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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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zu blamieren. Als sie endlich beim Teufelsrad ankommen, eine Minute später beim Moderator und der Lottofee stehen und die Assistentin ihm noch schnell mit einer Puderquaste über sein Gesicht fährt, fühlt er sich wie im Gefängnis. Flucht ist nicht mehr möglich.
    „Sind Sie so weit, Herr Ochshammer? Gleich sind wir auf Sendung.“ Sie hebt die Hand zum Zeichen, und das Lämpchen einer der Kameras leuchtet auf. Claudia dreht sich zu ihm, lächelt und wünscht ihm sehr telegen Glück. Natürlich wird sie im Zuschauerraum sitzen und alles beobachten. Er wünscht sich, die Zeit vordrehen zu können und schielt nach Kopitzki, kann ihn aber nirgends im Innenraum von Felds Teufelsrad sehen. Menschentrauben drängen sich auf den Holztribünen rund um die große Drehscheibe. Stimmen und Rufe sind zu vernehmen. Das Gejohle schwillt zum Orkan an, als Ochshammer an den Rand des Rades geführt wird. „Ochshammer, Ochshammer, zeig, was du kannst“, feuern ihn Stimmen an, als wäre er ein Gladiator. Einer, der den Löwen zum Fraß vorgeworfen wird, und die Raubtiere lecken sich schon die Lefzen, weil ihnen der Speichel aus dem Maul tropft vor lauter Vorfreude auf das deftige Stück Fleisch. Diesen Punkt kann er abschreiben, so viel ist sicher.
    Ein rot-grüner Punchingball schwingt zusätzlich über der Scheibe, und er kann sich ausrechnen, dass er ihn unter Garantie an den Kopf geschleudert bekommt. Jetzt bindet man ihm auch noch eine Augenbinde vor das Gesicht und führt ihn noch ein Stück weiter zum Rand des Rades.
    „Gleich sind Sie auf der Scheibe, nur einen Schritt, dann können Sie die Binde wieder entfernen“, flüstert ihm die Regieassistentin zu. Er bekommt einen kleinen Stoß, als er zögert und merkt, wie sich unter seinen Füßen alles dreht. Das Publikum buht und pfeift. Schnell streift er das Band von den Augen und versucht, die Balance zu halten. Es gelingt ihm auch einigermaßen, und er wird mutiger und lächelt sogar.
    „Und noch eine Runde für den Kandidaten. Gönnen wir ihm noch eine Verschnaufpause, ja?“ Aus dem Publikum brüllt einer: „Such dir halt a Madl. Dann kannst di hoid an ihrer festhoiten. Haben doch alle gnua zum einhoitn dro, de Madln.“ Gelächter. Doch die meisten grölen lautstark: „Schmeiß ihn, schmeiß ihn …“
    Er ahnt, was auf ihn zukommt. Die bisherige Geschwindigkeit des überdimensionalen Drehtellers steigert sich, der Punchingball über ihm kreist schneller, und es wird schwieriger und schwieriger, ihm auszuweichen und sich gleichzeitig auf den Füßen zu halten. Bevor er den Gedanken zu Ende denken kann, sitzt er schon auf dem Boden. Noch schleudert es ihn nicht über den Rand, und er stemmt sich in den Untergrund. Die Stimme des Moderators überschlägt sich fast, er versucht, sie wegzuschalten und sich auf die Fliehkräfte zu konzentrieren. Das Rad wird schneller und schneller, es rast im Kreis, ihm ist schon ganz schwindelig. Der Ball trifft ihn, wirft ihn um, er richtet sich wieder auf, krallt sich am Untergrund fest, versucht, mit dem Oberkörper auszugleichen. Er schwitzt und hat Angst, reagiert auf den vorbeifliegenden Ball, duckt sich weg. Die Drehung nimmt nochmals zu, und – keine Chance mehr – er wird unsanft über den Rand hinaus ins Aus katapultiert. Willige Hände helfen ihm auf die Füße. „Immerhin, unser Kandidat hat sich gut geschlagen“, schreit der Rekommandeur über den Lautsprecher. „Applaus für ihn.“
    Benommen und trieselig lässt sich Ochshammer wie ein Stück Holz zum Moderator hinschieben und ist froh, als dieser ihm einen Schritt entgegenkommt, ihn um die Schulter fasst und zu sich heranzieht. Der Schlager „Hölle, Hölle, Hölle“ hallt durch das Rund. Leise zischelt der Rekommandeur ihm zu: „Keine Angst, wir kriegen das schon hin, hören Sie mich?“ Ein Knopf wird ihm ins Ohr gedrückt. Die Musik wird leiser, und der Ansager brüllt laut durch sein Mikrofon: „Herr Ochshammer, übernehmen Sie?“
    Ochshammer nimmt das Mikro in die Hand und schaut erst einmal in die Runde. „Mutige vor, so schlimm ist es nicht, und wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Sondereinsatz wird belohnt. Zusätzlich erhält der Gewinner aus meiner eigenen Tasche tausend Euro. Der gleiche Betrag geht an das Kinderhilfswerk. Freiwillige vor! Wer ist der Erste, der etwas Gutes für die Kinder tun will?“ fällt ihm noch ohne das Soufflieren des Moderators ein. Und tatsächlich stürmen einige Burschen nach vorn.
    „Da wollen wir nicht nachstehen,

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