Tatort Oktoberfest (German Edition)
verstehen tue ich das nicht. Will man mir unterstellen, dass ich mit unfairen Mitteln kämpfe und nicht einmal vor einem Mord zurückschrecke? Das heute mit dem Soufflieren war auch eine faule Sache. Stecken Sie dahinter? Wenn ja, merken Sie sich eines: Ich kämpfe fair. Wenn ich verliere, dann verliere ich. Sonst verlieren Sie, mein Freund. Verstanden?“
Kopitzki blickt Ochshammer lieber nicht in die Augen. Er quetscht nur ein. „Ist gut, Herr Ochshammer“ heraus. Das war jetzt gefährlich, woher wusste dieser Typ von dem Zwischenfall in der BMW-Welt? Hatte jemand etwas beobachtet, als … Er würde das sofort weitergeben müssen. Nur gut, dass Ochshammer so naiv ist und nicht weiter nachgeforscht hat. „Ich hole gleich den Wagen, Herr Ochshammer.“
„Ich warte hier auf Sie, Kopitzki.“
Er atmet erleichtert auf, offensichtlich hat Ochshammer den Vorfall eben vergessen.
Als Claudia an den Festzelten vorübergeht, wird sie immer wieder angehalten und um ein Autogramm gebeten. Sie lächelt und fragt höflich: „Für wen? Was soll ich schreiben? Ah, für Sabine, ein schöner Name.“ Sie bemüht sich, ihr Lächeln nicht zu eingefroren wirken zu lassen. Schließlich kann niemand dafür, dass ihre Bitte „Komm, sei es nur für eine Stunde“, von dem Mann, nach dem sie sich sehnt, nur mit einem „Vielleicht, ich schaue“, quittiert wurde.
Die Lottofee hat heute Ochshammer ausgewählt. Sie würde sich erst morgen behaupten müssen. Hoffentlich nicht mit einer ähnlichen Nummer wie mit dem Teufelsrad. Obwohl, sie hätte diese Prüfung sicher besser gemeistert. Sie kichert ganz unvermittelt. Den Knaben rund um die drehende Plattform wären die Augen übergegangen. Schließlich trägt sie unter dem weiten Rock des Dirndls kein Höschen, und wenn da mal ein wenig Fleisch und etwas Dunkles aufgeblitzt wäre? Natürlich hätte sie alles abgestritten, aber sie ist sich sicher, alle Männer wären sofort auf ihrer Seite gewesen. Nur jenen einen kann sie nur schwer überzeugen. Mist. Merkt er denn nicht, dass sie ihn braucht? Dass die Anspannung ihre Libido zum Kochen bringt, und sie sich schon fast wie eine läufige Katze fühlt? Natürlich würden Hunderte sofort einspringen und mitkommen, wenn sie mit dem Finger schnippen würde. Aber sie will nicht irgendeinen, sie will ihn. Soll sie sich wieder ins Bett legen und an sich selbst rumspielen? Oder soll sie Luigi anrufen? Er ist zwar nicht der eine, aber so als Ersatz ab und an nicht zu verachten. Wobei, jetzt wo seine Frau von ihren Eltern zurück ist, sollte sie lieber die Finger von ihm lassen. Als Informant ist er nützlicher. Allerdings unzuverlässig, scheint ihr. Trotz ihrer Abmachung hat er sich nicht gemeldet. Ein paarmal hat er es wohl versucht, aber immer wenn sie abhob und sich meldete, wurde die Verbindung beendet. Vielleicht ist sein Handy kaputt. Auf jeden Fall ist der Ochshammer ganz sympathisch, irgendwie wirkt er einsam. Wäre lustig, wenn sie mit ihm … Sie reitet aber auch wirklich der Teufel!
„Welchen Namen soll ich einsetzen? Ah, Brigitte, schöner Name.“ Anscheinend wollen heute nur die Frauen etwas von ihr. Ein hübscher Bursche, und sie wird schwach. „Und? Was soll ich schreiben?“ Sie blickt hoch und sieht auf die Knöpfe einer Uniform. Das Gold blitzt auf dem blauen Tuch, die Hosen darunter sind weiß. „Ihre Majestät“, sagt sie und lacht. „Hallo Ludwig, wie geht es Ihnen?“ Sein etwas verlegener Blick voller Bewunderung amüsiert sie. „Hallo Nadine, seid ihr schon lange unterwegs?“ fragt sie und zieht die beiden etwas zur Seite. „Ach, die sind aber süß“, ruft sie aus und packt sich einen der kleinen Löwen, die Ludwig auf dem Bauchladen vor sich her trägt. Dann busselt sie das Schmusetier und wirft Ludwig durch die Wimpern einen koketten Blick zu.
„Wir beenden unsere Tour, uns tun die Beine weh, nicht wahr, Ludwig?“ Nadine bufft den Jungen in die Seite. „Ludwig, komm auf die Erde!“ Sie lacht mit Claudia zusammen, und dann haken sie Ludwig einfach ein, jede von ihnen auf einer Seite und schlendern gemeinsam immer wieder Passanten anstoßend und lachend über die Festwiesenstraße bis zu Traudls Stand. „Puh, nicht einfach, da durchzukommen“, prustet Nadine, um sich dann an ihre Mutter zu wenden. „Schau mal, wen ich mitgebracht habe! Die wichtigste Person der gesamten Wiesn. Ich dachte, vielleicht möchtest du auch ein Autogramm. Wir haben schon eines, der Ludwig und ich.“
„Grüß Sie, Claudia,
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