Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
garantiert. Nein, nein – aus dem Ritz Carlton Hotel auf St. Thomas, einem jener »Resorts«, deren Strände mutmaßlich regelmäßig mit Tonnen von Puderzucker aufgehübscht werden (bei Zuckermangel wird aus Bolivien Ersatzstoff eingeflogen), wird man niemals Informationen für eine Homestory über Roberto Blanco erhalten. Da kann er sein faltiges Grinsen noch so sehr neben einer ein Viertel so alten Dame emporrecken und via Schlagzeile im Geriatrie-Magazin verkünden lassen: »So lebt sich’s im Paradies.«
Das Ritz Carlton des Eilands ist vielmehr bemüht, seinen Gästen größtmöglichen Luxus in einer Atmosphäre gediegener Ruhe zukommen zu lassen. Dieses Hotel legt einfach Wert auf die wirklich wichtigen drei großen D’s: Diskretion, Dollars, Dekadenz. Zugegeben – vor allem wenn die Handtaschen-Wiedergeburt Paris Hilton den Haupteingang passiert, geht die Diskretion schon mal über Bord, doch im Allgemeinen achtet das Personal peinlich genau darauf, dass nichts und niemand den zweibeinigen multimedialen Trendsettern die Laune verderben kann. Ruhe lautet hier die erste Bürgerpflicht, gefolgt von der Sicherheit für den Cineastenadel.
Und genau deswegen gibt es hier auch den Job des Kokosnuss-Sicherheitsbeauftragten, der natürlich nicht so heißt, aber laut Stellenbeschreibung genau dafür zuständig ist. Dieser spezielle Security-Mitarbeiter ist nämlich eigens dafür abgestellt, die auf Tropeninseln gerne ungehemmt wuchernden Kokosnüsse im Auge zu behalten – selbstverständlich aus gutem Grund. Die pelzigen Milchbonbons bringen zuweilen tatsächlich ein Gewicht von etlichen Kilogramm auf die Waage und haben die unangenehme Eigenschaft, sich im Zustand der Reife von der wiegenden Palme im Sauseschritt abwärts zu bewegen.
Im Klartext: In einem gewissen Status plumpsen die Dinger runter wie die Felsbrocken von den Zinnen der mittelalterlichen Burg, wenn die Hunnen vor den Toren derselben standen – und da wie dort verursacht das Prinzip der Schwerkraft manche dramatisch eingedellte Denkerstirn. Rund einhundertfünfzig Menschen sterben weltweit pro Jahr durch herabstürzende Kokosnüsse, denn wenn die prallen Dinger aus einer Höhe von acht bis zehn Metern auf die Hirnschalen von Flaneuren oder Schattensuchenden herniederfallen, dann winkt mit Macht der spontane Schädelbruch. Zum Vergleich: Von Haien werden jährlich nur etwa zehn Menschen auf dem ganzen Globus an Odins Tafel entsandt, sodass die Folgerung ganz klar heißen muss: Haie? Kleine Fische – ein echter Killer ist die Kokosnuss.
Der mit einem Höchstmaß an Achtsamkeit beauftragte Kokosnusswächter hat demzufolge die Pflicht und Schuldigkeit, den Nussbestand des hoteleigenen Strandes täglich mehrmals zu inspizieren – und zwar gründlich. Sobald er eine Nuss entdeckt, deren Reifegrad einen bevorstehenden Sturzflug signalisiert, erklettert er flugs das stolze Palmengewächs und entfernt die tickende Botanikbombe unverzüglich. Und nicht, dass Sie nun denken, der Mann hätte praktisch nichts zu tun: Eine grobe Schätzung der Zahl der hoteleigenen Palmen allein in den Gärten des hier genannten Ritz Carlton ergab einen Annäherungswert von über tausend Stück.
Gefahr: ** (Man muss schon ein guter Kletterer sein, um diesen Job machen zu können, und natürlich kann man runterfallen und sich dabei ziemlich wehtun. Tödliche Risiken sind jedoch nicht zu befürchten, denn der Boden unter Palmen besteht gemeinhin aus Sand.)
Langeweile: ** (Der Arbeitsplatz ist paradiesisch, von den Palmenwipfeln hat man einen wunderbaren Einblick in zahlreiche Dekolletés, doch langfristig gilt der Merksatz: Kokosnuss – hast du eine gesehen, so kennst du sie alle.)
Seltenheit: **** (Wir können nur vier Sterne vergeben, denn es ließ sich nicht exakt ermitteln, ob es den Job mittlerweile auch in anderen Hotelanlagen gibt.)
Ekelfaktor: (Eklig ist da nix.)
Neidfaktor: ** (Mal abgesehen vom Arbeitsumfeld, das sicherlich für eine Löffelspitze Neid sorgen könnte, gibt es für die meisten Menschen wahrscheinlich nur vergleichsweise wenig Gründe, sich beruflich mit der Sicherheit von Kokospalmen auseinanderzusetzen.)
Kapitel 3
Die tierischsten Jobs
Wer diesen Berufen nachgeht, hat mit Tieren zu tun: als Schlangenfänger oder als Entenmeister in einem Hotel in Memphis. Der bringt jeden Tag fünf Enten von ihrer »Wohnung« auf dem Dachboden zu einem Hotelbrunnen, in dem sie dann sechs Stunden schwimmen dürfen. Wer also Tiere liebt, kann
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