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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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dann kann man sie nicht synchronisieren. Wenn man sie synchronisiert, guckt man sie nicht wirklich an. Und dann langweilt man sich, denn die Texte sind öder als ein Interview von Reinhold Beckmann mit sich selbst.)
Seltenheit: * (Tausende von Filmen werden monatlich produziert, Tausende von Streifen werden synchronisiert. Selten ist der Job also wirklich nicht.)
Ekelfaktor: **** (Lassen Sie es uns so formulieren: Wenn Sie gewisse Ansprüche an Stil und Ästhetik haben, sollten Sie diesen Job niemals in Erwägung ziehen. Wenn Sie jedoch Dieter Bohlen für einen Künstler halten, gerne gelbe Leggings tragen und ein wenig öligen Charme versprühen, werden Sie sich bei den meisten Streifen nicht besonders ekeln.)
Neidfaktor: * (Testosterongeplagte Angehörige einer Männerselbsthilfegruppe könnten den Synchronisierungsjob als Einstieg in die Darsteller-Riege des Porno-Business missverstehen. Die wären dann neidisch. Sonst fällt uns spontan niemand ein.)

Lebender Geist
     
    Ä hneln Sie Harry Wijnvoord? Sehen Sie aus wie Dieter Thomas Heck? Können Sie Kinder erschrecken, indem Sie sich wie Lukas Podolski anhören, oder treiben Sie Ihrem Nachbarn den Angstschweiß auf die Stirn, weil Ihre Gesten ihn an Joschka Fischer erinnern? Trifft auch nur eine dieser Eigenschaften auf Sie zu, dann haben wir möglicherweise den idealen Job für Sie: Geben Sie doch einfach den lebenden Geist.
    Ganz so einfach, wie es sich zunächst anhört, ist es allerdings nicht – Hässlichkeit und schlechte Laune genügen als Qualifikation noch lange nicht. Man mag über Gaddafi, Khomeini, Catweazle und Monica Lewinsky sagen, was man will, aber sie haben die Messlatte für Abgrundtiefes schon sehr hoch gelegt. Galt einst eine Visage wie die von Richard Nixon schon als Ersatz für die atomare Abschreckung, sind die heutigen Kinder abgebrüht genug, um selbst vor einer Helmut-Kohl-Maske nicht mehr schreiend davonzurennen. Gut, Westerwelle geht auch den Härtesten von uns noch wie ein Tsunami unter die Haut, Christoph Daum löst nach wie vor Traumata aus, und Wolfgang Schäuble, die rollende Gallenkolik, macht uns weiterhin mehr Angst, als wir jemals vor einer Nacktszene mit Mutter Beimer hatten. Aber die Zeiten, in denen man sich als Madeleine Albright einfach zurücklehnen und abwarten konnte, wie die Umgebung vor Schreck dahinschied, sind vorbei. In dieser unglückseligen Ära des Internets haben wir fast alles schon gesehen, sämtliche Fähr- und Schrecknisse schon verspürt und stellen Freddy-Kruger-Puppen mit rot glühenden Augen als Nachtleuchten neben die Betten unserer Kinder.
    Sie merken schon: Man muss sich anstrengen, um die Menschen heute noch das Gruseln zu lehren. Wenn man jedoch sein Handwerk beherrscht, dann gibt es etliche Einsatzmöglichkeiten, und der Verdienst ist auch ganz passabel. Vor allem wenn man bedenkt, dass Sie für das, was Sie in Geisterbahnen tun, anderswo mit dem Entzug Ihrer Bewegungsfreiheit bestraft würden. Wenn Sie in Süd-London beispielsweise eine Maggie-Thatcher-Maske tragen und unschuldigen Rentnern als Wiedergänger der eisernen Lady heimleuchten, ist das weit mehr als grober Unfug. Schließlich könnte ein mutwillig herbeigeführter Herzinfarkt durchaus als Mord interpretiert werden. Auf dem Rummelplatz jedoch ist diese Form des fröhlichen Schabernacks nicht nur erlaubt, sondern sogar gewünscht, denn plötzlich hervorschießende Holz- oder Plastikpuppen mit ihren blutunterlaufenen Augen und den billig aufgemalten Wundnarben entlocken doch heutzutage nicht einmal mehr den Dreijährigen noch ein müdes Frösteln. Nein, der Trend in der Erschreckungsbranche geht eindeutig hin zum »lebenden Geist«, der seine Opfer eben nicht nur durch plötzliches Erscheinen oder angeblich fürchterliche Laute zu schockieren sucht, sondern ihnen durch Verfolgung und Präsenz, durch perfide Wiederholung und den Appell an die geheimsten Ängste das Gefühl vermittelt, die Grenzen von Wirklichkeit und Fiktion würden verschwimmen. Sie mögen einwenden, es mache Ihnen überhaupt nichts aus, in einer dunklen Nacht Uli Hoeneß zu begegnen, aber fragen Sie doch mal einen Bremer, wie er damit umgehen würde. Da kann eine Geisterbahn schnell zum emotionalen Himmelfahrtskommando werden, da kommt Ihnen nach einer Weile sogar das Gesicht von Peter Maffay wieder vertrauenerweckend vor.
    Ein großartiger Arbeitgeber für diesen neuen Trendberuf sind übrigens nicht nur zahlreiche Geisterbahnen rund um den Globus, sondern auch

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