
Julia denkt sich ihren Teil. Eigentlich wollte sie ja nicht davon anfangen, aber da die Sprache auf die ärztlichen Geschäfte der Gruppe kommt, platzt sie heraus: „Ich habe heute erfahren, dass die Gruppe Eizellenspenden für eine Privatklinik sammelt. Nicht ganz unumstritten, in Deutschland ist der Handel damit verboten, glaube ich. In Spanien ist er erlaubt. Eigentlich habe ich angenommen, die Gruppe beschäftige sich nur mit den Naturheilmitteln. Ich kann mir gar nicht denken, wie das zusammenpasst. Andererseits ist es sicher eine gute Sache, Frauen zu helfen, die unbedingt ein Baby möchten.“ Julia ist ernst geworden. „Manche Frauen leiden enorm unter der Kinderlosigkeit. Eine Freundin von mir hat mal versucht, sich das Leben zu nehmen, weil nichts klappte“, fügt sie etwas unzusammenhängend hinzu.
Ulla nickt. „Ja, nur die Hormonbehandlung, die vorgeschaltet wird, ist sehr umstritten. Gwen hat mir davon erzählt. Sie forscht auf diesem Gebiet. Deshalb ist sie auch interessiert an einem alten Heilkraut, das meine Mutter wiederentdeckt haben soll. Damit ist es möglich, eine Schwangerschaft abbrechen. Sie hofft, dass es gelingen könnte, es zusammen mit anderen Mitteln einzusetzen, so dass es auch Frauen mit Kinderwunsch hilft, ohne Chemie auf natürlichem Wege gesunde Eizellen zu produzieren.“ Ulla hat sich richtig in Rage geredet. Julia stellt verwundert fest: „Sie scheint dich ja richtig überzeugt zu haben.“
„Ja, sie war schließlich auch das Medium für meine Mutter. Ich bin sicher, mit ihrer Hilfe kann ich mehr über sie erfahren, und wenn wir das Mittel finden? Das wäre doch fantastisch. Sie hat mir, ebenso wie der Meister, Geld dafür angeboten.“
„Und willst du es nehmen?“
„Sicher, ich brauche es doch für mein Vorhaben. Ich möchte sicher gehen, dass das Mittel, sollten wir es finden, in guten Händen ist. Ich habe nicht vor, es meistbietend zu verschachern.“
Julia schüttelt innerlich den Kopf. Gwen oder der Meister haben Ulla anscheinend einer regelrechten Gehirnwäsche unterzogen. Irgendwie ist es ihr fast unheimlich. Sie wird auf Ulla aufpassen müssen. Skeptisch fragt sie: „Und, wer ist derjenige mit den guten Händen? Gwen oder der Meister? Oder diese Margo? Was ist mit der? Die war dir doch am Anfang so sympathisch.“
„Von Enno habe ich erfahren, dass Margo und der Meister ein Riesenprojekt planen. Er kennt den Architekten. Ach, ja, ich soll dich schön grüßen. Rat mal von wem!“
Julia blickt etwas konsterniert ob Ullas Schwenker. In diesem Moment stellt der Wirt einen Teller vor Ulla hin, richtet das Besteck, lächelt, und Ulla ist damit beschäftigt, sehr anmutig „Danke, das sieht aber gut aus“ zu hauchen. Der Mann scheint davonzuschweben. Einen Moment fragt sich Julia, warum sie diese Taktik nie gelernt hat. Dann fällt ihr ein, dass die Natur sie einfach nicht so üppig versorgt hat und sie dadurch auch nie in diese Verlegenheit kam. Nicht dass sie dem einen oder anderen nicht auch mal aufgefallen wäre. Versonnen schaut sie auf die Uferpromenade, ein wenig Traurigkeit zieht in sie ein, weil ihr natürlich Bernd einfällt, und wie gern er sicher jetzt auch hier mit ihr sitzen würde. Sie schaut zum Himmel. Die kleine
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