Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
es mit dir aus, Julia? Beginn 21 Uhr.“
„Galilea? Der Ort oben auf dem Berg, mit dem großen Kirchenplatz davor und der schönen Aussichtsterrasse?“
„Ja, genau. Dort oben ist heute ein Fest zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria, und den krönenden Abschluss bildet das Konzert. Ich kenne zufällig den Meister, der die Orgel spielt, und darum ...“
Julia hat sich zu Max hinuntergebeugt und streichelt ihn. Sein Fell fühlt sich herrlich seidig an. „Na, darfst du auch mit in die Kirche?“
„Sag, nee, ich muss draußen bleiben. Aber dafür bekomme ich von dem Wirt dort oben ein paar leckere Knochen und jage die Katzen, die da rumstromern, und falls ich noch einen Artgenossen treffe, heulen wir zusammen den Mond an.“
„Aha, so, so. Schade, dass ich nicht mitkommen kann. Ich treffe mich heute Nachmittag mit meiner Freundin, ich habe dir doch erzählt, sie ist bei dem Schamanenkongress. Sag mal, die Wirtin erzählte mir, dass die Schamanengruppe Frauen mit Babywunsch hilft. Ich dachte, sie bauen Kräuter an.“
„Ja. Ich weiß von meiner Frau davon, sie arbeitet in einer ambulanten Klinik in Peguera. In Spanien ist es ein gutes Geschäft, seine Eizellen zu verkaufen. Für junge Frauen, meine ich. Besonders blauäugige und blonde Besitzerinnen sind gefragt. Es gehen auch viele Touristinnen dorthin, bekommen eine Hormonbehandlung, und dann werden die Eizellen entnommen. Die Frauen, deren Eizellen nicht funktionieren, die freuen sich darüber. Natürlich gibt es auch Auswüchse, so werden manchmal schon recht alten Tanten – entschuldige ...“
„Ist schon gut, ich fühle mich nicht angesprochen“, wirft Julia ein.
„… na ja, Eizellen eingepflanzt, und sie bekommen dann Kinder, obwohl sie eigentlich Großmütter sein sollten.“
„Hört sich doch alles in allem ganz gut an, ich sehe da kein Problem, aber ich habe mich auch bislang nicht damit beschäftigt.“
„Hier in Mallorca gibt es religiöse Gruppen, die gegen den Nachwuchs aus dem Glas ist. Sie sind der Meinung, dass damit Gott ins Handwerk gepfuscht wird. Ich glaube eher, sie haben Angst, dass ihre Frauen machen, was sie wollen. Ja, und dann gibt es noch Gruppen, die gegen den Handel mit embryonalen Stammzellen sind und meinen, das wäre Mord.“
„Verstehe, um die Verwendung von embryonalem Material gibt es auch in Deutschland ziemlich viel Wirbel. Ganz geheuer ist einem die Sache nicht. Huxleys Schöne neue Welt lässt grüßen, bald werden wir geklont. Wobei, für viele genetisch bedingten Erkrankungen bringt die Forschung vielleicht Hilfe. Es ist wie mit allem Neuen, erst einmal regt sich Widerstand. Eigenartig, dass ein so katholisch geprägtes Land wie Spanien in dieser Hinsicht weniger konservativ ist.“
„Oh, ich sehe, unser Fahrer steckt den Kopf in die Tür, entschuldige mich.“ Gunter geht zu dem Tisch, an dem die anderen der Wandergruppe sitzen. „Es geht in zehn Minuten los, bitte langsam darauf vorbereiten, Leute.“ Dann schlendert er hinaus, Max folgt ihm. Der Schwanz des Hundes wedelt freudig. Julia nimmt ihren Rucksack auf. Sie will noch schnell auf die Toilette. Als sie Helga dort trifft, fragt sie: „Willst du jetzt mitkommen zu dem Vortrag bei den Schamanen? Ich steige allerdings gleich in Peguera aus.“
„Ich würde gern, aber, da wir heute am frühen Abend nochmals losfahren ... Nein, ich habe mich für die Orgelkunst entschieden, und dazwischen brauche ich eine Dusche. Tut mir leid.“
„Ist in Ordnung“, lacht Julia, während sie das kalte Wasser über ihre Handgelenke laufen lässt.
Als sie kurze Zeit später aus dem dunklen Dämmerlicht des Lokals hinaus in das helle Mittagslicht tritt, staunt Julia erneut über die Aussicht, die sich ihr bietet. Vorhin war sie viel zu erschöpft von der Wanderung gewesen und auch zu sehr mit Schwätzen und Scherzen beschäftigt, um sie richtig zu würdigen. Dabei kann sie einem fast den Atem nehmen. Vorsichtig lehnt sie sich über die kleine Stützmauer, in dessen Nähe der Wagen parkt, um in die schwindelerregende Tiefe des Tales zu schauen. Das Land fällt steil ab. Kleine Fincas klammern sich an den Berg oder hocken gefährlich nah an Felsvorsprüngen. Sie stellt fest, dass zwischen den auch hier terrassenförmig angelegten kleinen Feldern viele der uralten Begrenzungsmauern inzwischen halb verfallen sind. Ganz in der Ferne kann sie ockerfarbene Dächer erkennen, die sich schutzsuchend um eine Kirche schmiegen. Sie atmet tief durch und lächelt, bevor sie in
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